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Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Howells
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aus dem Konzept bringen. Interessiert plauderte er noch mehrere Minuten lang über die Fortpflanzung der Seepferdchen, als hätte er das Thema selbst zur Sprache gebracht. Dann bombardierte er mich mit Fragen – über meine Heimatstadt, meine Freunde, die Schule. Er wollte alles wissen. Und ich erzählte ihm alles – das heißt, alles, außer über Jake. Darüber wollte ich nicht mit ihm reden.
    »Du findest es also schön hier?«, fragte er, nachdem ich seine Neugier über Athens in Georgia und meinen gesamten Familienstammbaum befriedigt hatte. »Den Strand? Die Leute?«
    »Ja, schon, ich meine manches davon«, antwortete ich ausweichend. »Den Strand mag ich. Logisch, oder?«
    »Nein, logisch ist das nicht«, konterte Simon. »Ich zum Beispiel mag den Strand nicht. Nicht diesen hier. Er ist ruiniert. Vollgebaut mit hässlichen Häusern. Ich kann diese Gegend nur nachts ertragen. Da sieht man wenigstens nicht, wie versaut alles ist.«
    Gerade standen wir im monströsen Schatten eines Gebäudes, das zu verkörpern schien, was Simon mit Worten ausgedrückt hatte. Das Ganze glich weniger einem Haus als einem kitschigen Pseudoschloss, einschließlich verschnörkelter Türmchen. Spots und mehrere grelle, fluoreszierende Flutlichter erhellten den Sand vor dem Grundstück. In einigen Fenstern brannte Licht, obwohl ich wusste, dass niemand zu Hause war.
    Das war der Drachenbau, jene Konstruktion, über die in der ganzen Gegend jahrelang heftige Diskussionen getobt hatten. Meine Tante gehörte dem örtlichen Bürgerverein an, der gegen die Baugenehmigung gekämpft hatte, aber der Eigentümer hatte sich durchgesetzt. Er hatte die Bauvorschriften ignoriert und war im Laufe der Zeit bankrott gegangen, teils durch die örtlichen Verfahren, teils durch seine eigene Verschwendungssucht.
    Und jetzt wollte niemand das Monstrum haben. Dort stand es, und bis heute kroch ein skelettartiges Baugerüst an einem unvollendeten Türmchen empor. Der Besitzer hatte das Gebäude nur ein paar Monate lang bewohnt und war dann weggezogen. Jetzt, wo durch die Rezession sogar hübsche Häuser leer standen, war das Bauwerk sogar als Ferienhaus chancenlos.
    »Der Drachenbau«, bemerkte Simon nachdenklich und blickte an dem Haus empor, dessen dunkle Türme gespenstisch in den Nachthimmel ragten. »Er beweist, wie recht ich habe.«
    »Wusstest du, dass es drinnen ein Aquarium mit echten Haien gibt?«, fragte ich. »Ich habe es zwar nicht selbst gesehen, aber meine Tante hat davon erzählt.«
    »Und ich habe gehört, dass es einen Wasserfall gibt. Und ein echtes Korallenriff.« Simon schüttelte den Kopf, während wir weiterhin an dem Haus hinaufstarrten. Mir war nicht klar, ob er einen Scherz gemacht hatte oder nicht, aber ich lachte trotzdem.
    »Ich nehme zurück, was ich neulich Abend gesagt habe«, fuhr er fort. »Dass wir im hässlichsten Haus von Southampton wohnen. Das hier hat den ersten Preis verdient.«
    »Welcher Mensch lässt nur so etwas Scheußliches bauen?«, fragte ich.
    Es war eine rhetorische Frage gewesen, aber Simon antwortete: »Ein Mensch wie mein Vater.«
    »Ach, Quatsch!« Jetzt übertrieb Simon aber.
    »Na schön, aber er ist nur so weit vom Drachenbau-Typus entfernt«, erwiderte Simon und zeigte den geringen Abstand mit Daumen und Zeigefinger. »Wenn er es sich leisten könnte, wer weiß? Vielleicht würde er ein Angebot abgeben. Oder einem anderen Bekloppten einen Kredit gewähren, damit der es kaufen könnte.« Wir drehten um und kehrten zum Indigo Beach zurück. »Mein Vater würde Geschmack nicht erkennen, wenn er aus der Luft fiele und ihm genau ins Gesicht krachen würde.«
    »Geschmack ist nicht alles«, erwiderte ich und fragte mich, ob Simon ein Snob war und ich vielleicht sogar auch. Ich machte mich genauso über die Leute lustig, die am Strand Märchenschlösser wie aus Disney World errichteten, aber wir lebten in einem freien Land, also was hatte uns das eigentlich zu interessieren?
    »Nein, natürlich nicht«, pflichtete mir Simon bei. »Aber ich gebe zu, dass mir Schönheit wichtig ist. Schöne Dinge. Schöne Orte …«
    Und schöne Menschen, ergänzte ich in Gedanken und stellte mir dabei die äußerlich perfekte Stacy vor. Sie war so hübsch, dass einem übel davon wurde.
    »Ich muss jetzt mal los«, sagte ich und blieb stehen, nachdem wir eine Düne umrundet hatten. Am anderen Ende des Strandes leuchtete mir mein Zimmerfenster entgegen.
    Simon nickte. »Du brauchst deinen Schönheitsschlaf.«
    »Ach,

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