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Der Sommer der Toten

Titel: Der Sommer der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Derbort
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der Wucht der vollführten Anschläge in Dutzende Teile zerbrochen wären.
    Andere wiederum standen in leicht gebeugter Haltung auf der Tanzfläche, ließen ihre langen Haare über ihr Gesicht hängen und im Rhythmus der Musik durch die Gegend wirbeln.
    Ein paar Mädchen tanzten brav nach den Vorgaben der Tanzschulen, was in Verbindung mit der Musik nicht weniger skurril aussah – ebenso wie die improvisierten Verrenkungen einiger anderer.
    Der DJ hatte ein Stück aufgelegt, das vor wechselnden Tempi nur so strotzte. Viele der Tanzenden schienen das überhaupt nicht zu bemerken und bewegten sich zu einer Musik, die in diesen Räumen gar nicht gespielt wurde.
    Anna stieß Bianca an und gab ihr ein Zeichen, ihr zu folgen. Bianca nickte und lief hinter ihr her.
    Zu Biancas Überraschung verfügte die Disco über einen Nebenraum, der nicht nur deutlich leiser war, sondern darüber hinaus auch einen Kneipenbetrieb mit warmem Essen bot.
    „Hier ist es etwas leiser“, sagte Anna schließlich. „Denn nach einer gewissen Zeit hast du da drin das Gefühl, dass dir das Trommelfell platzt.“
    „Wow!“, hauchte Bianca. „Ich hatte nicht gedacht, dass du mich gleich in solch ein Inferno führst.“
    „Magst du die Musik nicht?“, fragte Anna. „Hier gibt es auch eine Techno-Disco ...“
    „Nein, nein ...“, entgegnete Bianca. „Die Musik ist okay. Aber ich war mal vor ein paar Jahren auf einem Metallica-Konzert. Damals hatten mich einige Leute gewarnt, ich solle auf jeden Fall Ohropax mitnehmen. Aber im Vergleich zu diesem Laden hier, waren die Jungs von Metallica echt harmlos.“
    „Ja. Die übertreiben hier ein bisschen.“
    „Ein bisschen?“, fragte Bianca entgeistert. „Dreimal in diesem Schuppen und ich brauche ein Hörgerät.“
    „Ich war schon öfter hier drin. Außer drei Tage permanentem Pfeifen im Ohr ist bisher noch nicht viel passiert.“
    „Sehr beruhigend.“
    „Was willst du jetzt machen? Tanzen oder erst mal hier sitzen.“
    „Ich glaube, hier ist es mir erst einmal sympathischer.“
    „Okay. Setzen wir uns. Hier kommen die Bedienungen auch an den Tisch.“
    Sie suchten sich einen freien Tisch aus und setzten sich.
    Die Bedienung kam und Bianca bestellte sich zunächst einen Gin Tonic.
    Kaum eine Stunde später brachte die Bedienung den vierten.
    4.
Der Lichtkegel der starken Taschenlampe durchschnitt die Dunkelheit und wanderte von Grabstein zu Grabstein.
    Kommissar Kellermann wanderte schon seit geraumer Zeit über den Friedhof und sah sich um, ohne genau zu wissen, wonach er suchte.
    Auch die Ruine des abgebrannten Pfarrhauses hatte er sich nochmals genau angesehen.
    Die Brandursache gab allen noch Rätsel auf. Die Feuerwehr und die Spurensicherung konnten keine Hinweise darauf finden. Fremdverschulden konnte man weder ausschließen noch explizit nachweisen.
    Kellermann hatte die Theorie, dass Werner das Feuer gelegt hatte, um den Pfarrer endgültig aus dem Verkehr zu ziehen. Dafür gab es zumindest den Hinweis, dass die Überreste von Pfarrer Schuster, bestehend aus einigen verkohlten Knochen, gefunden wurden, jedoch keine Spur von Werner.
    Wenn es aber stimmte, dass Werner, wie er bekundete, wiederauferstanden sei, um Anna zu beschützen, wäre er indessen töricht gewesen, wenn er sich gleich mit verbrannt hätte.
    Kellermann glaubte auch nicht daran. Werner hatte bisher alles, was er getan hatte, mit einer solch brutalen Präzision durchkalkuliert, dass er sicherlich, hatte er wirklich das Pfarrhaus angezündet, äußerst gezielt vorgegangen war und einen Fluchtweg genau einkalkuliert hatte.
    Demnach müsste Werner noch irgendwo in der Gegend sein. Was Kellermann zu finden hoffte, war ein Hinweis auf Werners Versteck. Immerhin war es ihm gelungen, sich während der Löscharbeiten und während der nachfolgenden Untersuchung wegen der möglichen Brandursache gut genug zu verstecken, um nicht bei dem Trubel entdeckt zu werden.
    Kellermann erinnerte sich an die Gruft, die Bianca erwähnt hatte. Dort sollte ja noch eine weitgehend erhaltene Leiche liegen. Kellermann war nicht sonderlich scharf darauf, mit dieser Leiche – egal ob tot oder untot – Bekanntschaft zu machen. Der Gedanke einen fünfhundert Jahre alten nicht verwesten Toten mit eingeschlagenem Schädel vorzufinden, war selbst für einen Polizisten, der schon zwanzig Jahre lang die übelsten Todesursachen zu Gesicht bekommen hatte, nicht gerade ein verlockender Gedanke.
    Kellermann war mittlerweile davon überzeugt, dass

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