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Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Howells
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im Dunkeln war ich schüchtern. Dennoch wollte ich, dass er wusste, wie ich für ihn empfand, nämlich dass er für mich der Einzige und alles andere nur eine Frage der Zeit war.
    Ich hätte wissen müssen, dass etwas zu Ende war, als Jake zur Antwort nur lächelte, mir seine Hände entzog und sich mit den Fingern durch die Haare fuhr. Ich hätte wissen müssen, dass etwas zu Ende war, als er sich nur zu mir beugte und mir einen schnellen, flüchtigen Kuss gab.
    »Ich sollte dich loslassen«, flüsterte er, und ich redete mir ein, dass kein beunruhigender Unterton in seiner Stimme gelegen hatte, dass er nur Angst hatte und noch nicht bereit war, mir seine wahren Gefühle zu gestehen. Ich redete mir ein, Jake würde mir schon sagen, dass er mich liebte, wenn er dazu bereit war.
    Eine Woche später machte er mit mir Schluss.

    Eine kühle Strandbrise verursachte mir eine Gänsehaut. Ich schlang die Arme eng um mich. Wenn es doch nur eine Messmethode für die Liebe gegeben hätte, mit der man hätte feststellen können, wann sie aufrichtig war oder wann sie sich nur aufrichtig anfühlte, obwohl der andere ein falsches Spiel spielte.
    Doch ich hatte keine Vergleichsbasis für meine Beziehung. Vor Jake hatte ich erst ein Mal einen Jungen geküsst – einen Unbekannten, den ich auf einem Konzert kennengelernt hatte. Und ehrlich gesagt, ließ ich mich auch nur deswegen so weit gehen, ihn zu küssen, weil ich wusste, dass ich ihn nie wiedersehen würde und ich nicht wollte, dass ich mich ungeschickt anstellte, wenn ich zum ersten Mal den Jungen küsste, den ich wirklich liebte. Ich wollte wissen, wie es ist, damit ich mich damit auskannte, wenn es ernst wurde. Damit ich es nicht vermasselte.
    So viel zur ersten Liebe, dachte ich verbittert, während ich am Meer entlangschlenderte. Zum Glück war mir bei der ersten Begegnung mit Simon nicht vor Aufregung schier das Herz stehen geblieben. Aber ich ertappte mich dabei, wie ich an ihn dachte. Vielleicht, weil ich ihn nicht richtig einordnen konnte. Entweder war er nur wieder irgendein Leichtgewicht oder wirklich jemand, der einer Freundschaft wert war. Ich hoffte auf Letzeres, denn ich konnte einen Freund gebrauchen – und meiner Erfahrung nach hielt Freundschaft länger als Liebe.
    Als ich am Pavillon unterhalb von Simons Haus vorbeikam, tat ich so, als suche ich nicht nach ihm und sei nicht enttäuscht, wenn ich ihn nicht treffen würde. Ich ging weiter, während der Wind mir dünne Haarsträhnen ins Gesicht blies.
    Aber Simon war doch unterwegs.
    »Hier bin ich!«, rief er, als ich an der Bucht ankam, die er Indigo Beach nannte. Er saß im Sand und rauchte. Ich näherte mich ihm und leuchtete ihn mit meiner Taschenlampe an.
    »Aua! Ganz schön grell.«
    »Das ist Technik aus dem Kalten Krieg«, erklärte ich und lenkte den Strahl so, dass er einen langgezogenen Kegel in die Dunkelheit warf. »Das Licht reicht bis zu zwanzig Meter weit, je nachdem, wie viele Wasserpartikel in der Luft liegen, etwa bei Dunst oder Nebel. Eine Erfindung der Russen.«
    »Beeindruckend.«
    Ich schaltete die Lampe an. Wasserpartikel? Eine Erfindung der Russen? Ich neigte ein wenig zu Klugscheißerei, wenn ich nervös war, und zur Nervosität neigte ich, seitdem ich in den Hamptons angekommen war. Wenn ich in der Nähe meiner Cousinen war, achtete ich ständig auf meine Ausdrucksweise, vor lauter Angst, etwas Falsches zu sagen und dämlich zu wirken. Ich biss mir auf die Lippe. Auch Simon gegenüber wollte ich nicht dämlich wirken.
    »Möchtest du schwimmen gehen?«, kam seine Stimme aus der Dunkelheit.
    Ich blickte hinaus aufs Meer, das sich dunkel und verschwommen vor uns erstreckte. »Nein, danke.«
    »Dann eben nicht.« Er stand auf, und wir machten uns auf den Weg, schlenderten nebeneinander durch den Sand. Jetzt musste ich mir, obwohl ich lieber allein gewesen wäre, ein interessantes Gesprächsthema einfallen lassen, etwas, um eine Unterhaltung in Gang zu bringen. Ich schluckte. Das war nicht meine Stärke.
    »Wusstest du, dass Seepferdchen die einzigen Lebewesen sind, bei denen die Männchen die Kinder austragen?« Mein Gesicht wurde heiß. Blöd. Unnötig. Ich schloss die Augen. Wie war ich bloß darauf gekommen?
    »Aber woher weiß man so genau, dass es die Männchen sind, wenn sie doch schwanger werden?«, fragte Simon.
    »Sie befruchten die Weibchen. Diese übergeben dann die befruchteten Eier an die Männchen, damit sie sie austragen.«
    Simon ließ sich durch mein Unbehagen nicht

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