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Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Howells
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›nein, danke‹ gesagt?«
    Kaum war es heraus, fragte ich mich, warum ich das gesagt hatte. Es war gemein. Aber ich wollte Simon wohl ebenso auf die Probe stellen wie er mich, als er meinen Arm genommen hatte. Ich wollte wissen, ob es stimmte, dass er sich wegen Corinnes hochnäsiger Freundin zum Idioten gemacht hatte. Wenn Simon so was freiwillig in Kauf nahm, war ich nicht sicher, ob wir sehr viel gemeinsam hatten und Freunde werden konnten.
    »Ach, das mit Stacy«, sagte Simon und ließ meinen Arm los.
    Blöde Kuh!, schimpfte ich mich. Wen Simon letzten Sommer angebaggert hatte, ging mich überhaupt nichts an. Schließlich kannten wir uns kaum. Ich hätte den Mund halten sollen.
    »Ich habe mich letztes Jahr wirklich bescheuert verhalten, das gebe ich offen zu«, gestand Simon achselzuckend. »Ich wollte unbedingt zu der coolen Clique gehören, weißt du? Und ich habe versucht, zu beweisen, dass ich einer von ihnen war.« Er schnaubte kopfschüttelnd. »Naiv. Schwach.«
    »Du brauchst dich mir gegenüber nicht zu rechtfertigen«, beteuerte ich.
    »Stacy hat mich in Gegenwart ihrer Freunde ignoriert. Obwohl sie zugelassen hat, dass ich sie …«
    »Ich will es gar nicht wissen. Wirklich, das geht mich nichts an«, unterbrach ich ihn und hob die Hand. Ich errötete in der Dunkelheit, ohne zu wissen, warum. Es war mir peinlich, mir Simons Geständnisse anzuhören. »Stacy ist nicht meine Freundin. Ich kann dir nicht dabei helfen, sie wieder zurückzugewinnen oder so.«
    Ich wollte nur noch zurück in mein Zimmer und Simon loswerden. Ich glaube, ich hatte die ganze Zeit gehofft, er würde dem widersprechen, was mir Corinne über seine vergebliche Anbetung für Stacy erzählt hatte. Dass er es nicht tat, machte ihn für mich weniger interessant. Er war nicht länger jemand, auf den ich neugierig war. Nur noch so ein Reicheleutesöhnchen, das um die Anerkennung der Insider buhlte.
    »Jetzt hör doch mal.« Simon klang auf einmal hilflos. »Ich habe nicht … ähm.« Es war seltsam, ihn nach Worten ringen zu hören. Er war ansonsten so redegewandt, ein solches Naturtalent im Plaudern. »Ich möchte doch nur mit dir reden. Dich besser kennenlernen.«
    »Warum?«, platzte ich abweisend heraus. »Ich bin nämlich nicht so, wie du denkst, glaub mir. Das Haus gehört uns nicht. Stacy ist nicht meine Freundin. Im Ernst, wir haben nichts …«
    »Ich weiß, wie du bist«, sagte Simon leise. »Oder besser: wie du nicht bist. Ich habe dich auf der Party beobachtet. Du bist anders.«
    Anders. Das Wort versetzte mir einen Stich. Es erinnerte mich daran, wie Leute »anders« oder »besonders« sagten, wenn sie »behindert« meinten. »Definiere ›anders‹«, forderte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Klar definieren kann ich das nicht«, gab Simon rasch zurück. »Das ist ja so anders an dir.«
    »Es ist schon spät«, wich ich aus. »Ich muss jetzt nach Hause.«
    »Ich mache dir einen Vorschlag«, sagte Simon grinsend. »Du verrätst mir deinen richtigen Namen, und ich verspreche dir, mir deinen Respekt, dein Vertrauen und deine Freundschaft auf die altmodische Art zu verdienen.«
    »Ich muss jetzt ins Bett«, sagte ich. Es war schon viel zu spät für mich. Vielleicht war es auch nur viel zu viel Gerede für mich.
    »Warum?«, forderte mich Simon heraus. »Hast du morgen früh irgendetwas vor?«
    »Nein, ich will morgen nur nicht müde sein.«
    »Denk doch nicht an morgen. Wenn du schlafen gehst, verpasst du diese Nacht. Warum mögen die meisten Leute den Tag lieber als die Nacht?« Er schüttelte den Kopf. »Das haut mich um.«
    »Tja, ich bin wohl eher ein Morgenmensch«, redete ich mich heraus und machte mich davon.
    »Gute Nacht!«, rief Simon in die Dunkelheit. »Wer immer du bist!«
    Nachdem ich wieder aufs Dach und durch mein offenes Zimmerfenster hineingeklettert war, blickte ich zurück. Ich sah, wie Simon in einem langgezogenen Zickzackkurs heimwärts bummelte. Sein weißes T-Shirt leuchtete in der Nacht, als er hinunter zur Wasserlinie spazierte.
    Ich beobachtete ihn, bis er verschwand, ein bleicher Fleck, der von der Dunkelheit verschluckt wurde. Ich beobachtete ihn und versuchte, zu analysieren, was genau ich von ihm hielt. Da es mir nicht gelang, versuchte ich zu schlafen.

kapitel fünf
    Eigentlich bin ich nicht interessiert.
    Diesen Satz wiederholte ich im Stillen, als ich in der nächsten Nacht aus dem Fenster kletterte, über den Strand wanderte und nach Simon Ausschau hielt.
    Nein, ich war

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