Der Sommer der lachenden Kühe
zerstört sei. In landwirtschaftlichem Sinn sei der Hof tot. Betrachte man das Ergebnis hingegen unter volkswirtschaftlichen Aspekten, so lasse sich vernünftig begründbar feststel len, dass alles, was Mäkitalo mit seinem Hof unternom men habe, konsequent rentabel und sogar empfehlens wert sei. In Kenntnis der vorherigen Situation könne er, Laaksonen, feststellen, dass der Bauernhof in seinem jetzigen Zustand den Staat nicht das Geringste koste. Die Felder seien als Anbauflächen unbrauchbar, für sie müssten nie wieder Stillegungsprämien oder andere Subventionen gezahlt werden. Die Gebäude seien restlos zerstört, sodass für ihre Erhaltung künftig keine staatli chen Mittel mehr aufgewendet werden müssten. Die ehemaligen Ackerflächen seien nunmehr bestens für die Aufforstung geeignet. Dies könne Forstwirt Huuskonen als Experte bestätigen.
Huuskonen notierte, die Waldfläche sei durch Brand rodung und Umpflügen in einen Zustand versetzt wor den, wie man ihn in Privatwäldern dieses Landes leider nur selten antreffe. Der zum Mäkitalo-Hof gehörende Wald sei sorgfältig abgebrannt, die überständigen Bäu me gefällt, der Waldboden umgepflügt worden, alle Maßnahmen seien ebenso gründlich und fachgerecht durchgeführt worden wie in der professionellen Forst wirtschaft. Es seien somit die bestmöglichen Vorausset zungen für ein natürliches Nachwachsen des Waldes geschaffen worden.
In ihrem gemeinsamen Fazit stellten die Experten fest, dass sich der Neusiedlerhof Mäkitalo, aus volks- und forstwirtschaftlicher Sicht gesehen, derzeit in einem beispielhaften Zustand befände. Somit bestehe kein Anlass, den Besitzer des Hofes zur Verantwortung zu ziehen für die durchgeführten land- und forstwirtschaft lichen Maßnahmen, auch wenn er dabei nach Auffas sung einiger Beamter (wie des Kommissars von Lestijär vi) erheblich von der üblichen Verfahrensweise abgewi chen sei. Der Bauernhof befinde sich in einem Zustand, in den man längst sämtliche Siedlerstellen in den entle genen Gegenden Finnlands hätte versetzen müssen.
Die einzige Beanstandung der Experten ergab sich aus der Sprengung der Brücke, da diese nicht eigentlich zum Besitz des Bauern gehörte. Da die Brücke jedoch nur zu dem genannten, lobenswerterweise dem Erdbo den gleichgemachten Hof führte und ihre weitere Nut zung somit fraglich geworden war, rieten die Experten auch in diesem Punkt von Sanktionen gegen Heikki Mäkitalo und seine Ehefrau oder, nach ihrem Ableben, gegen die Erben ab. Zugunsten dieser Auffassung sprach nicht zuletzt der vor Ort festgestellte morsche Zustand der Balken. Die Brücke hätte in absehbarer Zeit ohnehin gesperrt werden müssen. Hätte Mäkitalo nicht in Eigeninitiative sowohl seinen Hof als auch die fragliche Brücke zerstört, hätte der Staat die Kosten für den Bau einer neuen Brücke tragen müssen, und diese wären beim derzeitigen Preisniveau erheblich gewesen.
Zum Abschluss ihrer Schreibarbeiten gönnten sich die Herren einen Schluck aus der Whiskyflasche. Es war äußerst angenehm gewesen, zur Abwechslung mal ein Gutachten über die Arbeit eines Mannes zu schreiben, der auch auf seine alten Tage nicht zögerte, aktiv zu werden. Sie hätten Heikki Mäkitalo gern für die Aus zeichnung mit einem vaterländischen Ehrenwimpel vorgeschlagen.
In diesem Moment hielt vor ihnen auf der schmalen Schotterstraße ein Kleinbus, dem zwölf in merkwürdige Kittel gehüllte Frauen entstiegen, die Französisch spra chen. Sie wurden von einem Dolmetscher begleitet, dem Abgesandten eines Helsinkier Reisebüros, einem Wild markführer, der sich nach Agronom Laaksonen und Forstwirt Huuskonen erkundigte. Er selbst stellte sich als Sakari Rientola vor. Er betonte, er sei der einzige Wildmarkführer des Landes mit französischen Sprach kenntnissen.
Bei der Reisegesellschaft handelte es sich um eine re ligiös geprägte Gruppe von Vegetarierinnen, wie man sie heute in allen Ländern und auf allen Erdteilen antrifft. Es waren junge, magere, sehnige Frauen, die aus Paris stammten. Der Wildmarkführer erzählte, die Gruppe sei vor ein paar Tagen in Finnland eingetroffen, sie wolle ein Überlebenstraining durchführen.
Die Teilnehmerinnen pflegten sich einmal im Jahr in unwirtlichen Gegenden unter schwierigsten Bedingun gen selbst zu quälen. Sie hatten versucht, sich auf dem Himalaja, in Kanada und in der Wüste Kalahari ins Nirvana zu hungern. In den zurückliegenden Jahren
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