Der Sommer der Toten
weiter.“
„Sie sind verhaftet wegen vierfachen Mordes“, erläuterte Holzacher knapp. „Und wenn Sie auch nur etwas Freundlichkeit von mir erwarten wollen, dann sagen Sie mir zuerst, wo Sie die Köpfe der Kerle versteckt haben.“
Bianca sah sich um. Anna stand nicht weit von ihr entfernt und war ebenfalls mit Handschellen gefesselt. Sie blickte verwirrt zurück.
„Wo ich was?“, Bianca gab sich entrüstet.
„Sie haben selbst zugegeben, dass Sie mit den Kerlen einen Streit hatten. Sie haben auch behauptet, dass Sie die Jungs zusammengeschlagen haben. Obwohl ich Ihnen das nicht glaube. Ich vermute viel eher, Sie haben die Kerle gleich um die Ecke gebracht und dann vor mir das Unschuldslamm gespielt. Und dann halten Sie mich womöglich noch für so blöd, dass ich Ihnen diesen Schwachsinn abkaufe.“
„Stimmt“, gab Bianca zu. „Ich halte Sie tatsächlich für blöd. Genaugenommen halte ich Sie für so gnadenlos blöd, dass ich mich ehrlich wundere, dass so ein Einzeller wie Sie überhaupt Bulle werden konn...“
Holzacher versetzte Bianca eine schallende Ohrfeige und unterbrach so abrupt ihr Feuerwerk an Beleidigungen.
Innerlich kochte Bianca vor Wut, gab sich aber alle Mühe, das nach außen zu verbergen.
„Ah, jetzt verstehe ich“, setzte Bianca nach. „Sie sind also so ein Perversling, der auf Sadomaso-Spielchen steht. Gefesselte wehrlose Frauen schlagen.“
Wie Bianca es erwartet hatte, kam eine weitere Ohrfeige nach. Innerlich machte sie sich schon mal Gedanken, wie sie das diesem feisten Wichser heimzahlen konnte.
„Dann erklär mir mal Folgendes, du Klugscheißer“, schob Bianca erneut nach. „Wie soll ich die vier Rocker geköpft haben, ohne auch nur einen Tropfen Blut an mir zu haben. Wie soll ich es überhaupt geschafft haben, jemanden ohne geeignete Waffe zu köpfen? Und welche Beweise liegen überhaupt gegen mich vor? Ich meine, wenn ich nachher meinen Anwalt anrufe und dem erst einmal sage, dass ich hier unter Folter verhört wurde, dass mir meine Klamotten versaut wurden, ohne dass überhaupt nur der Hauch eines Beweises gegen mich vorliegt, was werden Sie dann machen?“
„Fühl dich nur nicht so sicher, Mädchen“, grollte Holzacher. „Ich würde zunächst mal zu gerne wissen, wie so ein Persönchen wie Sie es überhaupt schaffen, vier Rocker zur Strecke zu bringen.“
„Machen Sie mich los und ich zeig’s Ihnen“, knurrte Bianca zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Holzacher trat einen Schritt vor.
„Mal ganz ehrlich“, fragte er süffisant. „Ich bin ausgebildeter Polizist. Wie wollen Sie als Labormaus gegen mich antreten?“
Bianca hatte genug. Dass sie diesen Kerl nicht leiden konnte, war eine Sache. Seine Überheblichkeit ging ihr aber wirklich auf die Nerven. Dass Holzacher sich seiner Sache allzu sicher war und er gefährlich nahe an sie herangetreten war, kam Bianca wie gerufen.
So blitzartig, wie Bianca ihr Bein hob, konnte er nicht mehr reagieren. Mit aller Kraft, die ihr zur Verfügung stand, trat sie ihm in die Hoden. Die Wirkung war frappierend.
Holzacher brachte nur noch ein gepresstes „Huaap“ heraus, sämtliche Farbe wich aus seinem Gesicht und er fiel kraftlos auf die Knie.
„Kann ganz schon weh tun, so eine Labormaus, nicht wahr?“, fragte Bianca keck.
Hinter sich vernahm sie einen Grunzlaut, als der Polizist, der sie festhielt, versuchte, sein Lachen zu unterdrücken.
Holzacher sagte gar nichts. Er fiel vornüber und hielt sich mit beiden Händen das, was von seinen Hoden noch übrig war. Zumindest hatte Holzacher selbst das Gefühl, dass das nicht mehr allzu viel sein konnte.
„Und wenn jetzt außer Körperverletzung gegen einen Beamten im Dienst nichts mehr weiter gegen mich vorliegt, dann könnten mich die Herren ja freundlicherweise wieder losmachen“, sagte Bianca weiter in einem so ruhigen Tonfall, dass sie selbst überrascht war. In Wirklichkeit kochte sie vor Wut und hätte sich am liebsten jeden Polizisten einzeln vorgeknöpft.
Aber sie war intelligent genug, um zu erkennen, dass es jetzt nichts bringen würde, sich mit den Streifenbeamten anzulegen, die ohnehin nichts anderes getan hatten, als die Befehle ihres Vorgesetzten, nämlich Holzacher, auszuführen.
Dieser war indessen nicht im Stande, weitere Befehle zu erteilen. Zwei Streifenbeamte hoben ihn vorsichtig auf und führten ihn ins Krankenhaus. Drei andere Polizisten standen ratlos herum. Schließlich ergriff einer von ihnen das Wort.
„Es liegt wirklich
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