Der Sommer der Lady Jane (German Edition)
zu beenden und mich als hoffnungslosen Fall zu betrachten! Zum Teufel noch mal, heute habe ich dir doch allen Grund dazu gegeben.«
»Du bist kein hoffnungsloser Fall! Und du bist kein … kein Projekt für mich!«
»Was bin ich dann, Jane? Wenn ich weder ein hoffnungsloser Fall noch ein Projekt für dich bin, und wenn du mich nicht bemitleidest und mich auch nicht hasst – was ist es dann?«
Er hielt ihren Blick fest, sah, wie ihre Brust sich hob und senkte, während sie tief Luft holte. Er spürte, wie jeder Nerv in seinem Körper zum Leben erwachte, wie sich alles Fühlen in seinen Lenden zusammenballte, als er die Frage wiederholte …
»Was ist es dann?«
Dann sah er es. In ihren Augen. Die Bedeutung dessen, wonach er gefragt hatte. Die Antwort.
»Jane«, fragte er sie noch einmal, »was ist es dann?«
Der Augenblick dehnte sich zwischen ihnen. Und dann …
Dann trennte sie nichts mehr.
Es war unmöglich zu sagen, wer wen zuerst geküsst hatte. Sie fielen sich in die Arme. Byrnes Stock fiel zu Boden, als er ihre Schultern umfasste. Jane spürte den Druck seiner warmen Hände durch den dünnen Stoff ihres Kleides. Sie schlang die Arme um seine Taille, streichelte seinen Rücken und schmiegte sich so eng an ihn, wie sie es vermochte.
Oh, dies war Begehren. Dies war es, wonach sie sich so sehr gesehnt und was sie geleugnet hatten, auch wenn ihnen das nicht bewusst gewesen war. Byrne fühlte sich wie ausgehungert. Ausgehungert nach diesem rothaarigen Mädchen mit den Sommersprossen, ausgehungert nach dem Gefühl, diese weichen Lippen auf seinen zu fühlen. Sie so nah bei sich zu fühlen, überwältigte seine Sinne. Ihre Haut zu fühlen, den Duft ihres Haars einzuatmen … Sie berauschte ihn. Es war wie eine Droge … nur reiner, schöner. Stärker. Sanft schloss er seine Hände um ihren Nacken und neigte ihren Kopf. Seine Zungenspitze berührte ihre Lippen … und als sie eindrang, spürte er, wie Jane zusammenzuckte, als sei ein Funke von ihm auf sie übergesprungen.
Jane schlang die Hände um seinen Nacken und fuhr mit den Fingern durch sein dichtes Haar. Sie wollte näher zu ihm, sie wollte, dass er sie überall berührte. Sie sehnte sich nach ihm, sie wollte sich in ihm verlieren …
Byrne spürte ihre Sehnsucht, und er wollte diese Sehnsucht stillen. Er wollte Jane jeden Wunsch erfüllen, er wollte, dass sie glücklich war, er wollte … sein Bein versagte ihm den Dienst. Er verlor das Gleichgewicht; sie fielen zusammen auf den alten, verschlissenen Stuhl. Jane landete auf Byrnes Schoß, mit dem Ellbogen stieß sie das Buch vom Tisch und es fiel zu Boden. Byrne hörte es nicht. Er hörte nur Janes leises Seufzen, das zarte Stöhnen, als er den Kuss beendete und mit der Zunge die empfindsame Stelle hinter ihrem Ohr liebkoste.
Er hatte sich so tief in seinen Gefühlen verloren, dass er einen Moment brauchte, um die Veränderung zu bemerken, die mit Jane vorgegangen war. Ihre Hände lagen nicht mehr auf seinen Schultern, und sie hatte die Augen geöffnet und den Kokon zerstört, in den sie sich eingesponnen hatten.
Er suchte ihren Blick. Sie saß reglos auf seinem Schoß und schaute unverwandt über seine Schulter. Byrne wandte den Kopf und folgte ihrem Blick.
Das Bett. Sie starrte auf sein Bett.
Als er sich zu ihr wandte, fing sie seinen Blick auf. Sie hielt ihn fest, und Byrne sah alles darin. Die Unsicherheit und die Angst. Aber da war auch diese leichte Röte auf ihrem Gesicht, die weder vom einen noch vom anderen herrührte.
»Jane«, flüsterte er rau und streichelte sanft ihren Rücken, um sie zu beruhigen und ihr die Angst zu nehmen. Aber es schien, dass er das Gegenteil bewirkte.
Abrupt sprang Jane auf. Ein paar Sekunden lang gab es nur ein einziges Geräusch im Zimmer: Janes abgehackte, ungleichmäßige Atemzüge. Und dann …
»Ich muss gehen«, sagte sie und blickte sich um, als suche sie nach etwas, worauf sie ihre Gedanken richten konnte. »Danke«, fuhr sie unbeholfen fort, »für … für… den Tee.«
Sie sah Byrne noch einmal aus weit aufgerissenen Augen an, dann war sie fort. Nichts blieb von Lady Jane Cummings als ihre leisen Schritte auf dem Weg die Treppe hinunter. Und der honigsüße Zimtduft.
Sekundenlang saß Byrne reglos da.
Verdutzt.
Aber wir haben doch gar keinen Tee getrunken – das war alles, was ihm einfiel. Und dann … dann fing er an zu lachen.
Lady Jane wollte ihn. Sie wollte ihn . Es gab keinen Grund mehr, noch länger um ihre Gefühle füreinander
Weitere Kostenlose Bücher