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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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schlicht?«
    Â»Ganz schlicht. So schlicht wie möglich. Keine Rüschen, nichts Aufgedonnertes.«
    Taylor nickte. »Ich seh’s schon genau vor mir. Ganz im Stil von Cindy Crawford bei ihrer Strandhochzeit oder wie Carolyn Bessette.«
    Â»Genau, klingt gut«, sagte ich. Ich hatte keine Ahnung, wie die Kleider der beiden ausgesehen hatten. Ich wusste nicht einmal, wer das sein sollte – Carolyn Bessette. Aber wenn ich erst einmal mein Kleid hatte, würde sich alles viel realer anfühlen, dann würde ich in der Lage sein, mir alles konkret vorzustellen. Im Moment war alles noch sehr abstrakt.
    Â»Was ist mit Schuhen?«
    Ich warf ihr einen ungläubigen Blick zu. »Als würde ich mit High Heels über den Strand stöckeln! Ich kann ja schon auf normalem Boden kaum auf hohen Absätzen laufen.«
    Taylor ging gar nicht darauf ein. »Und mein Kleid? Was soll deine Brautjungfer tragen?«
    Ich schubste ein paar Zeitschriften auf den Boden, damit ich mich auf dem Bett ausstrecken konnte. Ich legte die Beine an der Wand hoch. »Ich dachte an Senfgelb. Aus irgendeinem seidigen Stoff vielleicht.« Taylor hasste Senfgelb.
    Â»Senfgelber Satin«, wiederholte Taylor und bemühte sich sehr, nicht allzu angewidert auszusehen. Ich merkte ihr an, wie hin- und hergerissen sie war zwischen ihrer Eitelkeit und ihrem Credo, wonach die Braut immer recht hat. »Zu Anikas Teint würde das vielleicht ganz gut passen. Ich bin ja mehr der Frühlingstyp, aber wenn ich gleich anfange, mich in die Sonne zu legen, dann könnte es noch klappen.«
    Ich lachte. »War doch nur Spaß. Du kannst anziehen, was du willst!«
    Â»Mensch, bist du blöd!« Erleichtert schlug sie mich aufs Bein. »So was von unreif! Und du willst heiraten – ich fass es nicht!«
    Â»Ich auch nicht.«
    Â»Aber irgendwie passt es auch. So nach dem Motto: Unglaublich, aber wahr. Du und Jere, ihr kennt euch ja schon Myriaden Jahre. Es hat einfach so sein sollen.«
    Â»Wie lang sind Myriaden?«
    Â»Endlos.« Mit dem Finger schrieb sie meine Initialen in die Luft. »B. C. + J. F. für immer.«
    Â»Für immer«, echote ich glücklich. Für immer – das könnte ich schaffen. Das könnten wir schaffen, Jere und ich.

25
    Am nächsten Tag war ich mit Taylor im Einkaufszentrum verabredet. Bevor ich aus dem Haus ging, schaute ich kurz ins Arbeitszimmer meiner Mutter, blieb aber in der Tür stehen. »Ich fahre in die Stadt, nach einem Kleid gucken«, sagte ich.
    Sie hörte auf zu tippen und sah zu mir herüber. »Viel Glück«, sagte sie.
    Â»Danke.« Vermutlich hätte sie Schlimmeres sagen können, aber fröhlicher stimmte mich dieser Gedanke auch nicht gerade.
    Â 
    Der Laden für Braut- und Abendkleider war gerammelt voll mit Mädchen, die zusammen mit ihren Müttern nach einem Kleid für den Abschlussball schauten. Ich hatte nicht geahnt, wie weh mir ihr Anblick tun würde. Es war nun mal so – ihr Brautkleid sollten Mädchen zusammen mit der Mutter aussuchen. Sie sollten aus der Umkleidekabine treten, und die Mutter sollte mit Tränen in den Augen sagen: »Das ist es!« Genau so sollte es sein, da war ich mir ziemlich sicher.
    Â»Ist es nicht schon ziemlich spät im Jahr für den Abschlussball?«, fragte ich Taylor. »War unserer nicht im Mai oder so?«
    Â»Sie mussten ihn anscheinend nach hinten verschieben. Es gab einen Skandal um den stellvertretenden Schulleiter«, erklärte sie. »Das ganze Geld für den Ball war irgendwie verschwunden. Und die Privatschulen haben ihre Bälle doch sowieso immer später, das weißt du doch.«
    Â»Ich war nur auf einem einzigen«, erinnerte ich sie. Und dieser eine hatte mir mehr als gereicht.
    Ich streifte durch den Laden und fand ein einziges Kleid, das mir gefiel – schulterfrei und blendend weiß. Bis dahin hatte ich gar nicht gewusst, dass es da Abstufungen gibt, Weiß war für mich Weiß, fertig. Als ich Taylor fand, hatte sie einen Stapel Kleider auf dem Arm. Wir mussten eine ganze Weile vor den Umkleidekabinen anstehen.
    Das Mädchen vor mir in der Schlange sagte zu seiner Mutter: »Ich krieg die Krise, wenn eine das gleiche Kleid anhat wie ich.«
    Taylor und ich sahen uns an und verdrehten die Augen. Ich krieg die Krise , äffte Taylor das Mädchen stumm nach.
    Es kam mir so vor, als stünden wir eine Ewigkeit in der

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