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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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gewaltigen Appetit, beluden sich die Teller unge­ niert mit enormen Mengen an Aufschnitt, bestrichen sich die Brote dick mit Butter und Käse, köpften Berge von Eiern, tranken literweise Saft und Tee, löffelten Marmelade und Fruchtsalat und vervollständigten ihre Mahlzeit, indem sie sich eine tüchtige Portion Cornflakes einverleibten und noch einen Teller Hafergrütze hin­ terherschoben. Sorjonen registrierte, dass das exotisch wirkende Gespann später weder zum Mittag- noch zum Abendessen auftauchte. Die beiden waren nicht gieriger als andere, das wurde ihm bald klar. Sie waren einfach nur zu arm, um in einem finnischen Restaurant zu essen, und so musste das im Zimmerpreis enthaltene Frühstück alle Mahlzeiten des Tages abdecken.
    Die beiden Ausländer waren den ganzen Tag damit beschäftigt, das Hotel auszumessen und die Messergeb­ nisse zu notieren. Sie fertigten Zeichnungen von den Fluren, den Zimmern und den Fahrstuhlschächten an. Dem Personal gingen sie aus dem Weg. Sie bewohnten gemeinsam ein Zimmer. An alldem war zu erkennen, dass sie in Seinäjoki etwas zu erledigen hatten, jedoch nicht ausreichend Mittel besaßen, ihren Aufenthalt angenehm zu gestalten.
    Sorjonen konnte es nicht lassen, sich den sonderba­ ren Männern während ihrer ausführlichen Morgenmahl­ zeiten vorzustellen. Sie reagierten zunächst zurückhal­ tend und versuchten, sich auf ihr Frühstück zu kon­ zentrieren, doch da Sorjonen harmlos wirkte und in seinen Kontaktversuchen hartnäckig blieb, erzählten sie ihm schließlich, sie seien auf einer Informationsreise in Finnland.
    Der Ältere der beiden, der vierzigjährige Georg Skuta­ rin, erzählte, er sei ein albanischer Architekt, daher rühre sein Interesse an den baulichen Gegebenheiten des Hotels. Der Jüngere, Girill Jugrazar, ein fünfund­ dreißigjähriger schwarzhaariger Mann mit Schnauzbart, war Jugoslawe, er sagte, er stamme aus Bosnien-Herzegowina. Er fungierte als Dolmetscher des Albaners, da er mehrere Sprachen beherrschte. Skutarin selbst sprach leidlich Deutsch, aber mit dem Englischen ha­ perte es. Er hatte sich einen Monat zuvor mit dem Bos­ nier in Belgrad angefreundet, wo dieser als Taxifahrer gearbeitet hatte.
    Seppo Sorjonen freute sich: Auch er sei Taxifahrer, zumindest gewesen, denn zurzeit übe er den Beruf nicht mehr aus, sondern kümmere sich um seinen alten Freund, der Probleme mit dem Gedächtnis habe.
    Die Männer erzählten, sie seien eigentlich zufällig in Finnland gelandet. Skutarin, in seiner Eigenschaft als Architekt, solle an der albanischen Adriaküste ein inter­ nationales Touristenhotel entwerfen. Man habe ihn daher beauftragt, ins Ausland zu reisen und sich über die Architektur der dortigen gehobenen Hotels zu infor­ mieren.
    Skutarin war eigentlich Vermessungstechniker und hatte zu Zeiten Enver Hoxas Maschinengewehrunter­ stände entworfen, doch jetzt, da sich auch Albanien Europa öffnete und Einnahmen aus dem Tourismus erwartete, hatte er sich umorientiert.
    Die jüngsten Unruhen in Albanien hatten dazu ge­ führt, dass Skutarin gezwungen war, die mit einem Stipendium geförderte Reise vorzeitig anzutreten. Er hatte nicht einmal einen Sekretär oder Dolmetscher mitnehmen können, so plötzlich hatte er das Land ver­
    lassen müssen.
    Zunächst hatte er die Absicht gehabt, in die Vereinig­ ten Staaten zu reisen, doch wegen der Sprachprobleme und anderer Schwierigkeiten war er in Belgrad gelandet, wo es auch nicht gerade friedlicher als in Tirana war. Zum Glück hatte er Girill getroffen. Der hatte ihm er­ klärt, in Finnland gebe es die teuersten Hotels der Welt, noch viel kostspieliger als in den USA oder jedem ande­ ren Land. Gemeinsam waren sie zu dem Schluss ge­ kommen, dass es dort, wo es am teuersten ist, zwangs­ läufig auch am vornehmsten sein muss, und so waren sie nach Helsinki-Seutula geflogen. Im Flughafenhotel hatten sie einen Vorgeschmack auf das finnische Preis­ niveau bekommen. Eine Übernachtung im Hotel hatte mehr gekostet, als ein gewöhnlicher Albaner in einem halben Jahr verdiente.
    Da beide Männer aus Gebirgsgegenden stammten und von Bergen und Hügeln eigentlich genug hatten, hatten sie sich erkundigt, wo es in Finnland die flachste Land­ schaft gebe. Man hatte ihnen Seinäjoki empfohlen.
    Auf der Hinfahrt hatten sie einen Abstecher ins Sau­ nadorf Muurame gemacht. Ihnen war nämlich klar, dass kein internationales Spitzenhotel ohne finnische Sauna auskommen konnte. Das Saunadorf war allerdings

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