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Der Sommer der Toten

Titel: Der Sommer der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Derbort
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einen Anhaltspunkt, was hier genau los ist?“
    „Keine Ahnung, ob das viel bringt“, entgegnete Klaus. „Wir könnten allerdings mal ein wenig durch den Ort streifen und schauen, was hier los ist. Da wo Polizei ist, tut sich wahrscheinlich tatsächlich was.“
    „Und was genau?“, erkundigte sich Kovacs. „Ich meine, ich weiß immer noch nicht so genau, worauf ich mich einstellen muss.“
    „Auf alles, womit Sie am wenigsten rechnen“, brummte Klaus.
    „Na Klasse“, beschwerte sich der Arzt. „Auf so eine erschöpfende Auskunft habe ich natürlich gewartet.“
    „Ich weiß es doch selbst nicht“, entgegnete Klaus mit einem leichten Anflug von Verzweiflung. „Ich meine, hier ist bereits so viel Mist passiert, den ich niemals für möglich gehalten hätte. Lebende Tote, Tote, die auch nach dreißig Jahren noch nicht einmal den leisesten Anflug von Verwesungserscheinungen an den Tag legen, sterile Friedhofserde, Flüche aus der Vergangenheit und weiß der Teufel was sonst noch für ein Hokuspokus.“
    „Wenn ich das nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es auch nicht glauben“, gestand Kovacs zu. „Und mittlerweile frage ich mich, ob ich während meines Medizinstudiums vielleicht nicht doch das eine oder andere Detail verpasst habe.“
    „Keines, was uns hier weiterhelfen könnte“, antwortete Klaus dumpf.
    Sie gingen schweigend weiter. Es dauerte auch nicht lange, ehe sie einen Streifenwagen vor einem villenartigen Gebäude nebst großer Parkanlage stehen sahen.
    „Seniorenstift“, las Kovacs vor. „Das passt für meinen Geschmack schon zu gut zusammen.“
    „Passt zusammen?“, fragte Klaus. „Das verstehe ich jetzt nicht.“
    „Senioren sind alte Menschen ...“, begann Kovacs.
    „Ach nee“, fuhr Klaus zynisch dazwischen. „Hätt’ ich jetzt nicht gedacht.“
    „Und alte Menschen neigen dazu, zu sterben“, fuhr Kovacs unbeeindruckt fort. „Vor allem die, die bereits in Altenheimen wohnen. Neben dem Krankenhaus ist solch ein Altenheim demnach durchaus ein Ort, an dem es häufiger zu Todesfällen kommen kann. Und da wir ja nach allem suchen, was mit toten Menschen zu tun hat, wäre das hier meine erste Adresse.“
    „Okay, der Punkt geht an Sie“, gab Klaus zu.
    Kovacs wollte gerade zu der Frage ansetzen, ob sie vielleicht mal hineinschauen sollten, als aus dem Haus ein markerschütternder Schrei zu ihnen auf die Straße drang.
    Klaus und Dr. Kovacs sahen sich alarmiert an und eilten, ohne zuvor ein weiteres Wort zu wechseln, auf den Haupteingang zu.
    Der Haupteingang war immer zwischen acht Uhr und zweiundzwanzig Uhr geöffnet, um Besuchern und auch den agileren Bewohnern einen ständigen Zutritt zu ermöglichen. Hinter der Eingangstür lag ein kleines Foyer, das mit einer Kiefer-Sitzgruppe, einem farbenfrohen Bild und einigen Pflanzen freundlich gestaltet war.
    Das Foyer mündete in einen Gang, der hinter einer Glastür lag. Nach einigen Metern zweigte der Gang zur Rechten erneut zu einer Glastür ab. Diese stand offen und dahinter lag der Tagesraum.
    In dem Raum standen zwei Polizisten und vier weitere Personen, die Klaus und Dr. Kovacs aufgrund ihrer weißen Kleidung dem Pflegepersonal zuordneten.
    Auf den Sesseln sitzend und auf dem Boden liegend gewahrten sie lauter alte Menschen, die nach dem ersten Augenschein tot waren. Auf dem zweiten Blick allerdings bemühten sich mittlerweile drei auf dem Boden liegende Bewohner darum, wieder auf die Füße zu kommen.
    „Was haben Sie hier zu suchen?“, fuhr ein Polizist Klaus und den Arzt an, als er sie in der Tür stehen sah.
    „Wir haben einen Schrei gehört und wollten nachschauen, ob wir helfen könnten“, entgegnete Dr. Kovacs. „Ich bin Arzt.“
    „Dann sagen Sie mir bitte, ob die hier alle tot sind“, herrschte der Polizist ihn an.
    Kovacs schüttelte kurz mit dem Kopf, als wolle er sich selbst zur Ordnung rufen, um auf den harschen Tonfall des Polizisten nicht weiter einzugehen. Dann kletterte er über einen auf dem Boden liegenden Mann, ging zu einer Sitzgruppe auf der gleich drei tote Damen saßen und untersuchte sie kurz.
    Danach prüfte er noch die Vitalfunktionen einiger anderer Bewohner, solange diese noch unbeweglich dalagen oder saßen.
    Danach blickte er den Polizisten an.
    „In der Tat“, entgegnete Kovacs. „Die sind alle tot.“
    „Aha“, brummte der Polizist. „Und die, die hier gerade wieder anfangen, herumzukraxeln?“
    „Die auch“, mischte Klaus sich ein. „Und denen würde ich auch

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