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Der Sommer der toten Puppen

Der Sommer der toten Puppen

Titel: Der Sommer der toten Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
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arme Mädchen sich gewissermaßen geopfert hat, im Glauben, es sei der einzige Ausweg. Es mag Ihnen absurd erscheinen, aber für sie war es das.«
    »Das verstehe ich. Oder zumindest glaube ich es zu verstehen«, präzisierte Héctor. »Aber was verwundert Sie dann?«
    »Alles, was danach passiert ist. Dass der Mann verschwindet, die groteske Geschichte mit dem Schweinekopf, die Mappe mit den Fotos von Ihnen ... Das hat mit Voodoo im eigentlichen Sinne nichts zu tun. Es scheint mir eher Beiwerk zu sein. Eine Inszenierung für jemanden.« Er machte eine Pause und blickte ihnen abwechselnd in die Augen. »Ich ahne, dass es noch etwas gibt, was Sie mir nicht erzählen möchten, aber wenn ich Ihnen helfen soll, müssen Sie mir eine Frage beantworten. Hat der Mann noch eine Rechnung mit einem von Ihnen offen?«
    »Mag sein«, antwortete Salgado zögerlich. Und korrigierte sich: »Nein, hat er.«
    Dr. Santacruz hätte vor Zufriedenheit lächeln können, aber aus seinem Gesicht sprach eine deutliche Unruhe.
    »Ich hatte es befürchtet. Aber Sie sollten sich immer bewusst sein: So machtvoll ihre Magie, wie sie es manchmal nennen, auch sein mag, sie ist völlig harmlos für Leute, die nicht daran glauben. Irre ich mich, wenn ich Sie für einen eher skeptischen Menschen halte, Herr Inspektor? Nicht nur bei diesem Thema, sondern bei allem, was mit okkulten Wissenschaften zu tun hat? Aber Sie fürchten wahrscheinlich trotzdem um Ihre Familie, um die Sicherheit Ihrer Freunde ...«
    »Sind Sie denn in Gefahr?«
    »So weit würde ich nicht gehen, ich möchte Sie auch nicht beunruhigen. Es ist nur, wie soll ich sagen ... sie versuchen Ihnen Angst einzujagen. Sie aus Ihrer westlichen, rationalen Einstellung zu reißen und in ihre Welt hineinzuziehen, eine atavistischere Welt, in der übernatürliche Kräfte wirken. Deshalb inszenieren sie es auf eine Weise, die jeder verstehen kann.« Er wandte sich an Andreu. »Ihr Kollege sagte, Sie hätten die Praxis von diesem Omar durchsucht. Haben Sie etwas gefunden, was meine Vermutung stützt?«
    Martina senkte den Blick, sie war offenbar nervös.
    »Wie er bereits sagte. Wir haben ein paar Fotos von Héctor und seiner Familie gefunden.«
    »Sonst nichts?«
    »Doch. Entschuldige, Héctor, ich habe dir nichts gesagt, weil es mir lächerlich vorkam. In einer Ecke des Sprechzimmers hatte man etwas verbrannt. Und die Asche steckte in einem Umschlag, zusammen mit einer dieser grotesken Puppen aus Hanf. Das alles war in der Mappe mit deinen Fotos und denen von Ruth und Guillermo. Ich habe es an mich genommen, bevor du kamst.«
    Noch ehe Héctor etwas sagen konnte, ergriff Dr. Santacruz das Wort.
    »Es hätte mich gewundert, wenn Sie es nicht gefunden hätten. Ganz einfach weil es das bekannteste Voodoo-Ritual ist, wir alle haben schon davon gehört.« Er sah Salgado an und sagte ihm auf den Kopf zu: »Man will Sie einschüchtern, Herr Inspektor. Wo es keine Angst gibt, ist ihre Macht gleich null. Aber ich will Ihnen etwas sagen: So wie es aussieht, sind sie fest entschlossen, Ihnen diese Angst einzuflößen, die Angst davor, dass etwas bedroht ist, was Sie sehr wohl fürchten mögen. Die Unverletzlichkeit Ihrer Wohnung, die Sicherheit Ihrer Familie. Selbst die Ihrer engsten Freunde. Wenn Sie das Spiel mitspielen, wenn Sie anfangen und glauben, ausden Drohungen könnte eine echte Gefahr werden, hat man Sie in der Hand. Wie dieses Mädchen.«

16
    Kaum waren sie im Kommissariat, bemerkte Héctor, dass Leire ihm etwas sagen wollte, doch noch ehe er an sie herantreten konnte, rief Savall ihn in sein Büro. Seinem Gesicht nach zu urteilen verhieß die Besprechung hinter verschlossener Tür nichts Gutes, und Héctor machte sich gefasst auf eine Predigt, die, wie er vermutete, mit dem Thema Dr. Omar zu tun hatte. Aber dann begriff er, dass es nicht darum ging, denn vor dem Tisch des Kommissars saß noch jemand: eine Frau mit blondem Haar, etwa fünfzig Jahre alt, die sich zu ihm umdrehte und ihn durchdringend ansah. Héctor war nicht überrascht, als Savall sie einander vorstellte, er konnte sich denken, dass es Joana Vidal war. Sie begrüßte ihn mit einem leichten Kopfnicken und blieb sitzen. Angespannt.
    »Héctor, ich wollte Frau Vidal gerade von deinen Ermittlungen in Kenntnis setzen.« Savalls Ton war sanft, verbindlich und mit einem mahnenden Unterton. »Aber ich glaube, es ist besser, wenn du es ihr erzählst.«
    Héctor brauchte ein paar Sekunden. Er wusste, worum der Kommissar ihn bat: um einen

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