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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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fragst du dann nicht?« Er klang genervt.
    Ich war verblüfft. »Ich sehe dich doch kaum, wie soll ich da fragen?«
    Etwa drei Sekunden lang sahen wir uns mürrisch an, dann zog ein Lächeln seine Mundwinkel leicht nach oben. »Auch wahr!«, sagte er, und schon verschwand die Spur eines Lächelns wieder. Er schob die Glastür auf, dann drehte er sich noch einmal um und sagte: »Du kannst alles essen, was ich kaufe.«
    Â»Gleichfalls«, antwortete ich.
    Da war es wieder, dieses Fast-Lächeln. »Deine Pop-Tarts und getrockneten Zwiebelsnacks und Makkaroni mit Käse von Kraft darfst du gern behalten.«
    Â»Hey, ich esse auch andere Sachen, nicht bloß Junk Food«, protestierte ich.
    Â»Klar«, sagte er und ging ins Haus.
    Am nächsten Morgen stand die Schachtel mit dem Müsli wieder auf dem Tresen. Dieses Mal bediente ich mich, goss Conrads Magermilch darüber und schnitt sogar eine Banane klein und tat sie obendrauf. Schmeckte gar nicht übel.
    Es zeigte sich, dass Conrad ein angenehmer Mitbewohner war. Nie ließ er die Klobrille hochgeklappt, gebrauchtes Geschirr spülte er immer sofort ab, und wenn die letzte Küchenrolle leer war, kaufte er neue. Andererseits hätte ich auch nichts anderes von ihm erwartet, Conrad war immer schon ordentlich gewesen. In dieser Hinsicht war er das genaue Gegenteil von Jeremiah. Jeremiah hängte nie neues Klopapier hin, und er käme nie auf die Idee, Küchenrollen zu kaufen oder eine fettige Pfanne in heißem Wasser mit Spülmittel einzuweichen.
    Später ging ich in den Laden und kaufte Zutaten fürs Abendessen: Spaghetti und Soße, grünen Salat und Tomaten. Gegen sieben machte ich mich ans Kochen und dachte: Ha, da sieht er mal, wie gesund ich essen kann! Am Ende waren zwar die Nudeln zerkocht und der Salat nicht gründlich genug gewaschen, aber mir schmeckte es trotzdem.
    Aber Conrad kam nicht, und so aß ich allein vor dem Fernseher. Bevor ich ins Bett ging, machte ich einen Teller für ihn zurecht, den ich ihm auf den Tresen stellte.
    Am nächsten Morgen war das Essen nicht mehr da und der Teller gespült.

31
    Als Conrad und ich das nächste Mal miteinander sprachen, saß ich gegen Mittag mit dem Hochzeitsordner am Küchentisch. Nachdem die Gästeliste fertig war, musste ich jetzt als Nächstes die Anzeigen rausschicken. Bei den wenigen Gästen kam es mir fast ein bisschen blöd vor, überhaupt so förmlich einzuladen, aber eine Rundmail zu schicken schien mir auch unpassend. Die Karten, weiß mit helltürkisen Muscheln, hatte ich aus einem Brautgeschäft, ich musste sie nur durch den Drucker laufen lassen, und im Nu hatte man seine Einladungen.
    Conrad öffnete die Schiebetür und betrat die Küche. Sein graues T-Shirt war schweißnass, vermutlich kam er vom Joggen. »War’s schön?«, fragte ich.
    Â»Ja«, antwortete er mit überraschter Miene. Er sah auf meinen Stapel Umschläge und fragte: »Hochzeitsanzeigen?«
    Â»Ja, jetzt fehlen nur noch die Briefmarken.«
    Er goss sich ein Glas Wasser ein. »Ich muss sowieso in die Stadt, einen neuen Bohrer kaufen. Da kann ich dir Marken mitbringen, die Post liegt auf dem Weg.«
    Nun war ich diejenige, die überrascht aussah. »Danke«, sagte ich, »aber ich möchte gern selbst schauen, was sie an Hochzeitsmarken dahaben.«
    Er leerte sein Wasser auf einen Zug.
    Â»Weißt du, was das ist?«, fragte ich, ohne seine Antwort abzuwarten. »Briefmarken mit einem speziellen Motiv und dem Wort Liebe darauf. Die werden vor allem für Hochzeiten gekauft. Ich weiß das auch nur, weil Taylor mir gesagt hat, ich müsse unbedingt solche nehmen.«
    Conrad deutete ein Lächeln an. »Wir können mit meinem Wagen fahren, dann sparst du dir die Strecke.«
    Â»Na gut«, sagte ich.
    Â»Ich will nur noch schnell duschen. In zehn Minuten bin ich startklar«, sagte er und raste nach oben.
    Tatsächlich war er zehn Minuten später zurück, wie er gesagt hatte. Er schnappte sich die Schlüssel, ich packte die Umschläge in meine Handtasche, und dann gingen wir aus dem Haus.
    Â»Wir können auch mein Auto nehmen«, bot ich ihm an.
    Â»Schon gut, ich fahre«, sagte er.
    Ein merkwürdiges Gefühl war es schon, nach so langer Zeit wieder auf dem Beifahrersitz von Conrads Auto zu sitzen. Das Auto war sauber, und es roch wie immer.
    Â»Ich kann mich nicht

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