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Der Sommer der Toten

Titel: Der Sommer der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Derbort
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einen Kriegsveteranen als Patienten. Der hatte nach eigenen Angaben zuvor versucht, seine Hämorrhoiden zu kühlen. Mit Hilfe eines Artillerie-Geschosses aus dem zweiten Weltkrieg. So ein großkalibriges Ding. Dummerweise hatte der Kerl das Gleichgewicht verloren und sich das Geschoss quasi versehentlich rektal appliziert.“
    Der Arzt lachte. Klaus verzog bei dem Gedanken das Gesicht.
    „Wie er es geschafft hatte, in das Krankenhaus zu laufen, ist mir ein Rätsel“, fuhr Dr. Kovacz amüsiert fort. „Jedenfalls wollten die ihm dort das Geschoss operativ entfernen. Beim Nachfragen hatte man den Ärzten dort jedenfalls kalt lächelnd erklärt, dass dieses Geschoss immer noch scharf war. Wenn ein Geschoss dieses Kalibers losgegangen wäre, dann hätte der OP ein paar Türöffnungen mehr gehabt. Von Arzt und Patient wäre ebenfalls nicht mehr viel übriggeblieben. Jedenfalls musste erst ein Sprengstoff-Sonderkommando angefordert werden, das zusammen mit dem Ärzteteam das Geschoss im Allerwertesten des Mannes entschärfte, bis es endlich entfernt werden konnte. Das Röntgenbild können Sie heute noch im Internet bewundern.“
    „Nett ...“, murmelte Klaus. „Wann konnte der Typ denn wieder sitzen?“
    „Keine Ahnung“, erwiderte der Arzt grinsend. „Das stand nicht mehr drin. Jedenfalls sind Sie mit ein paar geprellten Knochen wesentlich besser dran. Und billiger. Ich wüsste nicht, dass die Krankenkasse das Sprengstoffkommando bezahlt hätte. Meine Bemühungen hingegen schon.“
    „Das ist in der Tat sehr beruhigend“, antwortete Klaus mürrisch, während er vorsichtig seine malträtierten Körperstellen betastete.
    „Soll ich Sie krankschreiben?“, erkundigte sich Dr. Kovacz. „Ich glaube, eine Woche, um Ihre Extremitäten zu sortieren, könnte Ihnen gut tun.“
    „Nein danke“, erwiderte Klaus und grinste. „Meine Chefin ist meine Freundin. Wenn ich ihr eine Krankmeldung präsentiere, dann teilt sie mich zum Bügeln ein.“
    „Na, das wollen wir nun wirklich nicht riskieren!“ Dr. Kovacz lachte herzhaft. „Okay, keine Krankmeldung. Aber ein paar gute Ratschläge von mir: Keine Schwerstarbeit in den nächsten Tagen, schonen Sie sich körperlich. Und die Fäden müssen in einer Woche gezogen werden.“ Dr. Kovacz deutete auf die bereits versorgte Platzwunde auf Klaus’ Stirn.
    „Okay, einverstanden.“
    Dr. Kovacz ging zu einem Schrank und wühlte kurz in den Schubladen herum. Danach gab er Klaus einen Riegel mit Tabletten.
    „Das sind Schmerztabletten“, sagte der Arzt. „Die werden Ihrer Freundin und Chefin beim Schlafen helfen.“
    „Meiner Freundin?“ Klaus verstand nicht.
    „Dann jammern Sie nicht die ganze Nacht“, entgegnete der Arzt grinsend.
    „Danke“, brummte Klaus säuerlich. „Es sind ja wieder alle so nett zu mir.“
    „Machen Sie sich nichts draus. Solche Patienten wie Sie sind mir auf jeden Fall lieber als die Zeitgenossen, die zwar vor lauter Kraft kaum laufen können, aber schon beim bloßen Anblick einer Spritze in Ohnmacht fallen.“
    „Na, dann bin ich aber beruhigt.“
    „Das Schlimmste haben Sie jedenfalls überstanden“, erklärte Dr. Kovacz. „Gönnen Sie sich zwei, drei Tage Ruhe und übertreiben Sie es nicht. Lassen Sie sich in einer Woche von Ihrem Hausarzt die Fäden ziehen und danach haben Sie die Sache bereits so gut wie vergessen. Kann ich sonst noch was für Sie tun?“
    „Ja“, antwortete Klaus. „Können Sie mir ein Taxi rufen?“
    „Brauche ich gar nicht“, antwortete der Arzt. „Vor dem Haupteingang stehen immer einige Wagen.“
    Klaus bedankte sich und verabschiedete sich von dem Arzt. Vorsichtig humpelte er aus der Notaufnahme und ging zu dem vom Arzt beschriebenen Taxistand.
    In der Tat standen gerade zwei Wagen bereit. Klaus ging zu dem vorderen Fahrzeug und stieg ein. Anschließend nannte er dem Fahrer das gewünschte Ziel – Annas Pension in Berghausen.
    Der Fahrer nickte kurz und fuhr los. Anstatt sich auf eine fruchtlose Unterhaltung mit dem wortkargen Fahrer einzulassen, nahm Klaus sein Handy aus der Tasche, schaltete es ein und wählte anschließend Biancas Handynummer.
    Bianca erkundigte sich zunächst nach Klaus’ Verletzungen und gab ihm anschließend einen kurzen Überblick über die Situation.
    Die Neuigkeit, dass Werner den Pfarrer getötet hatte, raubte ihm zeitweise den Atem. Auch die Informationen, die sie dem Toten mit Hilfe des Ja-Nein-Spielchens entringen konnten, fand er nicht gerade beruhigend.
    Klaus wollte sich

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