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Der Sommer der toten Puppen

Der Sommer der toten Puppen

Titel: Der Sommer der toten Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
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ich, es geht bestimmt um sein Studium oder Ähnliches. Ehrlich gesagt, ich habe dem keine Bedeutung beigemessen, bis gestern Nachmittag. Ich habe noch einmal alle seine E-Mails gelesen. Das hier ist die letzte, die ich von ihm erhalten habe.«
    Kommissar Savall und Héctor schauten sich an. Was sollten sie dazu sagen. Die Nachricht konnte sich auf alles beziehen und auf nichts.
    »Ja, ich weiß selbst, es mag übertrieben klingen, aber ... vielleicht ist es ja doch etwas anderes, vielleicht hat es mit seinem Tod zu tun.« Sie fuchtelte mit den Händen, eher ungeduldig als verzweifelt, und stand auf. »Schon gut, es war wohl eine Dummheit von mir.«
    »Joana.« Savall erhob sich ebenfalls, kam um den Tisch und trat auf sie zu. »Bei einer Ermittlung ist nichts eine Dummheit. Ich habe dir gesagt, dass wir der Sache auf den Grund gehen, und so wird es sein. Aber du wirst verstehen und auch akzeptieren müssen, dass es vielleicht tatsächlich so war, wie es den Anschein hat. Unfälle sind schwer hinzunehmen, und trotzdem passieren sie.«
    Joana nickte, doch Héctor hatte das Gefühl, dass es nicht das war, was sie beschäftigte. Oder zumindest nicht nur. Sie musste einmal eine sehr schöne Frau gewesen sein, dachte er, und in gewisser Weise war sie es noch. Elegant, stilvoll, auch wenn die Jahre nicht spurlos an ihr vorübergegangen waren. Was sie gar nicht zu verbergen suchte. Kein Make-up, wohl auch keine Operation. Joana Vidal nahm das reifere Alter offensichtlich an, und ihr Gesicht zeigte eine Würde, die andere in ihrem Alter nicht vorzuweisen hatten.
    »Wir halten dich auf dem Laufenden. Persönlich. Inspektor Salgado und ich, das verspreche ich dir. Versuch, dich ein wenig auszuruhen.«
    Savall bot ihr an, sie hinauszubegleiten, aber sie schlug es ungeduldig aus. Sie war bestimmt keine einfache Frau, auch dessen war Héctor sich gewiss, und während er sie davongehen sah, kam ihm das Bild von Meryl Streep in den Sinn. Der Anblick von Leire Castro, die an die Tür getreten war, als Joana Vidal hinausging, holte ihn in die Wirklichkeit zurück.
    »Haben Sie kurz Zeit, Inspektor?«
    »Ja, aber ehrlich gesagt, ich brauche erst mal eine Zigarette. Rauchst du?«, fragte er sie.
    »Mehr, als ich sollte, und weniger, als ich Lust hätte.«
    Er lächelte.
    »Dann tust du es jetzt auf Anweisung deines Vorgesetzten.«
    Leire spielte das Spiel mit.
    »Man hat schon Schlimmeres von mir verlangt.«
    Er hob die Hände und zog ein unschuldiges Gesicht.
    »Was du nicht sagst ... Gehen wir raus, die Luft verpesten, dann erzählst du mir alles.«
    Sie fanden ein Eckchen im Schatten, auch wenn es in Barcelona im Sommer eine trügerische Zuflucht war. Die Mittagssonne brannte senkrecht auf die Stadt herab, und die Feuchtigkeit machte es nur noch unerträglicher.
    »Das war Marcs Mutter, oder?«, fragte sie.
    »Ja.« Er nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch langsam aus. »Sag, gibt es etwas auf dem Notebook oder dem Handy?«
    Sie nickte.
    »Wir ermitteln noch die Nummern, auch wenn die meisten Anrufe und Mitteilungen aus den Tagen vor seinem Tod an Gina Martí und Aleix Rovira gingen. Und eine gewisse Iris, in ihrem Fall allerdings hauptsächlich per WhatsApp.« Er schaute sie fragend an, und sie erklärte ihm, worum es sich handelte. »Das ist kostenlos, und aufgrund der Vorwahl wissen wir, dass sie in Irland war. In Dublin, nehme ich an. Sie haben nur wenig auf Englisch kommuniziert, sie muss Spanierin sein, und nach dem, was ich gelesen habe, war Marc ziemlich in das Mädchen verknallt. Ich habe vorsorglich alles kopiert, aber auf den ersten Blick scheinen es ganz normale Nachrichten zu sein: Ich vermisse dich, ich wünschte, du wärst hier ... Ich glaube, sie hatten vor, sich zu sehen, denn irgendwann heißt es, ›bald ist das alles vorbei‹.« Sie lächelte. »Und alles mit Abkürzungen, nicht eben romantisch. Das Notebook versuchen sie gerade zu reparieren, aber sie sagen, die Festplatte sei ziemlich hinüber. Als wäre es absichtlich zerstört worden.«
    »Aha.« Die Sache beschäftigte ihn. Er wollte seine Fragen gerade formulieren, aber Leire ließ ihm keine Zeit.
    »Noch etwas, Inspektor. Es ist mir gestern Abend in den Sinn gekommen, zuhause.« Ihre Augen leuchteten, und Héctor bemerkte erst jetzt, dass sie dunkelgrün waren. »Bei der Hitze konnte ich nicht schlafen, da bin ich auf die Terrasse gegangen, um eine Zigarette zu rauchen. Ich hatte den Aschenbecher vergessen, und am Ende habe ich die Kippe auf dem Boden

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