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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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entlangschlängelte.
    Sie atmete tief die frische Luft ein und ließ unachtsam ihren Rocksaum durch den Matsch schleifen, während sie dem vielleicht eine Meile langen Weg folgte. Sie wurde dabei vom leisen Plätschern des Seewassers begleitet, das träge gegen das Ufer schlug. Kurz bevor sie die Lichtung erreichte, auf der das Haus der Witwe Lowe stand, straffte sie die Schultern, setzte ihr strahlendes Lady-Jane-Lächeln auf, für das sie in der Londoner Gesellschaft berühmt war, und trat aus dem Schatten der Bäume auf die im hellen Sonnenlicht liegende Lichtung.
    Wo sie zu ihrer großen Überraschung auf Mr Byrne Worth traf.
    Der splitterfasernackt war.

7
    »Mr … Mr Worth!«, rief Jane. Ihre Wangen färbten sich zu einem ungewöhnlichen Scharlachrot, bevor mädchenhaftes Schamgefühl über mädchenhafte Neugier siegte und sie sich die Augen zuhielt. Aber der Anblick hatte sich ihr bereits ins Gedächtnis eingebrannt.
    Byrne Worth stand im hüfthohen Wasser, von seiner Kleidung war weit und breit nichts zu sehen. Janes Erfahrung mit männlichen Körpern beschränkte sich darauf, als Kind mit ihrem Bruder schwimmen gewesen zu sein, und auf die griechischen Statuen, die das Britische Museum bevölkerten. Wobei Mr Worths Torso sie sehr an Letztere erinnerte. Die Sommersonne fiel auf seine Schultern, die hell wie Marmor schimmerten. Es war offenkundig, dass er bisher nicht besonders viel Zeit in der Sonne verbracht hatte, aber seine muskulöse Gestalt verriet, dass er ein gesundes Leben voll körperlich harter Arbeit führte. Jane wusste jedoch, dass seine Gesundheit beeinträchtigt war – sie waren sich vor einiger Zeit in London begegnet, und zu der Zeit hatte er recht angegriffen gewirkt. Jetzt hingegen schien es, als habe er sich in den vergangenen Wochen gut erholt.
    Himmel noch mal, sie sollte aufhören, darüber nachzudenken. Vielleicht war es auch an der Zeit, etwas zu sagen.
    »Mr Worth … ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern … Lady Jane Cummings, ich bin, äh … eine Freundin von Phillippa Benning.« Sie hielt inne, wartete. »Wir sind uns vor einigen Wochen in London begegnet, nicht wahr?«, fügte sie dann hinzu.
    »Ich kann mich sehr gut an Sie erinnern, Lady.« Seine Stimme klang brummig und erklang viel näher bei ihr, als sie erwartet hatte. Sie wagte einen verstohlenen Blick aus den Augenwinkeln – er stand am Ufer und trug jetzt dankenswerterweise dunkle Hosen, die allerdings feucht waren und ihm an den Beinen klebten. Jane beobachtete, wie er einen Gehstock mit Silberknauf vom Boden aufnahm und sich auf ihn stützte. »Ich hatte allerdings nicht den Eindruck, dass Mrs Benning und Sie besonders freundschaftlich miteinander umgehen.«
    »Hm?«, erwiderte Jane abgelenkt und wandte den Blick wieder ab. »Oh. Nun ja, wir … also Phillippa und ich, nun … vielleicht lernen wir es zurzeit noch, wieder Freundinnen zu sein. Außerdem heißt es Mrs Worth. Sie ist jetzt die Frau Ihres Bruders, aber das wissen Sie ja.«
    »Hm«, lautete die Antwort. Jane konnte seinen humpelnden Gang über den Grasboden hören, als er sich ihr näherte.
    Als seine Stimme direkt hinter ihr erklang, erschrak Jane. »Sie dürfen sich jetzt umdrehen, Lady Jane. Ich verspreche, dass Ihr Schamgefühl keinen Schaden nehmen wird.«
    Seine Worte veranlassten Jane, sich umzudrehen und sich der Herausforderung zu stellen. Sie schaute ihm geradewegs in die Augen. »Vielleicht wollte ich eher auf Ihr Schamgefühl Rücksicht nehmen«, erwiderte sie kühl. Sie lächelte, als sie sah, dass er dabei war, die Knöpfe seines dünnen Batisthemdes zu schließen.
    »Wie konnte ich nur diese Schlagfertigkeit vergessen?«, entgegnete Mr Worth, als er alle Knöpfe geschlossen hatte. Er stützte sich schwer auf seinen Stock, als er an ihr vorbei zum kleinen Haus am Rande des Sees humpelte. »Warum haben Sie angenommen, ich würde mich nicht mehr an Sie erinnern?«, rief er ihr über die Schulter zu.
    Jane betrachtete seine Frage als Aufforderung, ihm zu folgen. »Wir sind uns unter recht ungewöhnlichen Umständen begegnet, falls Sie sich erinnern.«
    Ungewöhnlich, ja, in der Tat. Byrne Worth hatte seinen Bruder Marcus bei dessen Verfolgung eines (dankenswerterweise inzwischen nicht mehr unter den Lebenden weilenden) Feindes der Krone unterstützt und ihn zu einer Gesellschaft bei den Hampshires begleitet. Dort war Marcus im Laufe der Verfolgung des Verbrechers angeschossen worden, und Phillippa hatte Lady Jane – wenn auch nur

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