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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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Ihre Worte sorgten dafür, dass er stehen blieb und sich umdrehte. »Wir haben beschlossen, die Bibliothek nicht für das Fest zu öffnen. Das heißt also, wenn du dort Zuflucht suchen willst … ich bin überzeugt, dass Mr Hale und Mr Thorndike sich glücklich schätzen würden, endlich mit der Arbeit anfangen zu dürfen.« Als Jason schwieg, schlug sie einen anderen Kurs ein. »Oder wenn du bei deinem Ausritt Gesellschaft haben möchtest, könntest du Vater mitnehmen.«
    »Vater?« Jason riss den Kopf hoch.
    »Heute fühlt er sich schon viel besser. Und früher ist er immer ausgesprochen gern ausgeritten. Ich bin überzeugt, dass er es sehr genießen würde.«
    Einen Moment lang schaute Jason sie an, als würde er über ihren Vorschlag nachdenken. Aber dann schüttelte er den Kopf. »Nein, es könnte regnen.« Am Himmel war kein Wölkchen zu sehen. »Außerdem müsste ich für die Krankenschwester auch ein Pferd satteln …«
    »Du wärst doch bei ihm. Für eine Stunde kann er es auch ohne Krankenschwester aushalten.« Jane wusste zwar nicht, ob das wirklich stimmte, war aber bereit, das Risiko einzugehen. Während des ganzen Sommers hatte Jason keine fünf Minuten allein mit ihrem Vater verbracht. Ebenso wenig hatte er die Arbeiten mit den Verwaltern begonnen. Jane wäre begeistert gewesen, hätte er sich auch nur für eine der Alternativen entschieden. Aber Jason dachte nicht daran.
    »Es wäre kein schöner Ausritt für Vater«, murmelte er. »Außerdem kannst du viel besser mit ihm umgehen als ich …« Kaum waren seine Worte verklungen, war er auch schon wieder auf halbem Wege in die Halle geflüchtet. »Wir sehen uns später.«
    Und Jane stand wieder allein da – inmitten chaotischer Zustände.
    Victoria benötigte Janes Aufmerksamkeit in der Küche – immer wieder veränderte die Köchin das Menü, um es der Zahl der Gäste anzupassen, die am Ball teilnehmen würden. Der Stallmeister hatte Probleme, alles für die vielen Kutschen vorzubereiten, die erwartet wurden. Charles und Nevill standen kurz davor, sich gegenseitig mit den Dornen der Rosen zu erstechen. Jane lief hierhin, lief dorthin, löste die eine Krise und stolperte sogleich in die nächste; aber in Gedanken war sie ständig bei ihrem Vater.
    Nach einer unruhigen Nacht war er morgens bei klarem Verstand aufgewacht und zeigte sich entsetzt über das Durcheinander, das er seiner Familie zugemutet hatte. Kurz darauf war Dr. Lawford gekommen und hatte entschieden, dass der Duke dank seiner wieder guten Verfassung seinen Tagesablauf und seine Übungen wie üblich absolvieren konnte.
    Am liebsten wäre Jane überhaupt nicht von der Seite ihres Vaters gewichen, ganz gleich, wie sehr Schwester Nancy ihr versicherte, dass es ihm nichts ausmachen würde, seine Übungen ohne Jane zu absolvieren. Schließlich war ihr bekannt, dass Jane tausend andere Dinge zu erledigen hatte. Aber selbst das Wissen, dass ihr Vater sich in guten Händen befand, hielt Jane nicht davon ab, sich zu überzeugen, dass alles zu seiner Bequemlichkeit hergerichtet war. Sie vergewisserte sich, dass ihm die Suppe auch schmeckte, dass er einer angenehmen Beschäftigung nachging, dass die Unruhe der Ballvorbereitungen ihn nicht störte.
    Dies alles führte dazu, dass sie mit den anderen Leuten im Haus sehr knapp und kurz umging.
    »Charles, zum letzten Mal, mich interessiert der Jahrgang des Portweins nicht!«, rief sie. Der Blumenstreit war offenbar beigelegt; inzwischen waren sie zur Großen Portwein-Debatte von 1816 zurückgekehrt. Charles war so weit gegangen, die beiden Flaschen nebeneinander aufzustellen und jeden, der ins Zimmer kam, probieren und entscheiden zu lassen, welcher besser war.
    »Der 93er ist superb!«, argumentierte er.
    »Aber der 91er ist intensiver und passt daher viel besser zum Roastbeef!«, hielt Nevill dagegen.
    Jane war kurz davor, die beiden Männer, die ihr eine Woche zuvor noch die Planung des Festes gerettet hatten, am Kragen zu packen und mit den Köpfen zusammenzuschlagen, als sich noch jemand in den Streit einmischte.
    »Warum nicht beide servieren?«, war eine tiefe Stimme von der Tür her zu hören.
    Alle wandten sich um und erblickten Byrne Worth im Foyer – gekleidet in das, was sein bester Vormittagsanzug sein musste, mit seinem Stock in der Hand. Es war so ungewohnt, ihn nicht in seinem üblichen hemdsärmeligen Aufzug zu sehen, dass Jane erst einmal die Augen zusammenkneifen musste. Erst danach hatte sie sich so weit gefasst, sich erschrocken

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