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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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im Stich. Er stand wütend auf, versteckte sein Geld unter dem Kopfkissen, zog sich schnell an und fuhr mit dem Fahrstuhl nach unten. Auf den Stufen vor dem Hoteleingang blieb er stehen und atmete tief durch. Die feuchte und kühle Morgenluft erfrischte ihn. Er umrundete das Viertel, es tat gut, ein wenig zu gehen, dann kehrte er zum Hotel­ eingang zurück. Aus der Ferne tönten noch immer die eintönigen Rufe der jungen Männer herüber. Was moch­ te dort vorgehen? Rytkönen trat wieder auf die Straße und lenkte seine Schritte in den Park.
    Plötzlich kam ihm ein schmutziger Fußball entgegen­ gerollt, er war aus dem Park auf die Straße geflogen und kam direkt auf Rytkönen zu. Instinktiv lief er dem Ball entgegen und beförderte ihn mit einem kraftvollen Schuss zurück. Ein Mann ist von Natur aus so veran­ lagt, dass er gar nicht anders kann, als gegen einen sich nähernden Ball zu treten. Es liegt ihm einfach im Blut. Und wenn sich der Ball entfernt, verführt das den Mann, hinterherzulaufen. Rytkönen geriet mitten in das Spiel der angetrunkenen jungen Männer und machte auf der Stelle mit. Sowie jemand den Ball wegschoss, rannte Rytkönen hinterher und war sofort wieder am Ball. Er geriet außer Atem, gab aber nicht auf. Er stellte sich vor, der Torraum befände sich auf der Höhe des Hotels, und versuchte, den Ball dorthin zu befördern. Trotz seines Alters war er den anderen durchaus nicht unterlegen, denn die jungen Leute hatten die ganze Nacht herumgetobt und waren nicht mehr fit. Rytkönen fing an zu brüllen, sein Blut erhitzte sich. Jemand brachte ihm Bier und klopfte ihm anerkennend auf den Rücken. Er bat die anderen, zwei Parkbänke hochzukip­ pen und als Torpfosten aufzubauen, dann drosch er den Ball hindurch. Gewaltiges Hurrageschrei dröhnte durch den Park, dass ganz Tampere davon widerhallte.
    Das unstete Spiel wurde nun mit neuem Eifer fortge­ setzt. Rytkönen wurde zum Kapitän einer Mannschaft ernannt. Er hatte zwei, drei Mitspieler, auf der Gegensei­ te waren es fünf. Eines der zuschauenden Mädchen musste sich in Rytkönens Tor stellen. Der Alte jagte mit Feuereifer dem Ball hinterher und schoss ein Tor nach dem anderen. Er hatte unglaublichen Spaß an der Be­ wegung, am Spiel auf dem weichen Rasen im Schatten der dichten Laubbäume, und schrie sich heiser. Pausen wurden nicht gemacht, nur während der Strafstöße wurde Bier getrunken.
    Im Eifer des Gefechts landete der Ball wieder einmal auf der Straße. Rytkönen rannte hinterher und beförder­ te ihn mit großem Elan weiter. Der Ball flog im hohen Bogen auf die gegenüberliegende Seite und klatschte in das Wasserbecken neben dem Hotel. Die anderen Spie­ ler kamen keuchend angerannt. Man beschloss, Was­ serball zu spielen. Alle Männer warfen ihre Kleidung ab und kletterten in das Becken, Rytkönen allen voran. Man blieb bei der alten Mannschaftsaufteilung. Die Seite des Beckens, die zum Tammer zeigte, war das eine Tor, dementsprechend lag das andere Tor genau gegenüber. Das Wasser spritzte, der Ball sauste hin und her. Wenn er außerhalb des Beckens landete, warfen ihn die hilfs­ bereiten Mädchen wieder ins Wasser. Das Geschrei war enorm. Schließlich kam ein Polizeiauto angefahren, und zwei Polizisten stiegen aus, die die lärmende Meute aus dem Wasser kommandierten und allen befahlen, sich anzuziehen. Die Mädchen verdrückten sich, ebenso ein paar junge Männer von der gegnerischen Mannschaft. Rytkönen wollte jedoch noch nicht aufhören. Er kriti­ sierte die Polizisten laut und bezeichnete sie als klein­ lich. Jedermann habe schließlich das Recht, in einem öffentlichen Park Sport zu treiben.
    Die Polizisten erklärten, es habe bereits mehrere Anzeigen wegen des Lärms gegeben, jetzt müsse endlich Ruhe einkehren.
    Zwei junge Männer, die besonders betrunken waren, wurden frech. Das ließen sich die Polizisten nicht bieten, sie forderten die beiden auf, in ihr Auto einzusteigen, dann sammelten sie einige der übrig gebliebenen Klei­ dungsstücke ein.
    »He, Alter, dort im Becken, steigen Sie sofort ins Au­ to«, befahlen sie Rytkönen.
    Doch Taavetti Rytkönen blieb standhaft. Er hatte sich den Fußball unter den Arm geklemmt und war nicht bereit, aus dem Wasser zu steigen. Starrsinnig stand er mitten im Becken, es war unmöglich, an ihn heranzu­ kommen. Die Polizisten mussten sich damit begnügen, seine beiden im Auto krakeelenden Mitspieler auf die Wache zu bringen. Rytkönen drohte dem abfahrenden Polizeiauto

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