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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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es höchste Zeit, zu Hause anzurufen. Dort werde wahrscheinlich die Haushälterin antworten, habe der Sohn gesagt.
    »Eine Haushälterin? So etwas habe ich? Das klingt ja nett.«
    Sorjonen wählte die Nummer, doch er bekam nur zu hören: »Dies ist der automatische Anrufbeantworter von Vermessungsrat Rytkönen. Ich mache einen kleinen Ausflug und bin einige Zeit nicht zu Hause. Wenn Sie ein Anliegen haben, sprechen Sie aufs Band. Auf Wie­ derhören.« Taavetti Rytkönen lauschte seiner eigenen Stimme und war hocherfreut.
    »Donnerwetter, was ich für eine kräftige Stimme habe, hör mal, Sorjonen! Lass uns noch mal anrufen.«
    Seppo Sorjonen sagte, dass er nicht Rytkönens An­ rufbeantworter anzurufen brauche, er habe auch so das Glück, dessen Stimme zu hören.
    Sorjonen half dem Alten ins Bett. Rytkönen murmelte unter der Decke hervor:
    »Ist irgendwie erleichternd zu wissen, dass man nicht obdachlos ist. Und dass man immerhin in Espoo-Haukilahti wohnt, und nicht zum Beispiel in Seinäjoki oder in Yli-Kiiminki.«
    Sowie Sorjonen die Tür hinter sich geschlossen hatte, sprang Taavetti Rytkönen aus dem Bett und schlüpfte in seinen neuen Anzug. Er kämmte sich, trank eine Dose Bier und fuhr mit dem Fahrstuhl nach unten.
    Vor dem Hotel winkte er sich ein Taxi heran und wies den Fahrer an, ihn nach Nokia zu bringen. In der Nachtgaststätte der Tankstelle blätterte er im Telefon­ buch und fand Leena Niemeläs Adresse. Blumen waren um diese Zeit schwer zu besorgen. In Ermangelung von etwas Besserem tat es auch der Strauß aus der Vase, die auf der Theke stand. Das Taxi wartete, während der Vermessungsrat seiner ehemaligen Geliebten einen nächtlichen Besuch abstattete.
    Über das ganze Gesicht strahlend, kehrte der alte Haudegen im Morgengrauen ins Tammer zurück. Unter dem Arm trug er eine altmodische Kaffeemühle, Leena Niemeläs freundliches Erinnerungsgeschenk an ihren
    früheren Liebhaber. Rytkönen platzierte das Gerät liebe­ voll auf dem Kühlschrank, dann legte er sich ins Bett und schlief selig ein.
    9
    Seppo Sorjonen erwachte im Morgengrauen von un­ überhörbarem Lärm, der aus dem angrenzenden Park heraufdrang. Ärgerlich stieg er aus dem Bett und spähte durch die Gardine. Unten im Park war unter großem Getöse ein Fußballspiel im Gange, an dem ein halbes Dutzend junger Männer teilnahm. Sie rannten hinter dem Ball her und brüllten wie Tiere. An den Bäumen lehnten zwei Fahrräder, die mit Bier beladen waren. Von dort holten sich die Männer Nachschub, sowie sie ihre Flaschen ausgetrunken und zerschlagen hatten. Ange­ widert schloss Sorjonen das Fenster und legte sich wieder ins Bett, wobei er wünschte, die Betrunkenen würden bald genug haben, den Park verlassen und nicht länger die Nachtruhe der Leute stören.
    Sein Wunsch erfüllte sich jedoch nicht. Der Lärm im Park nahm sogar noch zu, immer wieder brüllte die Horde hurra, als ob sie sich im Stadion befände. Mit dem Schlafen war es endgültig vorbei. Wütend überlegte Sorjonen, ob er die Polizei anrufen und sie bitten sollte, dem sinnlosen Treiben ein Ende zu setzen.
    Taavetti Rytkönen erwachte ebenfalls von dem Lärm. Zunächst wusste er nicht, wo er war. Wütend saß er auf dem Bettrand, im ersten Dämmerlicht des Sommermor­ gens fiel sein Blick auf die Kaffeemühle, die in der Ecke des Zimmers auf dem Kühlschrank stand. Sollte das etwa zur Dekoration dienen, oder weshalb stellte das Hotel solche Dinger auf die Zimmer? Rytkönen drehte zur Probe an der Kurbel. Bohnen waren nicht in der Mühle. Der Kühlschrank hingegen war voller kleiner Flaschen mit Likör, Wein und Wodka. Um sein Ge­ dächtnis ein wenig aufzufrischen, leerte Rytkönen eine der Flaschen. Jetzt erinnerte er sich: Er war im Tammer. Nebenan, an der anderen Seite der Wand, schlief sein Begleiter Sorjonen.
    Rytkönen öffnete das Fenster und brüllte hinaus: »Ruhe! Lasst die Leute schlafen!«
    Die Aufforderung zeigte keinerlei Wirkung, das lär­ mende Spiel dauerte an. Rytkönen ging ins Nachbar­ zimmer zu Sorjonen und bat ihn, die Polizei in den Park zu rufen. Ein alter Mann könne nicht die Nächte hin­ durch wachliegen. Sorjonen befolgte seinen Wunsch. Bei der Polizei sagte man ihm, auf dem Gelände sei ein Streifenwagen unterwegs, die Sache würde umgehend geklärt werden. Rytkönen kehrte in sein Zimmer zurück. Er wickelte sich in seine Decken und stopfte sich die Zipfel des Kopfkissens in die Ohren. Es half nichts, die Nerven ließen den müden alten Mann

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