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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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vornüber, als er versuchte, das Gewicht auf das verletzte Bein zu verlagern; Jane schob sich unter seinen Arm, verlagerte sein Gewicht auf sich und half ihm, zur Tür zu humpeln.
    Niemand folgte ihnen. Alle konzentrierten sich auf Joshua, und das war auch richtig. Jane führte Byrne durch die Halle bis in die Bibliothek, in der es wunderbar ruhig war. Sie sorgte dafür, dass er sich auf das Ledersofa setzte, dann nahm sie ihm die Decke von den Schultern und deckte ihn zu. Es war ein schwieriges Unterfangen, da er ihre Hand nicht losließ. Er klammerte sich an sie, als hielte nur sie ihn noch aufrecht.
    »Geh nicht«, stieß er aus und versuchte, gleichmäßig zu atmen.
    »Nein, das werde ich nicht«, versicherte sie und setzte sich vor dem Sofa auf den Fußboden. Noch immer hielt sie seine Hand fest. »Es ist dein Bein, nicht wahr?« Als er nickte, fuhr sie fort: »Gibt es ein Mittel, das du gegen die Schmerzen einnehmen kannst? Bestimmt hat der Doktor …«
    »Nein!«, bellte er und erschreckte sie mit seiner Heftigkeit. »Ich nehme nichts ein. Jane, du darfst nicht zulassen, dass sie mir auch nur einen Tropfen einflößen. Keinen einzigen.«
    »Aber es muss doch schlimm sein …«, widersprach sie, nur um mit einem grimmigen Blick bedacht zu werden.
    »Lass es nicht zu …« Seine Stimme klang wild; als er ihren Blick suchte, waren seine Augen bereits blutunterlaufen. »Versprich es mir«, verlangte er und drückte ihre Hand. »Versprich es!«
    »Ja, ich verspreche es.« Der Druck seiner Hand war so stark, dass er ihre Finger quetschte, aber sie verlor darüber kein Wort. Ich werde Handschuhe tragen, bis die Blutergüsse verschwunden sind, dachte sie flüchtig. Ein kleines Opfer angesichts dessen, was Byrne an diesem Morgen durchgemacht hatte.
    »Ist dir klar, dass die Ladys von Reston dich ab sofort mit ihrem Eingemachten überschwemmen werden?« Sie sprach so unbeschwert, wie sie es in diesem Moment vermochte. »Sie werden dir einen Korb nach dem anderen bringen, und ich befürchte, dass du dir die allerbesten Manieren angewöhnen musst, um ausreichend demütig zu scheinen. Mit jedem, der zu Besuch kommt, wirst du dich mindestens zehn Minuten lang unterhalten müssen.«
    »Warum?«, fragte er. Der Schmerz begann, ihm die Sinne zu verwirren.
    »Weil du den Jungen gerettet hast«, wisperte sie. »Du bist unglaublich tapfer.«
    Byrne schüttelte heftig den Kopf. »Ich habe ihn nicht gerettet. Er ist noch nicht über den Berg.«
    »Das wird er aber bald sein. Dafür wird der Doktor sorgen.« Das Herz schlug ihr bis zum Hals. » Er wird leben , Byrne, hör auf meine Worte. Und du musst allein schon deshalb überleben, damit dich alle einen Helden nennen können.«
    Vielleicht hätte er über diese Bemerkung gelacht, Jane wusste es nicht. Er stieß ein kurzes, ungläubiges Schnauben aus und fuhr fort, sein Bein zu massieren.
    Sie schwiegen eine Weile und lauschten dem Stimmengewirr in der Halle, als der Rest der Familie Wilton eintraf. Der Lärm erstarb, als sie in den Salon gingen. Und Jane lauschte mit Byrne wieder der Stille.
    »Ich hatte darüber nachgedacht, dich noch einmal zu küssen«, sagte er plötzlich. Seine Stimme klang matt, vielleicht war ihm gar nicht bewusst, dass er laut gesprochen hatte.
    Jane stockte der Atem. Sie konnte nicht leugnen, dass sie an etwas Ähnliches gedacht hatte, bevor die Ereignisse an diesem Morgen ihren Lauf genommen hatten. Inzwischen lag das schon so weit zurück, dass sie sich kaum noch erinnern konnte – das schreckliche Geschehen hatte diesen Gedanken verdrängt –, und jetzt wusste sie nicht, was sie Byrne antworten sollte.
    Jane lehnte den Kopf gegen das Sofa und hielt seine Hand. Sie sah Byrne an, wie sehr er mit dem Schmerz rang, den sie ihm so gern genommen hätte.
    Gemeinsam warteten sie darauf, dass jemand kam und ihnen sagte, was mit Joshua war.

14
    Es ist unmöglich zu beschreiben, wie die Zeit vergeht, wenn eine Krise überwunden werden muss. Sie hält inne, läuft weiter, bleibt für unendlich lang scheinende Momente stehen und lässt Stunden wie im Nu vergehen. Bei jeder neuen Nachricht halten die Menschen den Atem an, und die ganze Welt dreht sich nur noch um diesen einen Augenblick.
    Alle waren so schnell zum Cottage gekommen, wie es nur möglich gewesen war. Jason hatte Victoria hinter sich auf den Sattel genommen, Dr. Berridge war ebenfalls zu Pferde eingetroffen, und die Wiltons waren kurze Zeit darauf in ihrer Kutsche gefolgt. Victoria war den Tränen

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