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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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Schlange.
    Â»Als Erstes das hier«, ordnete Taylor an, als ich endlich in die Kabine konnte.
    Ich gehorchte pflichtschuldig.
    Â»Jetzt komm raus!«, rief Taylor kurz darauf von ihrem Platz beim dreiteiligen Spiegel, wo sie sich zusammen mit den Müttern der anderen Mädchen niedergelassen hatte.
    Â»Ich glaub, es ist nicht mein Fall«, rief ich zurück. »Glitzert zu sehr. Ich sehe aus wie Glinda, die gute Hexe, oder so.«
    Â»Komm einfach raus und lass dich ansehen!«
    Als ich herauskam, standen schon mehrere andere Mädchen vor dem Spiegel und betrachteten sich von hinten. Ich stellte mich dazu.
    Dann kam das Mädchen, das vor mir gewartet hatte, aus der Kabine. Sie trug das gleiche Kleid wie ich, nur in Champagner. Als sie mich sah, fragte sie sofort: »Auf welchen Ball gehst du?«
    Taylor und ich warfen einander einen Blick im Spiegel zu. Taylor kicherte und hielt sich die Hand vor den Mund. »Auf gar keinen«, sagte ich.
    Â»Sie heiratet«, sagte Taylor.
    Dem Mädchen klappte die Kinnlade herunter. »Wie alt bist du denn? Du siehst so jung aus.«
    Â»So jung bin ich nicht«, sagte ich. »Ich bin neunzehn.« Ich hatte zwar erst im August Geburtstag, aber neunzehn hörte sich gleich viel älter an als achtzehn.
    Â»Ach so«, sagte sie, »ich hatte gedacht, wir wären etwa gleich alt.«
    Ich sah uns an, wie wir da beide im gleichen Kleid vor dem Spiegel standen, und fand auch, dass wir gleich alt aussahen. Ich sah, wie ihre Mutter mich musterte und der Dame neben ihr etwas zuflüsterte, und ich spürte, wie ich rot wurde.
    Taylor hatte es auch mitbekommen und sagte laut: »Und man sieht kaum, dass sie im dritten Monat ist.«
    Die Frau schnappte nach Luft. Sie sah mich kopfschüttelnd an, und ich zuckte nur leicht mit den Achseln. Taylor nahm mich bei der Hand, und lachend rannten wir zusammen in die Umkleidekabine.
    Â»Du bist so eine gute Freundin«, sagte ich, als sie mir den Reißverschluss aufzog.
    Wir sahen einander im Spiegel an, ich in meinem weißen Kleid und sie in abgeschnittenen Jeans und Flip-Flops. Fast kamen mir die Tränen. Doch Taylor rettete die Situation, indem sie mich zum Lachen brachte. Sie schielte und streckte mir die Zunge raus. Es fühlte sich so gut an, wieder lachen zu können.
    Drei Geschäfte später saßen wir an einem Tisch im Food Court und hatten immer noch kein Kleid. Taylor aß Pommes, ich ein Joghurteis mit Regenbogenstreuseln. Mir brannten die Füße, und ich wollte nur noch nach Hause. Der Tag war nicht halb so lustig geworden, wie ich es mir erhofft hatte.
    Taylor beugte sich vor und stieß eine ihrer Pommes, an der schon Ketchup klebte, in mein Eis. Ich riss meinen Becher weg.
    Â»Taylor! Das ist eklig!«
    Sie zuckte nur mit den Achseln. »Und so was sagt ein Mädchen, das seine Cornflakes mit einer Extraportion Puderzucker isst?« Sie schob mir ihren Teller rüber: »Hier, probier mal.«
    Ich achtete darauf, dass wenigstens keine Zuckerstreusel hängen blieben, denn das wäre nun echt zu eklig gewesen. Ich kaute. Gar nicht so übel. Noch beim Schlucken fragte ich: »Was, wenn wir kein Kleid finden?«
    Â»Wir finden eins«, versicherte sie und bot mir noch einmal von ihren Fritten an. »Kein Grund, gleich schwarzzusehen.«
    Â 
    Sie hatte recht. Im nächsten Laden wurden wir fündig. Es war das letzte Kleid, das ich anprobierte. Alle anderen waren nur so lala oder zu teuer. Dieses Kleid war lang und weiß und seidig und so, dass man es auch am Strand tragen konnte. Und es war nicht besonders teuer, was wichtig war. Was aber am allerwichtigsten war: Als ich in den Spiegel schaute, konnte ich mir vorstellen, darin zu heiraten.
    Nervös trat ich aus der Umkleidekabine und strich das Kleid an beiden Seiten glatt. Dann sah ich Taylor an. »Was meinst du?«
    Ihre Augen leuchteten. »Perfekt. Einfach perfekt.«
    Â»Meinst du wirklich?«
    Â»Komm her und schau dich im großen Spiegel an, und dann sag selber, Süße.«
    Kichernd trat ich aufs Podest und sah mich mit großen Augen in dem dreiteiligen Spiegel an. Das war es. Dieses und kein anderes.

26
    Abends schlüpfte ich noch mal in mein Kleid, dann rief ich Jeremiah an. »Ich hab mein Kleid gefunden«, erzählte ich ihm. »Ich hab’s gerade an.«
    Â»Wie sieht es aus?«
    Â»Das soll eine Überraschung sein. Aber so viel kann ich dir versprechen: Es

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