Der Sommer der lachenden Kühe
aufgestellt und die Ausrüstung besorgt werden. Seppo Sorjonen schrieb an Irmeli nach Helsinki, dass er auf einen längeren Jagdausflug gehen und einige Zeit telefonisch nicht erreichbar sein werde. Er habe die Abschussgenehmigung für zehn Rinder erhalten. Das bedeute jede Menge Fleisch für den Start ihrer Ehe.
Und Taavetti Rytkönen versprach, die Orientierung im Gelände zu übernehmen, wenn die Jagd beginne. Die Organisation und Planung des Jagdausflugs war eine Aufgabe für richtige Männer. Seppo Sorjonen mach-te gemeinsam mit Taavetti Rytkönen und den beiden Gästen eine detaillierte Aufstellung der benötigten Aus rüstungsgegenstände. Sie kauften Gummistiefel, Wan derkleidung, Zelte, Schlafsäcke, Kochtöpfe, Messer – lauter Gegenstände, die sie draußen in der Natur benö tigen würden. In der Buchhandlung besorgten sie sich einige Karten der Gegend.
Als ein Kompass gekauft wurde, verlangte Taavetti Rytkönen, dass auch ein Theodolit angeschafft würde, damit würden sich die Winkel im Gelände messen las sen. Seppo Sorjonen versuchte ihm klar zu machen, dass es nicht darum gehe, die Moorgebiete Österbottens zu vermessen, sondern dass man Rinder jagen wolle. Rytkönen bestand jedoch darauf, da er sich nicht mehr an den eigentlichen Zweck des Ausflugs erinnerte. Das Gedächtnis des alten Mannes frischte mit großer Genau igkeit weit zurückliegende Dinge auf, speicherte aber kaum etwas vom aktuellen Geschehen.
Der Theodolit wurde letztendlich nicht gekauft. Im Übrigen hätte man in Seinäjoki auch gar keinen be kommen.
Als die gesamte Ausrüstung ins Auto geladen worden war, überlegte man, wie man am besten fahren sollte. Die Tiere wurden im Südwesten des Dorfes Sykäräinen vermutet. Dort befand sich das mehrere hundert Hektar
große Kotkanneva-Moor und daran anschließend im Nordwesten die Dörfer Härkäneva und Lylyneva. Der Karte nach zu schließen, gab es dort stellenweise wäss rige Sümpfe, aber mitten im Kotkanneva-Moor gab es auch trockenere Stellen mit Heideboden. Hinter diesen vereinzelten Heideinseln, ein paar Kilometer weiter südwestlich, lag der künstliche See des Venetjoki-Flusses. Es war ein flaches Regulierbecken, mehr als sieben Kilometer lang und am nordwestlichen Ende vier Kilometer breit, mit ein paar Inseln in der Mitte. Dieser See schränkte den Lebensraum der Herde auf das Kot-kanneva-Moor und die anderen großen Moore im Nord westen ein.
Taavetti Rytkönen war der Meinung, dass man am einfachsten auf die Weide gelangen könne, wenn man ans Nordwestufer des Sees fahre, wohin ein Forstweg führte. Dort könnte man sich ein Boot ausleihen und damit zu den Tieren rudern. Man könnte vom Boot aus den Sender des Leitbullen anpeilen und dann die ent sprechende Richtung wählen. Sorjonen gab zu, dass der Plan vernünftig klang.
Vor der Abreise aus dem Hotel rief Seppo Sorjonen im Gesundheitszentrum Lestijärvi an und bat die Stations schwester, Heikki Mäkitalo auszurichten, dass sich Taavetti Rytkönens Jagdgruppe auf den Weg gemacht habe. An Irmeli Loikkanen schickte er eine Ansichtskar te mit dem Eisenbahndenkmal, das auf dem Bahnhofs platz von Seinäjoki stand.
Sie nahmen kaum Proviant mit, denn sie gingen da-von aus, dass sie genug Fleisch haben würden, sowie sie den ersten Bullen getötet hätten. Stattdessen wurden Salz, Zwiebeln, Wurzelgemüse, Kartoffeln, Gewürze und Mehl eingekauft. Als Krönung wurden auf dem Auto dach zehn ineinander gestapelte Behälter mit je fünfzig Liter Fassungsvermögen festgeschnallt; darin sollte das Fleisch eingesalzen werden, wenn man größere Mengen aufzubewahren hätte.
In aufgeräumter Stimmung fuhr man zunächst ins Dorf Sykäräinen, um nach Heikki Mäkitalos Anweisun gen das Elchgewehr abzuholen. Taavetti Rytkönen las die Karte, die sein alter Kriegskamerad gezeichnet hatte, und dirigierte Seppo Sorjonen mit untrüglichem Instinkt direkt zu dem Ameisennest. Der Wald rauchte noch immer.
In dem Erdhügel lagen das Gewehr und hundert Pat ronen. Das Gewehr war in gutem Zustand, sorgfältig geölt, der Lauf wimmelte allerdings von Ameisen, die das Waffenöl angezogen hatte. Taavetti Rytkönen erklärte, er wolle die Waffe an sich nehmen – er sei der Einzige in der Gruppe, der ausreichend Erfahrung im Gebrauch von Feuerwaffen besitze. Die drei anderen Mitglieder der Jagdgemeinschaft waren einverstanden.
Nun ging es über die Dörfer Härkäneva und Lylyneva ans nordwestliche Ufer des
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