Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
Vom Netzwerk:
dass sie die Wärme seines Körpers spüren konnte. Aber die Hitze in seinem Blick war es, die ihre Wangen in Flammen setzte.
    In ihr Schweigen gehüllt, standen sie beieinander und warteten darauf, was wohl als Nächstes geschehen würde.
    Ihr wurde bewusst, dass sie es tun konnte. Es brauchte nicht mehr als eine Winzigkeit, sich zu ihm zu beugen und den Blick auf seinen Mund zu richten – und er würde sie küssen. Sie konnte es spüren. Es war eine einfache Sache. Und sie wusste, dass er es auch wollte.
    Sie war kein dummes junges Ding mit schüchternem Herzen. Ebenso wenig war sie ein Neuling darin, geküsst zu werden. Schon früher war sie geküsst worden, hatte sich in warmen Nächten unter einsamen Eichenbäumen von einem Mann in die Schatten drängen lassen.
    Oh, wie sehr sie sich danach sehnte. Nach der Verheißung. Der Vorfreude. Nach diesem Augenblick, wenn man zu atmen vergisst; dieses Prickeln, wenn man berührt wird.
    Aber … eine winzige Sorge meldete sich in ihr zurück. Andere Gentlemen – zwischen ihr und ihnen würde sich mit einem Kuss gar nichts ändern. Aber mit Byrne – würde sich die Art und Weise verändern, in der sie miteinander sprachen? Würde es jede Unterhaltung färben, die sie künftig führten, jedes Mal, wenn sie einander zwischen ihren Häusern über den Weg liefen? Jeden Blick? Und plötzlich spielte es für Jane eine Rolle.
    Es war wichtig, wie sie feststellte, weil er ihr Freund war.
    Und deshalb lehnte sie sich nicht um eine Winzigkeit nach vorn, obwohl sie sich danach verzehrte, es zu tun, mehr, als sie sich je nach etwas verzehrt hatte. Sie warf keinen Blick auf diesen ironisch verzogenen perfekt geschwungenen Mund. Sie ließ sich nicht auf herrlichste Weise davontragen.
    Stattdessen zog sie sich zurück und beachtete die Verwirrung nicht, die sie in seinem Blick bemerkte. Und Jane blieb auf absurde und frustrierende Weise wohlbehalten und unberührt.
    Aber nicht sehr lange.
    Denn in diesem Moment hörte sie zwei Gäste, einen Mann und eine Frau, genau auf ihren Platz zukommen.
    »Kannst du dich noch erinnern, wo es war?«, hörte Jane ihren Bruder sagen. Das Lachen in seiner Stimme überraschte sie, man hörte es bei ihm nicht sehr oft.
    »Ich glaube, da drüben«, erwiderte eine melodische Stimme, die nur Penelope Wilton gehören konnte.
    Die beiden kamen nicht nur ungefähr in ihre Richtung; sie hielten geradewegs auf den Baum zu, unter dem Jane und Byrne standen.
    Jane fing Byrnes Blick auf. Falls Jason sie entdeckte, würde er ausbrechen wie ein Vulkan.
    Was Byrne offenbar auch vermutete und deshalb den Rückzug antrat. Rasch ergriff er ihre Hand, und gemeinsam liefen sie zu dem Gebüsch, aus dem Michael und Joshua ihre Apfelattacke unternommen hatten, und versteckten sich darin.
    Jane fand sich in der seltsamsten Situation wieder, an die sie sich je erinnern konnte. Eingequetscht zwischen Byrne Worth und einen überraschend hohen Berg von Äpfeln spähte sie durch das dichte Buschwerk und wurde Zeugin des wohl verwerflichsten Gesprächs im Leben ihres Bruders.
    Lord Jason Cummings, Marquis of Vessey, verbrachte einen angenehmeren Abend als erwartet. Lust zu tanzen hatte er nur selten, und langweilige Dorffeste besuchte er schon gar nicht, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ. Und doch war er jetzt hier, hatte sich mit diesen eingebildeten Hohlköpfen unterhalten und mit deren Töchtern getanzt – und amüsierte sich prächtig. Noch nicht einmal die unerfreuliche Anwesenheit Mr Worths konnte ihm den Abend verderben.
    »Hier … das ist sie!«, rief er und kam mit großen Schritten auf die mächtige Eiche zu. Das Licht aus dem Festsaal reichte nicht bis hierher, sie standen also im Dunkeln. Er und Penelope.
    Irgendwie fand Jason es jetzt doch aufregend, zurück in Reston zu sein, bei ihr . Seit er von Jane zu dieser Reise erpresst worden war, hatte er wütend mit den Zähnen geknirscht, hatte sich den Kopf über lange, vernachlässigte Zahlenkolonnen zerbrochen und sich mit ihnen zu Tode gelangweilt. Es hatte ihn nach einer Ablenkung geradezu gelechzt, etwas unternehmen zu können … weit weg von seiner Familie, seinem Vater … und dann war sie plötzlich da gewesen.
    Und dieser kleine Leberfleck direkt unter ihrem linken Auge war auch immer noch da.
    »Das ist der Baum, unter dem ich dich das erste Mal geküsst habe«, sagte Jason, das Gesicht der nachdenklich aussehenden Penelope zugewandt.
    »Und das hast du richtig gut gemacht«, erwiderte sie

Weitere Kostenlose Bücher