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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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nehmen.
    »Gleich morgen solltest du eine Anfrage an die Vermittlungsagenturen schicken«, sagte Jason. »Du kannst engagieren, wen auch immer du brauchst. Aber sorge dafür, dass die Leute verschwiegen sind und reisen können.«
    »Reisen?« Jane spannte sich an.
    »Natürlich wirst du Vater begleiten, wenn er auf die Burg zurückkehrt«, diktierte Jason ihr rundheraus. »Und dieses Mal wirst du ausreichend Hilfe haben, und du kannst …« Wie auch immer, den Rest hörte Jane nicht mehr, ganz einfach deshalb, weil ihr angesichts des erschütternden Missverständnisses, das aus den Worten ihres Bruders sprach, alles vor Augen verschwamm.
    »Jason«, stieß sie aus und bewahrte ihre Haltung mit all der Kraft, die ihr nach der langen Nacht noch geblieben war, »ich gehe nicht zurück in die Burg.«
    »Wie bitte? Du glaubst, dass du weiterhin durch London ziehen und mit dem einen oder anderen Marquis herumtändeln kannst?«, antwortete Jason trocken. Jane spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. »Du hast wohl nicht damit gerechnet, dass ich von dieser Sache Wind bekomme, nicht wahr? Deine kleine Wette um diesen gelackten Stutzer Broughton?«
    Jane musste sich eingestehen, dass ihre Wette mit Phillippa Benning zu den größten Albernheiten zählte, die sie je begangen hatte. Sie hatten gewettet, wer von ihnen beiden den jüngst in die Stadt zurückgekehrten Lord Broughton für sich gewinnen würde. Davon einmal abgesehen, war auch sie erst vor ungefähr vier Wochen nach London zurückgekommen. Sie war begierig darauf gewesen, sich wieder in das Spiel zu werfen, aus dem sie vor einem Jahr hatte aussteigen müssen. Aber irgendetwas hatte sich verändert – entweder hatte die fröhliche Jagd ihre Fröhlichkeit verloren oder Jane die ihre. Ohne dass sie es hätte erklären können, interessierte es sie nicht mehr so wie zuvor, auf der Jagd nach dem begehrtesten Mann und der begehrtesten Einladung durch die Stadt zu streifen.
    Solche Beschäftigungen hatten sich als hohl und leer erwiesen … und bewiesen Jane einfach nur, wie sehr die Dinge sich geändert hatten. Der Reiz war verschwunden.
    »Das hat nichts damit zu tun, warum ich nicht mehr auf die Burg zurückgehen will.« Jane beantwortete die Frage ihres Bruders mit einem hochmütigen Schniefen.
    »Warum dann?«, erkundigte Jason sich misstrauisch. »Welchen Ärger hast du dort angerichtet?«
    »Überhaupt keinen.« Sie seufzte, äußerte sich aber nicht weiter. Weil …
    Weil … es die dümmste Sache überhaupt war. Ihrerseits handelte es sich um Schwäche, was sie vor Jason natürlich nicht eingestehen würde, aber … die Burg war der Ort, an dem ihre Mutter krank geworden war. Wo sie begraben war. Und Jane hatte es ertragen … diesen beständigen Stachel in ihren Gedanken, einen Korridor hinunterzulaufen und die Halle zu sehen, in der ihre Mutter gestürzt war … das Bett, in dem ihre Mutter im Fieber gelegen hatte … aber jetzt war sie fort, und der Gedanke, in die Burg zurückzukehren, war schier unerträglich.
    Aber Jane wollte verdammt sein, wenn sie mit ihrem Bruder darüber sprechen würde. Weil sie wusste, dass er lachen würde.
    »Welchen Unfug du auch immer in der Burg angerichtet hast …«, fing Jason erneut an, aber Jane schnitt ihm das Wort ab.
    »Versteh doch, Jason Cummings. Ich kehre nicht auf die Burg zurück.«
    »Hast du mich nicht verstanden, als ich sagte, dass Vater sich in London nicht blicken lassen kann? Ganz besonders nicht mit einem Wärter, der ihn versorgt, als sei er ein Kind. Ich nehme an, das ist der Grund, der dich bisher gehindert hat, jemanden anzuheuern. Die Sorge um Vaters Stolz.«
    »Die Waagschale neigt sich inzwischen zur anderen Seite, Bruderherz. Ich fürchte vielmehr für seine Gesundheit und Sicherheit.«
    Jason grübelte kurz. Rieb sich mit der Hand über das Kinn – genau wie Vater, dachte Jane, obwohl er es nicht wahrhaben will.
    Jason hob abrupt den Kopf. »Das Cottage ist nur drei Meilen von Reston entfernt«, sagte er.
    »Das Cottage? Reston? Jason, du kannst doch wohl nicht meinen, dass wir uns in den Lake District zurückziehen!«, protestierte Jane.
    »Warum nicht? Dr. Lawford ist ein weithin anerkannter Mediziner, und er praktiziert dort ganz in der Nähe. Die frische Luft wird Vater sehr guttun …«
    »Es geht nicht um seine Verfassung«, entgegnete Jane und fügte mit größerem Jammern, als ihr recht war, hinzu: »Jase, es ist … das Cottage . Im Lake District. Willst du uns wirklich dorthin ins

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