Der Sommer, der nur uns gehoerte
sagte ich, »gar nicht.«
Wir setzten uns, Jeremiah und ich auf die Couch, meine Mutter auf einen Sessel uns gegenüber. Alles lief so gut. Er hatte sie zum Lachen gebracht. Seit jenem Tag in Cousins hatte ich sie nicht mehr lachen oder auch nur lächeln sehen. Langsam stieg Hoffnung in mir auf, so als könnte tatsächlich noch alles gut werden.
Das Erste, was sie sagte, war: »Jeremiah, du weiÃt, dass ich dich liebe. Ich will nur das Beste für dich. Aber genau deswegen kann ich das, was ihr beide da vorhabt, nicht unterstützen.«
Jeremiah beugte sich vor. »Laurâââ«
Meine Mutter hob die Hand. »Ihr seid zu jung, alle beide. Ihr steckt noch in einem Reifeprozess und seid erst dabei, euch zu den Menschen zu entwickeln, die ihr einmal sein werdet. Ihr seid noch Kinder. Ihr seid noch nicht reif genug, eine so langfristige Verpflichtung einzugehen. Wir reden hier über ein ganzes Leben, Jeremiah.«
Eifrig warf er ein: »Laurel, ich will mein ganzes Leben lang mit Belly zusammen sein, das kann ich versprechen, mit Leichtigkeit.«
Meine Mutter schüttelte den Kopf. »Genau das zeigt mir ja, dass du für einen solchen Schritt noch nicht reif bist, Jeremiah. Du nimmst die Dinge zu leicht. Aber heiraten sollte man nicht aus einer Laune heraus. Das ist eine ernste Sache.« Ihr herablassender Tonfall stank mir wirklich. Ich war immerhin achtzehn, nicht acht, und Jeremiah war neunzehn. Wir waren alt genug, um zu wissen, dass Heiraten eine ernste Angelegenheit war. Wir hatten beide miterlebt, wie unsere Eltern ihre eigenen Ehen in den Sand setzten. Wir würden nicht dieselben Fehler machen. Aber ich sagte nichts. Ich wusste, wenn ich sauer wurde oder mit ihr zu diskutieren anfing, würde sie das nur als Beweis dafür nehmen, wie recht sie hatte. Also saà ich nur stumm da. »Ich möchte, dass ihr zwei noch wartet. Ich möchte, dass Belly erst das College beendet. Wenn sie ihren Abschluss hat und ihr zwei immer noch dasselbe füreinander empfindet, dann meinetwegen. Aber auf keinen Fall vor dem College-Abschluss. Wenn Beck hier wäre, würde sie mir zustimmen.«
»Ich glaube, sie wäre sehr glücklich unseretwegen«, sagte Jeremiah.
Bevor meine Mutter ihm widersprechen konnte, fügte er noch schnell hinzu: »Belly wird ihren Abschluss wie geplant machen, das kann ich dir versprechen. Ich werde gut auf sie aufpassen. Gib uns nur einfach deinen Segen.« Er streckte einen Arm aus, nahm ihre Hand und schüttelte sie spielerisch. »Komm schon, Laur. Du hast dir mich doch immer als Schwiegersohn gewünscht.«
Meine Mutter machte ein gequältes Gesicht. »Nicht so, Herzchen. Es tut mir leid.«
Es folgte ein langes, betretenes Schweigen. Wir saÃen da, und ich fühlte, wie mir die Tränen in die Augen traten. Jeremiah legte mir den Arm um die Schulter und drückte mich kurz, dann lieà er mich wieder los.
»HeiÃt das, du kommst nicht zu unserer Hochzeit?«, fragte ich Mom.
Kopfschüttelnd fragte sie zurück: »Was für eine Hochzeit denn, Isabel? Ihr habt doch gar nicht das Geld für eine Feier.«
»Das lass mal unsere Sorge sein«, sagte ich. »Ich will nur wissen: Kommst du?«
»Du kennst meine Antwort bereits: Nein, ich werde nicht dabei sein.«
»Wie kannst du so etwas sagen?« Ich atmete tief aus, versuchte, ruhig zu bleiben. »Du bist doch bloà sauer, weil du in der Sache nichts mitzureden hast. Ein Mal passiert etwas, das du nicht bestimmst, und das bringt dich um.«
»Genau, es bringt mich um!«, fuhr sie mich an. »Zusehen zu müssen, wie du eine so törichte Entscheidung triffst, das bringt mich um.«
Meine Mutter fixierte mich, und ich wandte den Kopf ab. Mir zitterten die Knie. Ich konnte ihr nicht länger zuhören. Mit ihren Zweifeln und ihrer negativen Einstellung vergiftete sie unsere schönen Pläne. Sie rückte alles in ein völlig falsches Licht.
Ich stand auf. »Dann gehe ich jetzt. So musst du wenigstens nicht länger zusehen.«
Jeremiah sah mich erschrocken an. »Komm, Bells, setz dich wieder.«
»Ich kann hier nicht bleiben«, sagte ich.
Meine Mutter sagte kein Wort. Sie saà nur da, kerzengerade.
Ich ging aus dem Wohnzimmer und nach oben.
In meinem Zimmer warf ich eilig T-Shirts und Unterwäsche in einen Koffer. Als ich gerade meine Toilettensachen oben auf den Haufen schmiss, kam Jeremiah
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