Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sommer der Toten

Titel: Der Sommer der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Derbort
Vom Netzwerk:
haben gelästert, ja. Wir haben zum Spaß Wetten abgeschlossen, wie oft du kotzen würdest. Aber trotzdem hast du es gemacht. Pfarrer Schuster bricht wahrscheinlich schon zusammen, wenn er sonntags den Kelch mit Messwein anheben muss. Anna konnte es nicht. Immerhin war der Tote ihr Vater. Ich habe eine malträtierte Rippe. Werner hätte die ganze Arbeit sonst alleine machen müssen. Es war verdammt stark, dass du trotz allem mitgegangen bist. Alleine deswegen ziehe ich meinen nicht vorhandenen Hut vor dir ...“
    „Lass das!“, sagte Klaus mit fast schon aggressiv klingender Stimme.
    „Es war wirklich nicht böse gemeint und wir wollten uns nicht wirklich über dich lustig machen ...“, beteuerte Bianca, die Klaus’ Einwand falsch gedeutet hatte.
    „Nein. Das meine ich nicht.“
    „Was dann?“
    „Lass es einfach.“
    „Herrgott, jetzt rede!“, brauste Bianca auf.
    „Das war das Letzte, was Werner zu mir gesagt hat.“
    „Was?“
    „Er zieht seinen Hut vor mir. Ich wäre toll und so’n Scheiß. Und dann sollte ich gehen.“
    „Oh Mann!“, stöhnte Bianca. „Das ist dir wirklich nahe gegangen, wie?“
    Klaus nickte stumm.
    „Du bist trotzdem ein Vollidiot“, setzte Bianca nach.
    „Ja, gib’s mir, Baby!“, stöhnte Klaus gespielt. „Du weißt, was ich brauche.“
    Bislang saß Klaus ihr direkt gegenüber. Bianca sah ihn lange an.
    „Setz dich mal hier rüber zu mir“, sagte sie schließlich in einem sachlichen Tonfall. „Ich muss dir noch was zeigen.“
    Klaus sah sie kurz verwundert an, kam aber schließlich ihrer Aufforderung nach.
    „Okay, was willst du mir zeigen?“, fragte er schließlich.
    „Das“, sagte sie, krallte sich in seinen Haaren fest, zog ihn zu sich heran und küsste ihn.
    Klaus starrte sie aus großen Augen an. Sämtliche Farbe schien aus seinem Gesicht zu weichen. Sein Mund bewegte sich, als wolle er etwas sagen, brachte aber keinen Ton heraus.
    „Ich hasse Machos“, sagte Bianca sanft. „Und Weicheier gibt es nicht.“
    „Ich ...“, krächzte Klaus.
    „Ja?“ Bianca lächelte.
    „Du ...“
    „Ich glaube mich daran zu erinnern, dich schon mal redseliger erlebt zu haben“, sagte Bianca mit sanftem Spott.
    Klaus schüttelte nur mit dem Kopf. Er brachte keinen vernünftigen Satz zustande – so sehr er es sich auch gewünscht hatte. Seine Gedanken spielten verrückt. Es wollte ihm einfach nicht gelingen, eines der schier unendlich vielen losen Enden seiner Gedankenfetzen aufzunehmen und festzuhalten.
    „Ich habe bemerkt, dass du dir schon öfter nach mir den Hals verrenkt hast“, erklärte Bianca. „Im Gegensatz zu den anderen Typen warst du aber immer so anständig, mich nicht als Möse mit Beinen zu betrachten, sondern mich als Mensch zu respektieren. Du hättest trotzdem mal einen Ton sagen können.“
    Klaus starrte sie immer noch an und schüttelte den Kopf.
    Bianca ergriff sanft sein Kinn und küsste ihn erneut. Vorsichtig, als befürchte er, dass er einen elektrischen Schlag bekommen könne, ergriff Klaus Biancas Schultern und umarmte sie.
    Keiner der beiden vermochte zu sagen, wie lange sie sich so in den Armen lagen. Es war Anna, die sie in die Wirklichkeit zurückholte, als sie das Essen brachte.
    „Holla!“, rief sie aus, während sie die Teller auf den Tisch stellte. „Man hört ja bis in die Küche die Hormone hüpfen.“
    Klaus und Bianca ließen voneinander ab und blickten Anna an. Während Biancas Augen ein wenig belustigt glitzernden, offenbarte Klaus’ Blick einen Zustand tiefster Verwirrung.
    „Soll ich das Essen erst noch ein wenig warm halten?“, fragte Anna spöttisch und deutete auf die Teller.
    Bianca lachte und schüttelte den Kopf.
    „Nein, lass mal“, sagte sie. „Ich nehme an, Klaus hat sich auch bald wieder gefangen.“
    „Na gut“, sagte Anna grinsend. „Dann lasse ich die beiden Turteltäubchen alleine und bereite schon mal den Nachtisch für euch vor.“
    „Nachtisch?“, fragte Bianca. „Was denn?“
    „Überraschung“, sagte Anna verschwörerisch.
    Bevor noch jemand etwas sagen konnte, verschwand Anna wieder in die Küche.
    „Jetzt komm“, sagte Bianca sanft. „Lass uns erst mal essen.“
    Klaus nickte und Bianca machte sich über ihr Essen her. So langsam überwand auch Klaus seine bodenlose Überraschung und aß – wenn auch sehr bedächtig.
    Sein Essen war kaum angerührt, als Anna wenig später kurz vorbeischaute und nach den Rechten sah.
    „Schmeckt’s nicht?“, fragte sie Klaus.
    „Nein ... äh

Weitere Kostenlose Bücher