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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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war noch dabei, meine Ideen zu notieren, als Jeremiah die Stufen zur Veranda heraufkam. Hinter ihm schien grell die Sonne, so grell, dass es mir in den Augen wehtat. »Morgen«, sagte ich blinzelnd, »wo ist denn Con?«
    Â»Noch draußen.« Jeremiah setzte sich neben mich und fragte grinsend: »Und, hast du schon alles ohne mich erledigt?« Er war triefnass, und etwas Meerwasser tropfte auf meinen Block.
    Â»Hättest du wohl gerne.« Ich wischte den Tropfen weg. »Sag mal, was hieltest du von einem Muschelessen?«
    Â»Dazu sag ich nie Nein.«
    Â»Und wie viel Fässchen Bier braucht man für zwanzig Leute – was meinst du?«
    Â»Wenn Peterson und Gomez kommen, dann wären es schon mal zwei nur für die zwei allein.«
    Ich zielte mit meinem Stift auf seine Brust. »Drei Verbindungsbrüder, haben wir gesagt, mehr nicht. Stimmt’s?«
    Er nickte, dann beugte er sich vor und küsste mich. Seine Lippen schmeckten salzig, und sein Gesicht fühlte sich kühl an auf meiner warmen Haut.
    Ich schmiegte mich einen Moment an ihn, dann machte ich mich los. »Wenn Taylors Ordner nass wird, erwürgt sie dich«, warnte ich ihn und schob das Ding hinter meinen Rücken.
    Jeremiah guckte traurig, dann nahm er meine Arme und legte sie sich um den Hals, so als würden wir einen langsamen Tanz tanzen. »Ich kann es kaum erwarten, bis wir endlich heiraten«, murmelte er an meinem Hals.
    Ich kicherte. Ich war superkitzlig am Hals, und Jere wusste das ganz genau. Er wusste fast alles von mir, und trotzdem liebte er mich.
    Â»Und was ist mit dir?«
    Â»Was soll mit mir sein?«
    Er pustete mir auf den Hals, und ich lachte laut. Ich versuchte, mich loszuwinden, aber er hielt mich ganz fest. Immer noch kichernd, sagte ich: »Okay, ich kann es auch kaum erwarten, dich zu heiraten.«
    Â 
    Später am Nachmittag brach Jere auf. Ich begleitete ihn zum Auto. Conrads Wagen stand nicht in der Einfahrt, aber wohin Conrad gefahren war, wusste ich nicht.
    Â»Ruf mich später an, damit ich weiß, dass du heil angekommen bist«, sagte ich.
    Jeremiah nickte. Er war still, was so gar nicht seine Art war. Ich vermutete, dass es ihn traurig machte, schon wieder aufbrechen zu müssen. Auch ich wünschte, er könne noch bleiben. Von ganzem Herzen wünschte ich mir das.
    Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und umarmte ihn fest.
    Â»In fünf Tagen sehen wir uns wieder«, sagte ich.
    Â»In fünf Tagen«, wiederholte er.
    Die Daumen in die Gürtelschlaufen meiner Jeansshorts gehakt, sah ich ihm nach, als er wegfuhr. Erst als ich sein Auto nicht mehr sehen konnte, ging ich zurück ins Haus.

30
    In jener ersten Woche in Cousins hielt ich mich von Conrad fern. Ich konnte nicht noch einen Menschen brauchen, der mir sagte, ich sei dabei, einen Fehler zu machen. Den oberkritischen Conrad schon gar nicht. Er musste es gar nicht laut sagen, ich sah es ihm an den Augen an. Also stand ich vor ihm auf, aß vor ihm, und wenn er im Wohnzimmer fernsah, blieb ich in meinem Zimmer, adressierte Einladungen und las Hochzeitsblogs. Taylor hatte mir diverse Links geschickt.
    Vermutlich fiel es ihm nicht einmal auf, so beschäftigt, wie er war: Er ging surfen, traf sich mit Freunden, werkelte am Haus herum. Nie hätte ich geglaubt, dass Conrad handwerklich begabt ist, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, von meinem Schlafzimmerfenster aus: Conrad auf einer Leiter, beim Überprüfen der Entlüftungsventile der Klimaanlage, Conrad beim Streichen des Briefkastens.
    Ich saß gerade auf der Veranda und aß eins dieser Erdbeertörtchen, die man im Toaster aufbackt, als Conrad die Stufen hochjoggte. Sein Haar war verschwitzt, er war den ganzen Morgen unterwegs gewesen. Er trug dunkelblaue Turnschuhe und hatte ein altes T-Shirt seiner Footballmannschaft an der Highschool an.
    Â»Hey«, sagte ich. »Wo kommst du denn her?«
    Â»Vom Sport«, sagte Conrad und wollte an mir vorbeigehen. Doch plötzlich blieb er stehen. »Ist das dein Frühstück?«, fragte er.
    Ich knabberte weiter an meinem Törtchen. »Ja, aber es ist das letzte. Tut mir leid.«
    Das interessierte ihn gar nicht. »Ich hatte Müsli auf dem Küchentresen stehen lassen. Und in der Schale ist noch Obst.«
    Â»Ich dachte, das sei deins«, sagte ich achselzuckend. »Ich wollte mir nicht einfach etwas nehmen, ohne vorher zu fragen.«
    Â»Warum

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