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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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erwidert. Nachts sei dann das Dröhnen von Panzern zu hören gewesen, und man habe schon befürchtet, der Feind bereite sich auf einen Angriff vor, doch in Wirk­ lichkeit sei er abgezogen. Als morgens die Jäger auf ihren Fahrrädern hinübergefahren wären, seien die Stellungen verlassen gewesen, nur jede Menge Minen hätten die Deutschen vergraben. An einen Telefonmast hätten sie eine Sperrholzplatte genagelt, und darauf hätte in deutscher Sprache schmutzige Kriegspropagan­ da über Rytkönen gestanden.
    Seppo Sorjonen erzählte, dass er früher auch ge­ schrieben, ja sogar einmal ein Buch veröffentlicht habe. Es sei für Kinder gedacht gewesen, ein Märchenbuch über Eichhörnchen und ihre Wohnungsnot. Als er jetzt den Geschichten der Veteranen zugehört habe, sei ihm die Idee gekommen, dass Rytkönen seine Kriegserlebnis­ se doch in Form von Memoiren veröffentlichen könnte. Solche Geschichten, wie er sie eben gehört habe, wür­ den bestimmt breitere Kreise in Finnland interessieren. Könnte nicht Mäkitalo die Soldatenlaufbahn Rytkönens zu Papier bringen? Er kenne die Fakten und sei außer­ dem Schreiber gewesen, denn der Held selbst erinnere sich ja nicht mehr so recht an seine Taten.
    Heikki Mäkitalo erklärte jedoch, er könne nicht un­ terhaltsam genug schreiben. Er habe damals haupt­ sächlich die Stärke der Kompanie notiert, also wer gefal­ len oder verwundet worden sei, außerdem habe er die Urlaubsliste und die Versorgungspapiere geführt, dass sei doch alles nur Routine gewesen.
    »Die poetischeren Charaktere wurden alle an der Front getötet«, sagte er.
    »Ein Panzerwagen ist kein Pegasus«, bekräftigte Taa­ vetti Rytkönen.
    Sorjonen hatte genug sauniert und ging ins Haus. Rytkönen erklärte seinem Gastgeber, dieser Sorjonen sei ein recht fähiger Doktor, wenn auch manchmal ein wenig sonderbar. Sorjonen sei seinetwegen extra nach Kokkola gefahren, obwohl er, Rytkönen, in Seinäjoki im Hotel gewohnt habe. Man brauche sich nicht weiter um ihn zu sorgen, er sei eben noch ein junger Mann.
    »Aber wie geht es dir jetzt eigentlich?«, fragte er, als sie wieder zu zweit auf der Schwitzbank saßen.
    »Nicht so besonders. Früher hieß es immer, glücklich der, der Land bebaut. Das gilt aber nicht mehr, heutzu­ tage ist es ein undankbarer Job. Je mehr du dich ab­ mühst, desto mehr wirst du beschimpft.«
    Mäkitalo hatte bald nach dem Krieg, wie viele andere Frontsoldaten auch, ein Stück Land bekommen, das er bebauen konnte. Das Schicksal hatte ihn hier in die Einöde von Lestijärvi verschlagen. Er war ein überzeug­ ter Landwirt gewesen, hatte geheiratet und bis vor gar nicht allzu langer Zeit seinen Hof geführt. Er hatte sei­ nen beiden Söhnen, von denen keiner den Hof weiter­ führen wollte, eine Ausbildung ermöglicht. Jetzt war er schon seit etwa zehn Jahren Rentner, bebaute aber trotzdem weiter sein Land. Das Milchvieh hatte er vor ein paar Jahren wegen des reduzierten Milchkontingents schlachten lassen, seitdem hatte er nur noch ein paar Rinder gehalten und Getreide angebaut. Doch in diesem Sommer hatte er auch damit aufgehört. Bei den heuti­ gen Preisen für Getreide rentierte es sich nicht mehr.
    Mäkitalo geriet richtig in Rage, als er von der Not der Landwirte erzählte. Den Bauern sei die Freiheit geraubt worden. Wollte man Wald schlagen, musste man unzäh­ lige Genehmigungen einholen und die Forstvereinigung über die Parzellen und die Anzeichnung entscheiden lassen. Die Holzkonzerne bestimmten zudem mit ihren Kartellen und Kaufverträgen die Preise. Ein fairer Wett­ bewerb kam überhaupt nicht zustande. Wenn ein Bauer seine eigenen Bäume fällte, wurde er wegen Waldfrevels verklagt. Die Sümpfe musste man mithilfe von Gräben trockenlegen und dort Wald anpflanzen, völlig idiotisch, wie sollte in einem schwarzen Sumpf eine Kiefer wach­ sen. Guter, trockener Waldboden wurde mit Graben­ pflügen in eine Steinwüste verwandelt, wo die Schöss­ linge sofort nach dem Auspflanzen eingingen und man auch sonst nichts zuwege bringen konnte. Nicht mal auf die Elchjagd konnte man mehr gehen.
    Der Staat hatte für die Bauernhöfe ein bestimmtes Milchkontingent festgelegt, produzierte man zu viel, wurde man bestraft. Felder hatte man stilllegen müssen, gutes Ackerland, und jetzt zum Schluss hatte es sogar noch die Auflage gegeben, Land brachliegen zu lassen. Fünfzehn Prozent der Felder musste man jährlich liegen und vom Unkraut überwuchern lassen, und befolgte man

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