Der Sommer der toten Puppen
Stück zur Seite. »Wir müssen gehen.«
»Nein.« Er legte sich auf sie und hielt sie mit seinem ganzen Körper fest. »Ich will hierbleiben.«
»He ... Runter jetzt, dafür ist es zu heiß. Steh schon auf, Faulpelz ...« Aus ihrem Ton klang eine falsche Strenge, und wie ein aufsässiger kleiner Junge schlang er seine Arme noch fester um sie. Schließlich schaffte es Regina, sich zu lösen. Sie setzte sich auf die Bettkante und knipste das grelle Licht der Nachttischlampe an.
Aleix streckte Arme und Beine weit auseinander, er nahm fast das ganze Bett ein. Sie kam nicht umhin, über die Schönheit dieses nackten Körpers erneut zu staunen. Es war ein bittersüßes Gefühl, eine Mischung aus Bewunderung und Scham. Ohne aufzustehen, nahm sie ihren BH und die Bluse vom Stuhl.
»Du kannst liegen bleiben, wenn du willst«, sagte sie, während sie sich mit dem Rücken zu ihm anzog.
»Geh noch nicht. Ich muss mit dir sprechen.«
Etwas in seiner Stimme ließ sie auffahren, und sie drehte sich um, die Bluse noch halb offen.
»Muss es jetzt sein?« Sie knöpfte sich die Bluse zu und nahm die Armbanduhr von der Kommode. »Es ist schon spät«
Er kniete sich hinter sie und küsste sie auf den Hals.
»Hör auf ... Hättest du mich gestern nicht versetzt, hätten wir mehr Zeit gehabt. Salvador kommt in einer Stunde, ich muss ihn am Flughafen abholen.«
»Ich habe es für Gina getan, das habe ich dir gesagt ... Aber du bist auch selber schuld: bloß keine SMS, kein Kontakt, nur hier. Ich konnte dir nicht Bescheid sagen.«
Sie machte eine ungeduldig zustimmende Handbewegung.
»Es geht nicht anders. Aber dann erzähl, solange ich mich anziehe. Worüber musst du mit mir sprechen?« Sie standauf, zog sich den Slip an, den Rock. Ihr blieb nicht einmal Zeit, zuhause vorbeizufahren und sich zu duschen. Sie würde den alten Knacker direkt abholen.
»Ich bin in Schwierigkeiten. In sehr großen.«
Schweigen
»Ich brauche Geld.«
»Geld?« Regina wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie errötete und zog sich fertig an.
Er merkte, dass er sie gekränkt hatte, sprang vom Bett auf und ging zu ihr. Regina wandte sich ab.
»He, he ... Sieh mich an«, sagte er. Sie tat es, und als sie sein Gesicht sah, verstand sie, dass die Sache wirklich ernst war. »Ich würde dich nicht bitten, wenn ich eine andere Möglichkeit hätte. Aber ich habe Mist gebaut und brauche das Geld, ehrlich.«
»Du hast Eltern, Aleix. Sie helfen dir bestimmt.«
»Du weißt, das ist absurd. Ich kann sie nicht fragen.«
Regina seufzte.
»Was ist los? Hast du ein Mädel von der Uni geschwängert oder so?«
Seine Miene wurde härter, er nahm ihre Hand.
»Lass los!«
Er hielt sie fest und zog sie zu sich.
»Das ist kein Scherz, Regina. Wenn ich bis Dienstag nicht dreitausend Euro zusammen habe ...«
Sie unterbrach ihn mit einem kurzen, spöttischen Lachen.
»Dreitausend Euro? Du bist verrückt!«
Aleix drückte ihre Hand noch fester, aber dann ließ er los. Sie standen sich gegenüber, maßen sich mit Blicken.
»Du bekommst es zurück.«
»Nie und nimmer. Es geht nicht darum, ob ich es zurückbekomme. Glaubst du, ich kann dreitausend Euro vom Konto abheben, ohne dass Salvador es merkt? Und was soll ich sagen? Dass der kleine Fick diesmal etwas teurer geworden ist?«
Er hatte es befürchtet: dass sie sich jetzt fühlte wie jemand, der für Sex bezahlen muss. Er versuchte sich zu rechtfertigen.
»Hör zu, ich bitte dich nicht als meine Geliebte. Ich bitte dich als meine Freundin. Ich bitte dich, weil mich die Kerle sonst umbringen.«
»Wovon redest du überhaupt?« Es war schon wirklich spät. Sie wollte das Gespräch beenden und verschwinden. »Welche Kerle?«
Er senkte den Kopf. Er konnte ihr nicht alles erzählen.
»Ich würde dich nicht fragen, wenn es nicht wichtig wäre.«
Regina wollte nichts davon wissen, und sie setzte sich auf den Stuhl und zog die weißen Sandalen an; doch die Stille, unterbrochen nur vom Brüllen des Klimageräts, war zu bedrückend.
»Aleix, jetzt hör mir mal zu. Wenn du wirklich in Schwierigkeiten bist, musst du zu deinen Eltern gehen. Versteh doch, ich kann deine Probleme nicht lösen.«
»Jetzt tu nicht so gönnerhaft. Nicht, wo ich dich gerade zweimal gebumst habe.«
Sie zeigte ein kleines Lächeln.
»Lassen wir das, Aleix. Ich habe keine Lust, mit dir zu streiten.«
Er hatte noch einen Trumpf, und in seiner Verzweiflung, wenn auch mit einem Fünkchen schlechten Gewissens, spielte er ihn aus. Er ließ sich
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