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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Brieftasche und äußerte laut, dass dieser hübsche Vers dem Emp­ fänger bestimmt Freude gemacht habe. Diese Vermu­ tung muss jedoch leider verneint werden. Selten findet echte Poesie den richtigen Leser, was sehr bedauerlich ist.
    Nachdem die Staatsdiener ihren Fund im Auto ver­ staut hatten, starteten sie gen Seinäjoki. Unterwegs rutschten sie mit ihrem Wagen ein paarmal in den Gra­ ben, doch freundliche Einheimische halfen ihnen jedes Mal aus der Klemme. So konnten sie glücklich die Fahrt zu ihrem Quartier, dem Hotel Lakeuden Esi-Kartano in Seinäjoki, fortsetzen.
    20
    Das albanisch-bosnische Vermessungsteam zeichnete den Grundriss des Hotels ins Reine. Als die beiden erfuhren, dass Taavetti Rytkönen ein Fachmann der Landvermessung war, bat ihn Architekt Skutarin um einen Erfahrungsaustausch auf diesem Gebiet. In Alba­ nien benutzte man recht primitive Messmethoden, die zudem reichlich kompliziert waren, da sie auf drei ver­ schiedene Schulen zurückgingen. Die Grundlage bildete die kapitalistische Periode vom Anfang des Jahrhun­ derts. Diese Erkenntnisse hatte man jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg verworfen und eine Vermessungs­ technik nach russischem Vorbild entwickelt. Später hatte man sich auch von diesen Lehren abgewandt, der Abbruch der engen Beziehungen zur Sowjetunion hatte die Albaner veranlasst, von den Chinesen zu lernen.
    In einem Gebirgsland ist eine derartige Mischung aus verschiedenen Schulen nicht unbedingt von Vorteil. Skutarin sagte, die Landvermessung befinde sich in Albanien in den Kinderschuhen. Oder besser gesagt, nicht mehr in den Kinderschuhen, sondern in Gebirgs­ stiefeln mit alten europäischen Halbsohlen, russischen Schäften und chinesischen Absätzen. Neuerdings waren allerdings nun auch die chinesischen Methoden in Misskredit geraten.
    Taavetti Rytkönen erklärte Skutarin die Vermessungs­ technik, die in Finnland in den fünfziger und sechziger Jahren angewandt worden war. Er konnte sich noch recht gut an fachliche Dinge aus jener Zeit erinnern. Mit den neueren Verfahren war er nicht mehr in Berührung gekommen. Skutarin war jedoch auch für diese Informa­ tionen dankbar. Rytkönen hatte an ihm einen eifrigen Schüler, der sich fleißig Notizen in seiner Muttersprache machte. Als Unterrichtssprache wurde Deutsch gewählt, das sowohl Rytkönen als auch Skutarin einigermaßen beherrschten.
    Sorjonen entdeckte, dass sich Rytkönen überra­ schend gut an technische Einzelheiten seines Fachge­ bietes erinnerte. Er hielt Skutarin Vorträge über Win­ kelmessgeräte, klärte ihn auf über die Maßeinheiten von Winkeln, über Winkelspiegel, Winkelprismen und Theo­ doliten. Bussole und Tangenten waren ebenfalls Gegens­ tand des Gesprächs. Skutarin klagte, dass der chinesi­ sche Theodolit nicht sehr präzise sei. Oder sollte es tatsächlich an den Benutzern liegen, wenn Maschinen­ gewehrunterstände bis zu hundert Meter von dem Punkt entfernt gebaut wurden, an dem sie laut Karte ur­ sprünglich stehen sollten? Rytkönen sagte, dass sich Fehler der Grundvermessung in gebirgigem Gelände mit vielen Höhenunterschieden gegebenenfalls vervielfältig­ ten.
    Über Ableseverfahren für Teilkreise gab es viel zu er­ zählen, ebenso über Kollimationsfehler und Achsennei­ gung. Besonders interessiert war Skutarin an der Mes­ sung von Höhenunterschieden. Die barometrischen Messmethoden waren ihm relativ fremd, und das trigo­ nometrische System schien ihm völlig neu zu sein. Kreiseltheodoliten hatte er während seiner ganzen Stu­ dienzeit nicht einmal gesehen. Jetzt erhielt er auch darüber neue, kostenlose Informationen von seinem kompetenten und mitreißenden Lehrer. Der Unterricht in der Horizontalmethode war recht theoretisch, doch als aufgeweckter Albaner konnte Skutarin trotzdem folgen. Manchmal gingen die Männer hinaus hinter das Hotel, um Übungen im Gelände zu machen. Es war interessant, das Lakeuden Esi-Kartano zu Übungszwe­ cken zu lokalisieren. Seine Lage im Universum konnte auf diese Weise überprüft werden. An den Berechnun­ gen eines Polygonzuges fanden die beiden Experten extrem großen Gefallen, den der bosnische Taxifahrer und sein finnischer Kollege nicht ganz nachvollziehen konnten. Rytkönen zeichnete ein Schema des Vorwärts­ schnittes, das in aller Einfachheit folgende Formel er­ hielt:
    ∆ x 13 = ∑ tan ty − − tan t ∑ x tan t ;
    13 23
    ∆ y 13 = ∆ x 13 tan t 13
    Nachdem die beiden Taxifahrer sich eine Weile damit beschäftigt

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