Der Sommer der Lady Jane (German Edition)
zu fragen, warum er hergekommen war.
»Sie können doch sowohl den 91er als auch den 93er anbieten und dann den Gästen die Wahl überlassen«, fuhr Byrne fort, als er das Esszimmer betrat, in dem die Debatte getobt hatte.
Während Charles und Nevill über diese naheliegendste aller Möglichkeiten nachdachten –, auf die sie, warum auch immer, nicht selbst gekommen waren – ging Jane zu Byrne.
»Was machst du denn hier?«, wisperte sie.
Er zuckte die Schultern. »Du hast doch gesagt, dass ich jederzeit willkommen bin«, erwiderte er lächelnd.
»Ach, habe ich das?«
»Ja, das hast du.« Byrne zwinkerte ihr zu und fuhr dann leiser fort: »Oder muss ich dir erst jedes Wort ins Gedächtnis rufen, das dir während unserer Schwimmstunde über die Lippen gekommen ist?«
Jane wich das Blut aus den Wangen, die eine Blässe annahmen, wie man sie diesseits und jenseits des Himalaya bisher nicht gekannt hatte.
»Jane, ist alles in Ordnung?« Charles kam zu ihr, ein Glas in jeder Hand, aus denen er abwechselnd probierte.
»Mir geht es gut«, erwiderte Jane.
»Vielleicht solltest du auch den Wein verkosten«, fügte Nevill hinzu und zog eine Braue hoch. »Das würde dir wieder Farbe in die Wangen bringen. Mr Worth«, er wandte sich an Byrne und verbeugte sich.
»Mr Worth?«, fragte Charles und fügte irritiert hinzu: »Byrne Worth? Kennen wir uns irgendwoher?«
»Ja.« Nevill verdrehte die Augen. »Wir haben den Mann beschuldigt, uns ausgeraubt zu haben. Ein Vergnügen, Sie wiederzusehen.« Er nickte Byrne zu.
»Nein, die Sache mit dem Überfall meine ich nicht«, entgegnete Charles nachdenklich. Offensichtlich versuchte er sich zu erinnern, woher er Byrne kennen könnte.
Byrne grinste und verbeugte sich vor Nevill. »Ich denke, ein Tee wäre für Lady Jane besser als der Portwein«, gab er zurück. »Am liebsten wäre ihr die Jasminmischung, stimmt’s?«
22
In den nächsten zwei Stunden gelang es Byrne, die Vorbereitungen für den Ball so zu organisieren, dass jede auftauchende Schwierigkeit aus dem Weg geräumt werden konnte. Sie stürzten nicht länger von einer Katastrophe in die nächste und erwarteten von Jane, dass sie ein Machtwort sprach. Stattdessen saßen Victoria, Nevill, Charles, Jane und Byrne im Salon und lösten von dort alle Probleme, die an sie herangetragen wurden.
Die Köchin sagte, dass sie mindestens drei weitere Servierhilfen brauchte sowie eine Hilfe für den Konditor, um die Törtchen für das Dessert vorzubereiten. Sie schlug ihre Nichte für diese Aufgabe vor, die bereit sei, sie zu übernehmen.
Das Komitee steckte die Köpfe zusammen, und der Vorschlag wurde angenommen.
Die Stallburschen brauchten Platz für die Pferde der Gäste. Byrne schlug vor, am Gehölz nahe den Ställen ein Areal abzutrennen, um einige der Tiere dort anzubinden.
Ein Dutzend unlösbar scheinender Fragen, ein Dutzend einfacher Antworten. Janes besondere Lieblingsfrage stammte aus der Küchenmannschaft, die sich größte Sorgen machte, auch genügend Fisch für den Fischgang des Menüs einkaufen zu können; Victoria wies als Erste darauf hin, dass sich direkt vor dem Haus ein See voller Fische befand, die nur darauf warteten, gefangen zu werden.
»Ehrlich«, lachte Nevill und nippte an seinem mit Portwein gewürzten Tee, »man könnte glauben, dass die Leute noch nie zuvor ein Fest organisiert haben.«
»Haben sie auch nicht«, erwiderte Jane. »Vielleicht der ältere Teil der Dienerschaft, der schon hier war, als meine Mutter die Feste noch ausgerichtet hat. Das war allerdings nur einmal im Jahr. Das Personal, das später eingestellt worden ist, hat mit der Durchführung eines Balls so wenig Erfahrung wie wir mit der Planung.«
»Was Sie nicht sagen!«, rief Charles. Nevill nickte.
Dieser kameradschaftliche Ton mitten im Chaos setzte sich fort, als der Duke sich ihnen für die restliche Teezeit anschloss – und sich für das Oktett aussprach, nachdem die Musiker ihm den Gefallen getan hatten, eine schottische Volksweise zu spielen, zu der er zur Freude aller mit seiner Tochter durch den Salon tanzte. Die Musiker waren unerwartet einen Tag früher im Cottage eingetroffen, da sie in Reston keine Zimmer mehr bekommen hatten; alle Unterkünfte im Dorf waren wegen des Balls vergeben.
Diese angenehme Stimmung hielt bis zum Abendessen an, zu dem Jason sich ihnen anschloss.
Er war über Byrnes Anwesenheit, vorsichtig ausgedrückt, schockiert.
Bis auf Victoria, die nach Hause gegangen war, saßen alle im
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