Der Sommer der Lady Jane (German Edition)
anerkennend.
Jason erkannte seine Chance – und er wäre ziemlich dumm, wenn er sie verstreichen ließe. »Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass ich es jetzt besser als nur gut machen könnte«, brummte er (zumindest hoffte er, dass es brummend klang) und legte die Hände um ihre Taille.
»Sir, ich …«
»Wir sollten es ausprobieren.«
»Mylord, n…«
Er drückte seinen Mund auf ihren, presste, zerrte, spielte.
Und spürte keine Reaktion – außer einer Hand, die sich fest und entschlossen gegen seine Brust stemmte.
Jason richtete sich auf und blickte in ein Gesicht, aus dem jegliches Lächeln verschwunden war.
»Ich bin verheiratet«, sagte Penelope streng.
»Ich weiß.«
»Du hast meinen Ehemann kennengelernt. Du hast mit ihm gesprochen.«
»Ja, er ist ein liebenswürdiger Bursche. Trotzdem … Pen, vermisst du uns denn gar nicht? Wie erregend es war?« Er folgte ihr einen Schritt, als sie zurückwich. »Und jetzt bin ich wieder hier. Du bist hier.« Er warb mit einem verschmitzten Lächeln um sie – das gleiche Lächeln, das ihm vor fünf Jahren den besagten Kuss eingebracht hatte. »Warum gönnen wir uns nicht ein wenig Spaß?«
Penelope ließ den Blick über Jason schweifen und schaute ihm dann in die Augen. Was er in ihren Augen sah, war nicht der funkelnde Mutwille, an den er sich so gut erinnerte. Und auch diesen sternenhellen Ausdruck, mit dem sie ihn in jenem Sommer immer angeschaut hatte, fand er darin nicht wieder. Stattdessen entdeckte er Gleichmut; weder verurteilte ihr Blick ihn noch ermunterte er ihn.
»Du hast dich nicht im Geringsten verändert«, sagte sie schließlich. »Stimmt’s, Jason?«
Eigentlich hätte es ihm das Herz wärmen sollen, dass sein Name ihr über die Lippen gekommen war. Doch so war es nicht. Ihr Tonfall klang ermahnend, als spräche sie mit einem Kind, was Jason dazu brachte, wie ein Kind zu antworten. »Ich hoffe, nicht«, erwiderte er und straffte trotzig die Schultern.
»Du kannst dich also noch an jenen Sommer erinnern, den wir miteinander verbracht haben?«, fragte sie.
»Und an alle zuvor.« Ein lässiges Grinsen huschte ihm über das Gesicht. »Aber an den letzten natürlich ganz besonders gut.«
»Und all diese zauberhaften Erinnerungen willst du mir tatsächlich nehmen?«
Er schaute sie verwirrt an. »Mein Ehemann ist da drinnen«, fuhr sie fort und nickte in Richtung der Lichter und der Musik im Gemeindesaal. »Und ich liebe ihn sehr.« Sie seufzte. Das Lächeln auf ihren Lippen war auch in ihrer Stimme zu hören. »Als du mich hierhergezerrt hast, hat er gerade Victoria damit gequält, doch mit ihr zu tanzen, und davor hat er erzählt, dass er seinen Töchtern nur erlauben würde, Prinzen zu heiraten. Jedem, der es hören wollte, hat er das gesagt.«
Sie lachte leise, und Jason begann die Schamesröte in die Wangen zu steigen.
»In jenem Sommer«, fuhr sie fort, »in jenem letzten Sommer, in dem wir endlich zueinandergefunden hatten … all diese Zärtlichkeit und das Berühren und unsere Herzen, die füreinander offen waren … ich war verzweifelt, als er zu Ende war. Ich war wie zerrissen, wie am Boden zerstört. Meine Mutter kann ein Lied davon singen. Aber all dieses Neue, diese wunderbaren Stunden … all das hat mein Herz auf die Begegnung mit Brandon vorbereitet.«
Penelope drehte sich ihm zu – ihr Körper war nicht mehr der einer Siebzehnjährigen, sondern der einer Frau. Sie war immer noch schlank und jung, aber sie hatte Kinder geboren, und das hatte ihrem Körper Ernsthaftigkeit und Erhabenheit verliehen. »Jason, um nichts in der Welt würde ich unseren gemeinsamen Sommer missen wollen.«
»Ich auch nicht«, hörte Jason sich sagen, und seine Stimme klang bemerkenswert belegt.
»Aber mit jedem anzüglichen Grinsen, mit jeder Anspielung, die du machst, befleckst du diese Erinnerungen. Damit raubst du mir einen Teil dieser Vergangenheit. Verstehst du das nicht?«, fragte Penelope.
Jason verstand. Und schämte sich. Er spürte, wie ihm das Blut aus den Wangen wich, wie größte Beschämung ihn blass und ernüchtert zurückließ. Er blickte auf seine Schuhe, ins Gras, überall und nirgendwohin, nur nicht auf sie.
Penelope empfand Mitgefühl und streckte ihm die Hand entgegen – im Norden ein Angebot der Freundschaft und für Jason ein Fünkchen Hoffnung auf Vergebung.
Die er nicht annahm.
Langsam zog sie die Hand zurück. »Ich mag nicht mehr das Mädchen sein, an das Sie sich erinnern, und Sie sind nicht mehr der
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