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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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künstlichen Sees. Dort lagen mehrere Boote. Sie trafen auf ein paar Angler, die sich auf Bitten bereit erklärten, den Fremden zwei Ruderboo­ te auszuleihen. In das eine kam die Ausrüstung, in das andere setzten sich die Jäger. Die beiden Männer vom Balkan konnten nicht rudern, sodass Seppo Sorjonen diese Aufgabe übernahm. Taavetti Rytkönen stellte den Empfänger auf den richtigen Kanal ein und horchte auf die vom Leitbullen ausgesendeten Funksignale. Die beiden Osteuropäer setzten sich nach hinten. Einer von ihnen hielt das Seil, an dem das Boot mit der Ausrüs­ tung befestigt war. Es konnte losgehen.
    Sorjonen ruderte auf den stillen See hinaus. Die Ufer waren flach und menschenleer. Über Ersteres wunder­ ten sich die Gäste vom Balkan sehr. Nirgends waren Berge zu sehen, am ganzen weiten Horizont nicht. Das war für die Männer ein großes Wunder. Alles wirkte ruhig und friedlich, der Anblick tat dem von Gebirgen übersättigten Auge wohl. Die beiden Gäste fanden die Landschaft sehr exotisch.
    Fern am nördlichen Horizont, hinter den Mooren, die an den künstlichen See grenzten, stieg Rauch auf, der sich mit den Schönwetterwolken vermischte. Aus der Karte war ersichtlich, dass es sich um Heikki Mäkitalos Hof handelte, wo der Torf noch immer hartnäckig vor sich hin schwelte. Wenn man ein Moor anzündet, dann brennt es den ganzen Sommer hindurch und erlischt erst, wenn eine dicke Schneedecke auf dem Boden liegt. Die Männer vom Balkan erzählten, bei ihnen zu Hause sehe man nie Schnee in den Niederungen.
    Inmitten des Sees befand sich Rimmenmaa, ein Stückchen Moor, aus dem eine Insel geworden war, als der künstliche See entstanden war. Dorthin ruderte Seppo Sorjonen. Auf der Insel wurde Kaffee gekocht.
    Taavetti Rytkönen lauschte am Empfänger auf die Signale des Senders. Unter Zuhilfenahme des Kompas­ ses und der Karte konnte er die Richtung bestimmen, in der sich die Herde gerade aufhielt. Er notierte sich die Koordinaten am Rand der Karte. Nachdem er einen Strich vom Ufer der Insel in die Richtung der Peilung gezogen hatte, konnte er mitteilen, dass sich die Tiere irgendwo entlang einer Linie befanden, die von Rim­ menmaa in Richtung Nordosten führte. Dort befand sich das weite Kotkanneva-Moor. In einigen Kilometern Ent­ fernung passierte die Linie die größte Insel am Nordende der Särkisengangas, ein Waldgebiet von etwa einem Kilometer Länge, führte dann weiter über das Pyörö-Moor entlang des Kotkanneva-Moores zur Koppelokan­ gas, anschließend über ein paar Bäche bis zu Heikki Mäkitalos zerstörtem Hof und von dort um den ganzen Erdball, um aus der entgegengesetzten Richtung wieder zum Feuer auf der Insel Rimmenmaa zurückzukehren. Die gedachten Linien im Gelände sind nicht gerade, so wie es sich Laien vorstellen, sondern es sind Ringe, die nirgendwo beginnen und nirgendwo enden. In diesem Sinne gleichen sie Taavetti Rytkönens gedächtnislosem Dasein: Er kam nirgendwoher und ging nirgendwohin, auch wenn er noch so konsequent geradeaus gelaufen wäre.
    Die Funkpeilung bewies zweifelsfrei, dass die Rinder höchstens neun Kilometer von der Insel Rimmenmaa entfernt waren. Sie konnten nicht weiter weg sein als Heikki Mäkitalos Hof und nicht dichter dran als das Ufer des künstlichen Sees. Für die Jagd hatten sie somit einen recht günstigen Standort. Es war zu hoffen, dass sie jetzt nicht weiterzogen. Vielleicht lagen sie ja irgend­ wo am Rand eines Sumpfes und käuten zufrieden wie­ der.
    Nach der Kaffeepause brachen die Männer auf. Taa­ vetti Rytkönen schlug vor, Sorjonen solle ans südöstli­ che Ende des Sees rudern, dort würde man eine erneute Peilung vornehmen.
    Die ausländischen Gäste wollten helfen und auch ein Stückchen rudern. Sie fanden Sorjonens Art, mit dem Rücken in Fahrtrichtung zu sitzen, lächerlich. Sie be­ haupteten, an der Adriaküste habe man eine bessere Methode, dort rudere man im Stehen und mit dem Gesicht in Fahrtrichtung.
    Als sie diese heimische Gepflogenheit auf finnische Verhältnisse anzuwenden versuchten, hatte das böse Folgen. Skutarin kippte dabei das Boot um und fiel selbst in den See. Er wäre beinahe ertrunken, denn er konnte nicht schwimmen. Zum Glück blieb das Lasten­ boot unbeeinträchtigt. Nach dem Zwischenfall waren die beiden Gäste gern bereit, nur als Passagiere im Boot zu sitzen. Seppo Sorjonen ruderte.
    Bei der Fahrt ans südöstliche Ende des Sees kamen sie an einer alten Fähre vorbei. An ihrem Stahlgeländer hing ein

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