Der Sommer der Lady Jane (German Edition)
die Sonne als auch die Reisenden den Merrymere zugunsten südlicherer Gefilde aufgaben. Aber in all der Zeit, die vergehen sollte, in all den Tagen und Wochen und Jahren, die noch kamen, sollte eines nie geschehen:
Byrne ließ Jane niemals allein.
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Epilog
Ende Oktober war die Luft im Lake District beißend kalt. Es gab keine Hoffnung auf eine warme Brise oder einen verirrten Sonnenstrahl, der über den Rasen tanzte, um sie für einen kurzen Moment an den drückend heißen Sommer zu erinnern, den sie miteinander verlebt hatten – die Tage waren zu kurz, die Sonnenstrahlen zu kostbar. Aber Mangel an Lachen oder Freude oder anregenden Gesprächen herrschte nicht.
Insbesondere zwei Gespräche standen noch aus.
Das erste fand zwischen Mr Byrne Worth und Lord Jason Cummings, Marquis of Vessey, statt, während sie in der Kirche vor dem Altar auf die Braut des Ersteren und die Schwester des Letzteren warteten.
Byrnes Bruder Marcus, der sich als Trauzeuge angeboten hatte, stand zwischen den beiden. Man musste sich also beständig vor- oder zurückbeugen, damit diese Unterhaltung überhaupt stattfinden konnte. Sie begann wie folgt:
»Ich möchte dir einen Vorschlag machen, Worth«, sagte Jason leise. Er beugte sich dabei vor, um sich Worth an Marcus vorbei verständlich zu machen.
»Ach?«, gab Byrne zurück. »Da bin ich aber gespannt.«
»Seit der Schulzeit bin ich mit dem Sohn des Kanzlers des Herzogtums befreundet«, sagte Jason und lehnte sich abwechselnd vor und zurück, um an Marcus vorbeizuschauen. »Er ernennt die Friedensrichter in dieser Grafschaft.«
Byrnes Blick flog sofort zu Sir Wilton hinüber, der in der Kirche in der ersten Reihe neben seiner Ehefrau und Victoria saß, die ihren Arm unter den von Dr. Berridge geschoben hatte. Sir Wilton saß nahe genug, um die nur schlecht geflüsterte Unterhaltung mitzuhören – aber statt wütend oder peinlich berührt dreinzublicken, nickte er kaum merklich sein Einverständnis.
»Jason, mir ist bewusst, welche Aufgaben der Kanzler des Herzogtums zu erfüllen hat«, spottete Byrne, der sich ebenfalls an Marcus vorbei nach vorn beugte. »Aber ich habe nicht das Gefühl …«
»Warum nicht?«, hakte Jason sofort nach.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, den Platz mit mir zu tauschen?«, erkundigte Marcus sich bei Jason. »Ich würde mich sehr glücklich schätzen, einen Platz weiterrücken zu dürfen, was die Verständigung zwischen euch etwas einfacher machen dürfte.«
»Nicht nötig, Marcus«, antwortete Byrne.
»Nein, natürlich nicht«, stimmte Jason zu. »Sag einfach nur Ja, dann wirst du Restons neuer Friedensrichter, und die Sache ist erledigt.«
Byrne lächelte und schüttelte den Kopf. »Jason, ich kann nicht Ja sagen. Aber trotzdem danke.«
»Warum nicht?«, wollte Jason wissen.
»Ja, warum nicht?«, wiederholte Marcus.
»Erstens hat das Dorf bereits einen Friedensrichter«, argumentierte Byrne.
»Sir Wilton denkt über den Ruhestand nach und würde dich sehr gern unter seine Fittiche nehmen«, antwortete Jason spontan. »Um dir zu zeigen, wo’s langgeht.«
Byrne warf seinem Bruder einen Blick zu und erhoffte sich Beistand, bekam aber lediglich eine hochgezogene Braue und ein kleines Lächeln zu sehen. Byrne schaute Sir Wilton an, der das Gespräch immer noch aufmerksam verfolgte, aber vorgab, lässig Dr. Berridge zuzuhören … der allerdings gar nicht sprach.
»Ein Friedensrichter muss über Besitz verfügen«, wandte Byrne ein, »und ich kann mir nicht vorstellen, dass mein kleines Häuschen ausreicht.«
»Nein, aber das Cottage«, konterte Jason und brüstete sich mit einem Lächeln. »Wir schenken es dir als Janes Mitgift.« Er wackelte mit dem Finger in der Luft herum. »Überraschung.«
»Überraschung«, wiederholte Marcus und wackelte ebenfalls mit dem Finger.
»Ich möchte das Cottage aber nicht geschenkt bekommen«, lehnte Byrne mit leicht gerunzelter Stirn ab.
»Warum nicht, um alles in der Welt?«
»Ja, warum nicht, um alles in der Welt?«, wiederholte Marcus.
»Würdest du bitte aufhören, alles zu wiederholen, was er sagt?«, schnappte Byrne.
»Entschuldige, ich bin einfach nur neugierig.«
Byrne kniff die Augen zusammen. »Ich möchte das Cottage nicht für geschenkt, weil ich deine Schwester nicht des Hauses wegen heirate. Und sie würde mir zustimmen.«
Ehrlich gesagt wusste Byrne gar nicht so genau, ob es sich tatsächlich so verhielt; irgendwie beschlich ihn der Verdacht, dass
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