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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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mir nicht mal meine eigenen Angelegenhei­ ten merken, geschweige denn die anderer Leute«, erwi­ derte Rytkönen.
    Mäkitalo führte seinen Gast ins Hinterzimmer. Dort zog er die unterste Schublade des Bücherschrankes auf, entnahm ihr eine blaue Mappe und legte sie offen auf den Tisch. Die Mappe enthielt Flurkarten und weitere Unterlagen über den Hof. Als Mann vom Fach interes­ sierte sich Rytkönen vor allem für die Karten.
    Mäkitalo breitete auf dem Tisch die fotokopierte Karte seines bäuerlichen Anwesens aus. Es handelte sich um eine normale Flurkarte, doch sie enthielt zahlreiche Eintragungen mit rotem Filzstift. Mäkitalo bat Rytkönen, sich die Karte genau anzusehen.
    Die Fläche des Anwesens betrug hundertzwanzig Hek­ tar. Es war eine zusammenhängende Parzelle in der Form eines Beils, und zwar derart, dass die breite Schneide den Norden und der Schaft den Süden bildete. Der nördliche Teil hatte nahezu gleiche Abmessungen und bildete somit fast ein Quadrat. Die Wirtschaftsge­ bäude lagen in der nordwestlichen Ecke, dorthin ging auch die Straße, die aus dem Ort kam, dann als Forst­ straße weiterführte und im Osten die Grenze des Anwe­ sens überquerte.
    Die Wirtschaftsgebäude umfassten das Haupthaus, einen für fünfzehn Tiere bemessenen Rinderstall, die Sauna und die Scheune. Südlich der Gebäudegruppe breitete sich ein ausgedehnter Sumpf aus, der fast bis an den Hof reichte. Mäkitalo hatte den nördlichen Teil des Sumpfes für den landwirtschaftlichen Anbau tro­ ckengelegt. Das Oberfeld, wie er seine aus dem Sumpf gewonnene Anbaufläche nannte, umfasste elf Hektar. In südöstlicher Richtung lag noch das sechs Hektar große Unterfeld, ebenfalls aus einem Sumpf gewonnen. Die Waldgebiete befanden sich im östlichen Teil des Anwe­ sens. Die Südspitze bestand aus Ödland. Auf den Fel­ dern standen zwei Darren, und in einer Ecke des Ober­ feldes stand eine Dreschscheune. Durch das Gelände floss, von Nordwesten kommend, ein kleiner Bach, der dem Westrand des Oberfeldes folgte und in die Moore südlich des Anwesens mündete. Aus dem Unterfeld führte ein Dränagekanal in den Bach.
    An Mäkitalos Bauernhof grenzten im Westen staatli­ che Ländereien, auch das im Süden gelegene weite Moor war Staatseigentum. Die Wälder östlich des Anwesens gehörten einer Holzfirma, und im Norden lag der verlas­ sene Hof eines weiteren Frontsoldaten. Dieser war so schlau gewesen, in den sechziger Jahren nach Schwe­ den zu gehen, er war allerdings bereits gestorben.
    »Dem Lauri Rehmonen ist der ganze Ärger erspart geblieben«, äußerte sich Mäkitalo über seinen Nachbarn.
    Rytkönen hielt die Karte in seinen kundigen Händen. Er wunderte sich, weshalb Mäkitalo zusätzlich zu den üblichen Eintragungen allerlei sonderbare Bemerkungen notiert hatte. Bei den Feldern stand beispielsweise: »Die Gräben verstopfen, den Boden mit dem Pflug quer durch den Schlag völlig aufreißen.« Bei den Wirtschaftsgebäu­ den stand neben jedem Bauwerk nur ein lakonischer Vermerk: »Abreißen« oder »Niederbrennen«. Der Keller und ein paar kleine Unterführungen, die unter den Feldwegen hindurchführten, hatten den Vermerk be­ kommen: »Sprengen«. Das Ödland im Südteil des Anwe­ sens war zum Abbrennen verurteilt, ebenso das Torf­ moor am Rand der Felder. Auf den Wald wartete die »Endgültige Vernichtung« und auf den Milchbock das »Zerkloppen«.
    Das waren bedeutungsschwere Zeichen. Es blieb kein Zweifel, was Heikki Mäkitalo vorhatte.
    »Du willst deinen ganzen Hof dem Erdboden gleich­ machen?«
    »Genau. Ich bin mit meinen Nerven am Ende.« Taavetti Rytkönen sah seinen alten Kriegskameraden
    überrascht an. Ein Mann muss maßlos zornig sein, wenn er die Zerstörung seines Lebenswerkes plant.
    Mäkitalo blätterte in der Mappe. Er nahm ein Blatt heraus, das mit der sorgfältigen Handschrift eines alten Mannes beschrieben war und eine Aufstellung des ge­ samten Besitzes enthielt. Es las sich wie ein Nachlass­ verzeichnis. Alles war aufgelistet: die Wälder und Acker­ flächen, die Feldwege, die Telefonmasten, das Wohn­ haus, der Stall, die Rinder, die Maschinen. Das lange und pedantisch genaue Verzeichnis enthielt die detail­ lierten Zerstörungspläne. Der Fernseher sollte in den Brunnen geworfen und dieser später untauglich ge­ macht werden, indem er mit Mist voll geschüttet und der Deckel in die Luft gesprengt wurde. Das Geschirr, die Teppiche, das Telefon… alles sollte im Sumpf ver­ senkt

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