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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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endlich zu? Ersparst mir die Qualen, noch ein paar Jahre auf irgendeine ernste Ansage von dir zu warten. Ich bin mir sowieso nicht mehr sicher, dass ich dich heiraten will. Sag es doch einfach, damit wir beide klarsehen – damit wir alle drei es endlich wissen. Du liebst June, und das war schon immer so.»
    Junes Blick irrte fassungslos von Vanessa zu Henry.
Was?
    Vanessa starrte sie böse an. «Ach Scheiße, June! Lass doch bitte dieses alberne ‹Wen, mich?›-Getue! Das hat vielleicht funktioniert, als du dich mit achtzehn oder wie alt auch immer du da warst, hast schwängern lassen, aber langsam wird’s langweilig. Glaub mir. Aus dem Alter der kleinen Naiven bist sogar du inzwischen raus!»
    June starrte Vanessa an, und Vanessa starrte Henry an.
    «Ich mag es nicht, in die Ecke gedrängt zu werden, Vanessa», sagte er schließlich mit ruhiger Stimme.
    Vanessa stieß ihm den Zeigefinger auf die Brust. «Und ich mag es nicht, ständig in Konkurrenz zu einer anderen zu stehen, ob sie nun gerade im Lande ist oder nicht. Ich hab die Nase voll, Henry. Betrachte dich als ungebunden. Ich gehe inzwischen übrigens wieder mit Beck Harglow aus. Der verzehrt sich wenigstens nicht seit Jahren heimlich nach einer anderen.» Sie nahm Beans Champagnerglas und schleuderte es direkt neben Henry an die Wand. June sah die Scherben zu Boden rieseln. Dann machte Vanessa auf dem Absatz kehrt und verschwand die Treppe hinauf. Oben knallte eine Tür ins Schloss.
    «Geh ihr nach!», sagte June. Sie war sich nicht ganz klar darüber, was da gerade passiert war. Beck Harglow – der Spitzenmechaniker, von dem alle so schwärmten – hin oder her, Vanessa war immerhin sauer genug gewesen, um Dinge durch die Gegend zu werfen.
    «Nein. Diesmal nicht», sagte er. «Die Show war übertrieben, aber in der Sache hat sie schon recht.»
    June sah mit angehaltenem Atem zu ihm hoch.
    Die Clint-Eastwood-Augen hielten ihren Blick fest. «Ich habe dich wirklich schon immer geliebt, June.»
    June erstarrte, gefror. Jede einzelne Zelle in ihrem Körper kam zum Stillstand.
    Henry trat näher, stellte sich ganz dicht vor sie, hob ihr Kinn an, und dann küsste er sie, direkt auf den Mund, genauso wie sie sich das damals, als Charlie noch ein winziges Baby war, immer heimlich vorgestellt hatte. Dann machte er einen Schritt zurück, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. «Das wollte ich schon die ganze Zeit tun. Den ganzen Tag, das ganze Wochenende, eigentlich seit Jahren. Immer schon.»
    June wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wollte es doch auch. Sie hatte es auch schon immer gewollt. Aber … sogar jetzt, wo jemand – und zwar nicht nur irgendwer, sondern Henry Books, der einzige andere Mann, von dem sie je geträumt hatte – ihr all das zu Füßen legte, was sie so sehr zu vermissen glaubte, konnte sie sich nicht von der Vorstellung lösen, John doch noch zu finden – und von all den damit verbundenen Möglichkeiten, so unwahrscheinlich sie auch sein mochten. June konnte nichts dagegen tun, sie hing nun mal an der bescheuerten Idee, ihn zu finden und endlich Antworten auf all die Fragen zu bekommen, die ihr seit Jahren den Schlaf raubten. Und sie träumte noch immer davon, dass er ebenfalls die ganze Zeit nach ihr gesucht hatte. Vielleicht hatte sie ihm ja auch nie gesagt, wie sie mit Nachnamen hieß. Sie hatten insgesamt gerade mal sieben oder acht Stunden miteinander verbracht, und ein paar davon unter dem vernebelnden Einfluss von Bier und Gin Tonic.
    Vielleicht sucht er mich ja gerade in diesem Augenblick
, dachte sie.
    «June?»
    «Ich –» Sie wandte sich ab und ließ sich in den ledernen Schreibtischsessel sinken. «Ich bin –»
    «Du wartest auf jemand anderen», sagte er. «Das ist mir klar.»
    Ihr brannten Tränen in den Augen. «Findest du, ich spinne? Weißt du, jetzt, wo ich gerade endlich aktiv nach ihm suche, Charlie zuliebe, denke ich die ganze Zeit – ich meine, ich kann einfach nicht aufhören zu hoffen. Es ist wahrscheinlich albern und völlig sinnlos, aber ich kann einfach nicht anders.»
Ich habe dich immer geliebt …
    Er lehnte sich gegen einen Balken. «Wer behauptet, das sei sinnlos und albern? Es gibt so viele Was-wäre-Wenns, auf die du eine Antwort brauchst, June. Im Augenblick suchst du nach diesen Antworten, und daran hängst du dein Herz und deinen Verstand. Das ist nicht sinnlos. Du bist dabei, etwas ins Reine zu bringen. Und je nachdem, was geschieht, bist du vielleicht irgendwann wieder frei in Herz und

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