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Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Howells
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zu einem abfälligen Lächeln, als wir uns dem Gefährt näherten. Am Steuer saß Simon, eine karierte Kappe auf dem Kopf.
    »Hey!« Simon hob die Hand und winkte mir zu, als wir vorbeiflitzten, und ich erwiderte seinen Gruß mit einem winzigen Lächeln und einer angedeuteten Geste. Schon war Gen weitergerast.
    »Kennst du den etwa?«, fragte Gen und warf mir einen neugierigen Blick zu. Ich blickte starr geradeaus. Eine Freundschaft mit Simon brachte offenbar null gesellschaftliches Ansehen und schlimmstenfalls sogar einen dicken Minuspunkt.
    Ich öffnete den Mund zu einer Antwort, horchte in mich hinein und sah Simon im Rückspiegel immer kleiner werden. Die Frage machte mir schwer zu schaffen, vielleicht weil sie bei Tageslicht ebenso absurd wirkte wie Simon selbst. »Seid ihr etwa befreundet oder so?«, drängte Gen.
    Befreundet. Mir fiel nur eine Antwort ein, und die schien in dem Moment sogar zu stimmen. »Keine Ahnung«, sagte ich.
    Wieder blickte ich in den Rückspiegel. Simon war verschwunden.

indigo beach

kapitel sechs
    »Warum sehe ich dich nie tagsüber am Strand? Bist du etwa so was wie ein Vampir?«
    Simon lachte. Wir lagen am Indigo Beach im flachen Wasser. An diesem Abend gab es kaum Wellen. Es herrschte Ebbe. Eine warme Brise wehte uns über Nacken und Schultern. »Und erzähl mir bloß nicht, es wäre deswegen, weil du den Anblick all der hässlichen Häuser nicht ertragen kannst«, fügte ich hinzu und drehte mich auf den Rücken.
    »Nein, aber ich bin wahrscheinlich der einzige Mensch hier, der die Sonne nicht mag«, erwiderte er.
    »Du magst die Sonne nicht?« Das erschien mir unmöglich. Etwa so wie eine Wasserallergie.
    »Ich bin ein Rotschopf«, erklärte Simon. »Ich habe Sommersprossen. Verbrenne leicht. Werde niemals braun.«
    »Wirklich?« Ich lächelte, weil ich es seltsam fand, dass ich etwas so Grundlegendes nicht über ihn wusste. Aber ich hatte Simon noch nie bei Tageslicht gesehen, außer das eine Mal im Auto, und auch da hatte ich nicht viel mehr erkannt als ein vorbeihuschendes Gesicht und die karierte Mütze. Zwar waren wir jetzt schon dreimal zusammen schwimmen, aber immer bei Nacht. Ich hatte mir Simon mit braunen, ins Blond spielenden Haaren vorgestellt.
    »Siehst du?« Simon hielt sich eine Taschenlampe an die Haare, nachdem wir aus dem Wasser gestiegen waren und uns abgetrocknet hatten.
    Ich betrachtete Simons tropfnasse Haare im hellen Lampenschein. »Nein, ich seh’s nicht.«
    Simon beleuchtete seinen Unterarm, und jetzt erkannte ich, dass seine Haut mit winzigen Sommersprossen gesprenkelt war. »Die Familie meiner Mutter stammt aus Schottland. Ich bin gar nicht für dieses Klima geboren, sondern sollte dort draußen in den Hochmooren im Regen herumlaufen, zusammen mit meinen Stammesbrüdern – in einem Kilt und mit Dudelsack«, fügte er hinzu.
    »Was machst du denn sonst so den ganzen Tag, wenn du nicht an den Strand gehst?«, fragte ich.
    »Ich höre Musik. Male. Zurzeit experimentiere ich mit Ölfarben. Ich mag das Tageslicht, aber bitte von einem schattigen Plätzchen aus. Unter einem Baum. Oder in meiner Fensternische.« Ein sehnsuchtsvoller Ausdruck trat in seine Augen. »Ich kann mir gut vorstellen, nächstes Jahr einfach umherzuziehen, auf der Suche nach weichem Licht. Nach Italien zu reisen, in Cafés zu sitzen und zu malen. Siena. Venedig. Ich möchte Venedig sehen, bevor es untergeht. Dieser College-Mist … die Leute sind alle so vorprogrammiert.«
    Simon stand abrupt auf und lachte. »Ich schweife schon wieder ab. Ich rede immer zu viel. Das kritisiert mein Vater schon mein Leben lang an mir.«
    Ich lächelte. Meine Mutter kritisierte genau das Gegenteil an mir. »Aber ich weiß jetzt, was du so den ganzen Tag über machst.«
    »Gelegentlich zwingt mich mein Vater dazu, mit ihm fischen zu gehen. Tja, und manchmal gehe ich sogar an den Strand. Ich habe deine Cousinen gesehen, wie sie sich oben ohne gesonnt haben.«
    »Ja, so was machen sie.« Ich wickelte mir das Handtuch um den Oberkörper.
    »Deine Cousinen sind sehr hübsch, aber ein bisschen zu sehr Barbie für meinen Geschmack. Nicht mein Typ.«
    »Nicht dein Typ?«, fragte ich verbittert. »Sie sind jedermanns Typ! Sie sind eine Art Blaupause. Oder so.« Das »oder so« fügte ich in dem vergeblichen Versuch hinzu, den leisen Neid in meiner Stimme zu übertünchen. Ich wollte nicht wegen Äußerlichkeiten neidisch sein und vor allem wollte ich nicht, dass Simon es merkte.
    Aber ich konnte mich nicht

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