Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
Vom Netzwerk:
groß unsere kleinen Mädchen inzwischen sind? Du lieber Himmel, ich erinnere mich noch an Zeiten, als sie unbedingt alles zusammen machen wollten – baden, Haare schneiden, einfach alles.«
    Â»Ich weiß noch«, sagte Mom lächelnd.
    Ich fing einen Blick von Taylor auf. Unsere Mütter redeten weiter, aber wir beide standen nur da, sahen uns an und sahen uns doch nicht an.
    Nach einer Minute zog Taylor ihr Handy hervor. Ich wollte die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, ohne irgendetwas zu sagen. Also fragte ich schnell: »Hast du was Schönes gefunden?«
    Sie nickte. Da sie ihre Sonnenbrille aufhatte, konnte ich nur schwer erkennen, was sie dachte. Aber ich kannte Taylor gut, und ich wusste, wie gern sie damit prahlte, was sie an neuen Klamotten bekommen hatte.
    Sie zögerte kurz, dann sagte sie: »Ich hab richtig klasse Stiefel entdeckt, sogar mit fünfundzwanzig Prozent Rabatt. Und ein paar Sommerkleider, die ich mit Strumpfhose und Pulli auch gut im Winter tragen kann.«
    Ich nickte. Als wir mit Bezahlen an der Reihe waren, sagte ich: »Also dann, wir sehen uns in der Schule.«
    Â»Bis dann«, sagte sie und drehte sich um.
    Ohne eine Sekunde nachzudenken, drückte ich meiner Mom die Jeans in die Hand und hielt Taylor auf. Wenn ich jetzt nichts sagte, dann hatten wir beide gerade vielleicht zum letzten Mal miteinander geredet. »Warte doch mal«, sagte ich. »Magst du vielleicht heute Abend rüberkommen? Ich hab mir einen neuen Rock gekauft, aber ich hab keine Ahnung, ob man das T-Shirt drüber tragen oder reinstecken soll …«
    Sie verzog kurz den Mund, dann sagte sie: »Okay, ruf mich an.«
    Taylor kam tatsächlich an jenem Abend. Sie zeigte mir, wie ich den Rock tragen sollte – welche Schuhe und welche Tops am besten dazu passten. Es war nicht wie immer zwischen uns, nicht auf Anhieb, vielleicht würde es das auch nie mehr sein. Wir wurden erwachsen. Wir mussten erst noch dahinterkommen, wie wir weiter vieles miteinander teilen konnten, ohne einander alles zu bedeuten.
    Â 
    Das Verrückte an der Sache war dann, dass wir am Ende tatsächlich aufs selbe College gingen. Von allen möglichen Colleges auf der Welt landeten wir beide auf demselben. Das Schicksal wollte es so. Wir sollten einfach Freundinnen sein. Wir sollten einige Bereiche unseres Lebens miteinander teilen. Und was mich am meisten erstaunte – ich freute mich darüber. Im Unterschied zu früher waren wir nicht mehr dauernd zusammen, sie hatte ihre Verbindungsschwestern, ich hatte neue Freundinnen aus meinem Wohnheim. Aber trotzdem hatten wir einander. Immer noch.

11
    Am nächsten Tag hielt ich es nicht länger aus, ich rief Jeremiah an. Ich müsse ihn dringend sehen, sagte ich, er solle kommen, und dabei zitterte meine Stimme. Sogar übers Telefon konnte ich hören, wie dankbar er war, wie wichtig es ihm war, sich mit mir zu versöhnen. Ich versuchte, meinen Anruf bei ihm vor mir selbst zu rechtfertigen, indem ich mir einredete, ich müsse ihn von Angesicht zu Angesicht sehen, um mit der Sache voranzukommen. Die Wahrheit war: Ich vermisste ihn, vermutlich nicht weniger als er mich, und ich wollte einen Weg finden, einfach zu vergessen, was geschehen war.
    Doch sosehr ich ihn auch vermisste – sobald ich die Tür öffnete und sein Gesicht wiedersah, war mit einem Mal auch der Schmerz wieder da, schlagartig und mit aller Macht. Auch Jeremiah spürte es. Im ersten Moment war seine Miene noch hoffnungsvoll, doch schon im nächsten Augenblick sah er nur noch am Boden zerstört aus. Als er versuchte, mich an sich zu ziehen, hätte ich ihn so gern umarmt, doch ich konnte es einfach nicht zulassen. Also schüttelte ich den Kopf und stieß ihn weg.
    Wir setzten uns auf mein Bett, lehnten mit dem Rücken an der Wand, ließen die Beine über den Rand hängen.
    Â»Woher soll ich wissen, dass du das nicht wieder tun würdest?«, fragte ich. »Wie kann ich dir vertrauen?«
    Er stand auf. Eine Sekunde lang dachte ich, er würde gehen, und mir blieb fast das Herz stehen.
    Doch dann kniete er sich hin, direkt vor mir, und sagte ganz leise: »Du könntest mich heiraten.«
    Zuerst war ich nicht sicher, ob ich mich nicht verhört hatte. Doch dann sagte er es noch einmal, dieses Mal lauter: »Heirate mich.«
    Er steckte eine Hand in die Tasche seiner Jeans und zog einen Ring heraus. Einen silbernen Ring mit einem

Weitere Kostenlose Bücher