Der Sommer der Lady Jane (German Edition)
Junge, an den ich mich erinnere. Aber ich hatte gehofft, wir könnten Freunde bleiben, Mylord.«
Jason presste die Lippen grimmig zusammen und verbeugte sich knapp. »Selbstverständlich, Mrs Brandon.«
Penelope sah ihn noch einmal an, sah ihm direkt in die Augen, und Jason erkannte genau, was sie dachte: Sie empfand Mitleid mit ihm. Es stand ihr auf die Stirn geschrieben. Unübersehbar. Penelope knickste noch einmal formell, dann drehte sie sich um und ließ ihn allein, im Dunkel der Nacht, mit nichts als dem Windhauch, der leise durch das Gebüsch strich … während sie zurück in den Saal ging, zurück zu ihrem Ehemann. In ihr Leben.
Sie empfand Mitleid mit ihm? Nun, natürlich musste sie so empfinden – schließlich befand er sich in einem bemitleidenswerten Zustand. Er war auf das Land verbannt worden, fühlte sich eingeengt und wurde von dem einzigen Menschen zurückgewiesen, den er hatte wiedersehen wollen. Anders als Jane war es ihm noch nie leichtgefallen, Freundschaften zu knüpfen; aber er hatte nicht damit gerechnet, dass er von dem einzigen Menschen in der gesamten Gegend, den er als Freund betrachtete, bemitleidet wurde.
Er hing hier fest. Hing fest in diesem gottverdammten Vorposten des romantischen Wordsworth-Tourismus, dabei wollte er nichts anderes als sich wieder fühlen wie er selbst. Nicht wie der Sohn eines Dukes, nicht wie dessen Erbe, nicht gebunden und belastet mit der Verantwortung, die all diese Titel mit sich brachten. Er wollte die Abwechslung. Er wollte das Neue. Egal was, Hauptsache es erlöste ihn aus dieser beständigen Gleichförmigkeit.
Nun, warum nicht? , dachte Jason plötzlich. Warum dieses schläfrige kleine Dorf nicht ein wenig durchlüften? Den Staub abschütteln? Es mochte sein, dass er nicht so einfach abreisen konnte. Aber das hieß noch lange nicht, dass er den Spaß und das Vergnügen nicht einladen durfte, zu ihm zu kommen.
Vielleicht war es höchste Zeit, dass Charles und Nevill ihm einen Besuch im Cottage abstatteten.
Jane und Byrne warteten, bis sie Jasons Schritte nicht mehr hören konnten. Er war nicht in Richtung Festsaal gegangen, sondern zur Hauptstraße … bestimmt in eines der Gasthäuser. Vielleicht wollte er auch ins Oddsfellow Arms … falls Mr Johnston ihn überhaupt bedienen würde. Aber für Byrne stand fest, dass Jason sich an diesem Abend seinen Drink wirklich verdient hatte.
Byrne kauerte noch geduckt im Versteck und schaute zu Jane, die versuchte, das Gehörte zu verarbeiten. Byrne hatte sie während des Gesprächs der beiden beobachtet. Ihre Augen waren vor Schreck ganz groß geworden, dann war sie vor Scham errötet und schließlich war sie von Mitleid erfüllt gewesen.
Als ihr Bruder im Dunkel verschwunden war, drückte sie die Hand aufs Herz, als wollte sie einen Schmerz wegdrücken, der sich dort festgesetzt hatte.
»Oh Jason«, wisperte sie. »Oh, was bist du doch für ein Narr.«
Byrne fiel nichts ein, was er ihr hätte sagen können. Er wusste nicht, wie er jemanden wegen der Dummheiten trösten sollte, die der Bruder begangen hatte. Sein eigener Bruder mochte da allerdings über eine gewisse Erfahrung verfügen.
Er legte die Hand auf ihre, zögernd und in einer Geste, die besänftigend und beruhigend gemeint war.
Dass sie losschrie und aufsprang, überrumpelte ihn völlig.
»Oh, das tut mir leid«, wisperte sie einen Moment später, »ich hatte nur nicht damit gerechnet …« Ihre Stimme verklang in einem Kichern. Mit dem sie gar nicht mehr aufhören konnte. Ein heftiger Lachanfall schüttelte ihren Körper und ließ ihr Gesicht wieder fröhlich werden.
Wie eine Welle durchflutete es seinen Körper, erweckte ihn zu neuem Leben. Dieses weiche Lachen, ihr einladendes Lächeln. Er wollte sie an sich reißen, sie mit sich zu Boden ziehen … sie waren allein in diesem Gebüsch, keiner der Feiernden achtete auf sie. Es war Sommer, es gab nur sie beide unter dem sternenklaren Himmel … es war vollkommen.
Auch zuvor hatte es Frauen gegeben, die Byrne begehrt hatte. Und es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er sich genommen, was ihm angeboten worden war. Aber jetzt … noch nie war sein Verlangen so konzentriert gewesen. Seit seiner Ankunft auf dem Fest hatte er gespürt, dass etwas an ihm gezerrt und ihn zu ihr getrieben hatte. Und als sie vorhin unter der alten Eiche gestanden hatten, war er einen Augenblick lang überzeugt gewesen, dass auch sie die Anziehungskraft spürte, die es zwischen ihnen gab. Doch sie hatte sich von ihm
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