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Der Sommer der toten Puppen

Der Sommer der toten Puppen

Titel: Der Sommer der toten Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
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ausgetreten, ich wollte sie später aufsammeln. Als ich wieder im Bett lag, ist es mir eingefallen. Was würden Sie tun, wenn Sie sich ins Fenster setzen, um zu rauchen?«
    Er überlegte kurz.
    »Ich würde die Asche in die Luft schnippen oder einen Aschenbecher mitnehmen und hätte ihn in der Nähe, neben mir oder in der Hand.«
    »Genau. Und nach dem, was mir die Putzfrau sagte, ist Glòria Vergés eine Reinlichkeitsfanatikerin. Sie erträgt keinen Rauch, auch keine Kippen. Wohl deswegen hat der Junge immer im Fenster geraucht.« Sie machte eine kurze Pause, ehe sie fortfuhr: »An dem Morgen lag keine Kippe auf dem Boden, zumindest nicht, als wir die Spuren gesichert haben. Er hat sie natürlich weit fortschnippen können, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Marc den Garten verschmutzt hätte. Logischer wäre es gewesen, den Aschenbecher mit ans Fenster zu nehmen und sich den Ärger zu ersparen. Aber dort stand er nicht. Er stand drinnen, ich erinnere mich noch genau, auf dem Regal neben dem Fenster. Ich glaube, man sieht ihn sogar auf einem der Fotos, die wir gemacht haben.«
    Héctors Gehirn ratterte, trotz der Hitze.
    »Was bedeutet, dass Marc die Zigarette ausgemacht hat und wieder hereingekommen ist.«
    »Das habe ich auch gedacht. Ich habe hin und her überlegt, eindeutig ist nichts. Er hätte genauso gut rauchen, reinkommen und sich wieder ins Fenster setzen können.«
    »Es gibt noch eine andere Variante«, sagte er. »Dass jemand den Aschenbecher vom Fenster weggenommen hat.«
    »Ja, daran habe ich auch gedacht. Aber die Putzfrau musste sich um Gina Martí kümmern, weil die einen Nervenzusammenbruch hatte, sie ist erst mit uns in die Dachkammer hinaufgegangen. Castells ist zur selben Zeit wie wir gekommen, zusammen mit seinem Bruder, dem Priester. Frau und Tochter kamen erst später. Die Mutter wollte nicht, dass die Kleine die Leiche sieht, verständlich, sie ist deshalb bis zum Nachmittag in dem Landhaus in Collbató geblieben.«
    »Bist du sicher, dass Gina am Morgen nicht noch einmal in der Dachkammer war?«
    »Laut ihrer Aussage nicht. Die Schreie der Putzfrau haben sie geweckt, und sie kam an die Tür gerannt. Als sie den toten Marc sah, hatte sie ihren Anfall. Gleich darauf waren wir da. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie den Aschenbecher vom Fenster genommen und an seinen Platz gestellt hätte.«
    »Mal sehen ...« Héctor kniff die Augen ein wenig zusammen. »Stellen wir uns die Szene vor: Marc war mit seinen Freunden zusammen, und der Abend ist nicht gut ausgegangen. Sie haben sich geprügelt. So heftig, dass auf dem T-Shirt Blut ist. Nachdem Aleix gegangen ist, schickt er Gina ins Bett. Es ist fast drei Uhr, und es ist heiß. Er wechselt das schmutzige T-Shirt, und bevor er ins Bett geht, tut er dasselbe wie immer: setzt sich ins Fenster und raucht eine Zigarette. Nehmen wir an, er hat den Aschenbecher mitgenommen, ich bin sicher, dass er das üblicherweise tat. Er raucht also in aller Ruhe, macht die Zigarette aus und kommt wieder in die Dachkammer. Er stellt den Aschenbecher ...«
    »Sehen Sie?«, unterbrach Castro. »Das passt nicht zu der Annahme, ihm sei schwindlig geworden und er sei versehentlich gestürzt. Und wenn ihm schwindlig war, wird er es gemerkt haben, warum sollte er dann noch mal hinaus?«
    Héctor dachte daran, welche Angst er eben in den Augen von Joana Vidal gelesen hatte, dachte an die Worte von Enric Castells, der mit übertriebenem Nachdruck die Möglichkeit verneint hatte, sein Sohn könne sich aus eigenem Antrieb hinuntergestürzt haben. Konnte es wirklich Selbstmord gewesen sein? Eine Verzweiflungstat wegen etwas, was an dem Abend passiert war? Oder war jemand hereingekommen, sie hatten sich gestritten, und dieser Jemand hatte ihn aus dem Fenster gestoßen? Es musste eine einigermaßen kräftige Person sein, was Gina ausschloss. Aleix? Hatten sie sich geprügelt, und das Ergebnis war der zerstörte Computer gewesen? Leire schien seinen Überlegungen zu folgen, ihre Augen funkelten.
    »Ich habe noch etwas unternommen«, sagte sie. »Heute Morgen habe ich in der Fakultät für Informatik angerufen, wo Aleix Rovira studiert. Es war nicht ganz einfach, aber am Ende haben sie es mir gesagt: Er hat nicht in einem einzigen Fach bestanden. Praktisch seit Ostern hat er keine Lehrveranstaltung mehr besucht.«
    »War er nicht so eine Art Wunderkind?«
    »Dann muss er sein Supertalent an der Unigarderobe abgegeben haben.«
    »Finde heraus, mit wem er telefoniert

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