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Der Sommer der Toten

Titel: Der Sommer der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Derbort
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gegenseitigen Respekt und in aller Höflichkeit.“
    „Sie können auch höflich sein?“, fragte Kellermann säuerlich.
    „Manchmal“, antwortete Bianca grinsend. „Wenn ich mir ganz viel Mühe gebe.“
    Gegen seinen Willen musste nun auch Kellermann lächeln.
    „Sie sind das Verrückteste, was mir in meiner zwanzigjährigen Laufbahn untergekommen ist“, entgegnete Kellermann kopfschüttelnd. „Aber sei’s drum. Das mit der Leiche gefällt mir ganz und gar nicht, aber ich gebe Ihnen Recht. Den können wir nicht zurückbringen. Wenn das die Medien erfahren, ist Polen offen und die Wolga läuft über. Wo werden Sie ihn verstecken?“
    Bianca sah Anna fragend an.
    „Am sichersten ist es wohl bei Pfarrer Schuster“, sagte Anna.
    Bianca nickte. Sie griff zu ihrem Handy und wählte die Nummer des Handys, das sie Pfarrer Schuster gegeben hatte.
    Es dauerte lange, bis er abnahm. Wahrscheinlich musste er das Ding erst noch zur Sicherheit einem Exorzismus unterziehen.
    „Hallo ...?“, fragte er unsicher.
    „Bianca Wallmann hier. Einige gute Nachrichten: Erstens – wir haben Werner gefunden. Er ist auch eine lebende Leiche. Können wir ihn bei Ihnen irgendwo verstecken?“
    „Oh mein Gott!“, stöhnte der Priester. „Meinetwegen. Wir können ihn ins Beinhaus bringen. Oder in den Keller.“
    „Danke“, sagte Bianca. „Anna wird ihn bringen. Er braucht was zum Anziehen.“
    „Wird erledigt. Wann kommen Sie?“
    „Das wird noch etwas dauern“, entgegnete Bianca. „Dem Bürgermeister können Sie ausrichten, dass er einen neuen Unimog braucht, Klaus ist verletzt und muss sich erst mal wieder im Krankenhaus zusammenbauen lassen und ich bin verhaftet, weil ich einfach so lebende Leichen ohne Aufsicht durch die Gegend ziehen lasse.“
    „Ihr Humor ist im Moment gänzlich unangebracht!“, schmetterte Pfarrer Schuster ins Telefon.
    „Im Ernst“, sagte Bianca. „Ich lasse mich erst einmal verhaften. Das ist ein Trick, um mit dem Kommissar in Ruhe reden zu können. Ich komme später nach. Klaus nimmt sich ein Taxi, wenn er versorgt wurde.“
    „Das gefällt mir nicht, aber Sie werden hoffentlich wissen, was Sie tun.“
    „Danke, Herr Pfarrer“, sagte Bianca und legte auf.
    Sie sah sich hilflos um, als sie das Handy wegsteckte.
    „Du weißt, was zu tun ist?“, fragte sie Anna.
    Anna nickte.
    „Werner zu Pfarrer Schuster bringen.“
    „Genau.“
    Bianca ging zu Werner. Nach einem kurzen inneren Überwindungskampf tat sie es Klaus gleich und legte ihm ihre Hand auf die Schulter.
    „Werner“, sagte sie. „Ich hoffe, dass du mitbekommst, was ich jetzt sage. Du musst jetzt mit Anna gehen. Sie wird dich zu Pfarrer Schuster bringen. Hast du das verstanden?“
    Werners tote Augen starrten ins Leere. Bianca war sich einen Moment lang nicht sicher, ob Werner verstanden hatte, was sie gesagt hatte.
    Aber dann drehte er sich langsam um, setzte sich in Bewegung und wankte auf Anna zu.
    Während Anna fassungslos mit dem Kopf schüttelte, atmete Bianca erleichtert auf.
    „Wer hätte das gedacht“, sagte sie mit einem nervösen Grinsen. „Zombies sind doch wirklich pflegeleichte Gesellen.“
    Anna ging wenige Schritte voraus und beobachtete Werner. Der Tote folgte ihr.
    Anna nickte Bianca zu und bewegte sich langsam in die Richtung ihres Wagens, stets darauf achtend, dass Werner ihr folgte.
    Werner konnte ihr mit seinen ungelenken Schritten nur sehr langsam folgen. Kommissar Kellermann sah ungeduldig auf die Uhr.
    „Wenn ihr die Streifenpolizisten oder sonst jemand kommen seht, dann seht zu, dass ihr euch in irgendeinem Gebüsch versteckt!“, rief Bianca.
    Anna gab ein Zeichen, das signalisierte, dass sie verstanden habe.
    „Ich frage mich, warum er sich so seltsam bewegt“, murmelte Kellermann, als er Werner kopfschüttelnd nachblickte.
    „Rigor Mortis“, sagte Bianca.
    „Hä?“
    „Rigor Mortis – Leichenstarre“, präzisierte sie. „Normalerweise sollte dieser Effekt nach einiger Zeit verschwinden, aber komischerweise passiert das hier nicht.“
    „Was macht Sie da so sicher?“
    „Ich habe mich gestern schon mit einer Leiche rumprügeln müssen, die schon seit mehr als dreißig Jahren tot war“, erklärte Bianca. „Die hatte sich genauso bewegt.“
    „Sie reden so, als wäre das hier das Normalste auf der Welt“, beschwerte sich Kellermann. „Wenn ich das nicht mit eigenen Augen sehen würde, dann hätte ich Sie spätestens jetzt einem Psychologen vorgeführt.“
    „Verstehen Sie jetzt,

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