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Der Sommer der toten Puppen

Der Sommer der toten Puppen

Titel: Der Sommer der toten Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
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sein.«
    »Ich glaube, die Nummer mit den Zigaretten ist passé.«
    »Klassiker sind nie passé.«
    Er lächelte gequält.
    »Du bist unglaublich!«
    »Tomás.« Sie sah ihn ernst an und bemühte sich, ihre Sätze so zu formulieren, dass sie genau ausdrückten, was sie sagen wollte, dass sie weder nach Drohung oder Zwang noch selbstgefällig klangen. »Tatsache ist, dass du mir gefällst. Sehr sogar. Aber wir haben keine Beziehung, wir sind kein Paar, nichts dergleichen. Ich weiß nicht, ob ich in dich verliebt bin, und ich glaube auch nicht, dass du in mich verliebt bist. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht mal, was das ist, verliebt ... Aber wenn ich nicht schwanger wäre, würde ich mit dir aufs Meer fahren, und wir würden sehen, was passiert. Angesichts der Umstände«, und sie deutete auf ihren Bauch, »ist alles anders.«
    Er atmete tief ein. Es war klar, dass ihm unzählige Gedanken durch den Kopf schossen.
    »Sei mir nicht böse«, sagte er schließlich. »Aber ich glaube, ich brauche ein bisschen, um mich an die Vorstellung zu gewöhnen.«
    »Da bist du nicht der Einzige. Dafür haben wir beide noch ungefähr sieben Monate Zeit.«
    Er stand auf, und sie wusste, dass er ging.
    »Ich rufe dich an«, sagte er.
    »Klar.« Sie schaute nicht mehr zu ihm. Ihre Augen starrten auf den Tisch.
    »Hör mal ...« Er trat zu ihr und streichelte ihr über die Wange. »Ich haue nicht ab. Ich bitte dich nur um eine Auszeit.«
    Sie schaute auf und konnte sich eine spöttische Bemerkung nicht verkneifen:
    »Keine Zigaretten mehr?«
    Tomás zog eine Schachtel aus der Hemdtasche.
    »Nein.«
    Leire sagte nichts. Sie merkte, wie Tomás die Hand von ihrer Wange nahm und einen Schritt zurücktrat. Dann schloss sie die Augen. Das Nächste, was sie hörte, war die Haustür.

31
    Der Warteraum im Hospital del Mar war, wie an einem Samstag im Juli nicht anders zu erwarten, rappelvoll, und Héctor brauchte eine Weile, ehe er die Unterinspektorin Andreu gefunden hatte. Tatsächlich hatte sie ihn zuerst gesehen, war auf ihn zugekommen und hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt. Héctor drehte sich erschrocken um.
    »Martina! Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Offenbar ist jemand bei ihr eingedrungen und hat sie überfallen. Es sieht ernst aus, Héctor. Man hat sie auf die Intensivstation gebracht. Sie ist noch bewusstlos.«
    »Scheiße.« Sein Gesicht war so angespannt, dass die Unterinspektorin fürchtete, er könnte die Beherrschung verlieren.
    »Héctor ... gehen wir einen Moment raus. Vorerst können wir hier nichts tun, und ich muss mit dir reden.«
    Sie dachte, er würde sich weigern, würde verlangen, mit dem Doktor zu sprechen, aber er stellte nur die unvermeidliche Frage, mit der sie schon gerechnet hatte.
    »Wieso hast du sie gefunden?«
    »Darüber wollte ich mit dir sprechen. Gehen wir.«
    Die Sonne entlockte den Rückspiegeln der Autos kleine Blitze. Es war halb vier, das Thermometer zeigte dreißig Grad. Schwitzend steckte sich Héctor eine Zigarette an und rauchte gierig, aber sein Magen rebellierte, und der Tabak schmeckte fürchterlich. Er trat die halb aufgerauchte Zigarette aus.
    »Beruhig dich ein wenig, Héctor. Bitte.«
    Er warf den Kopf zurück und atmete tief ein.
    »Wie hast du sie gefunden?«
    »Gleich. Es gibt ein paar Dinge, die du wissen solltest. Ich habe Neuigkeiten im Fall Omar.« Sie wartete auf eine Reaktion im Gesicht ihres Kollegen, aber das Einzige, was darin aufschien, war Interesse, Neugier. »Héctor, ich habe es dich schon am Mittwoch gefragt, beim Essen, aber reden wir Klartext. Hast du Omar am Dienstag gesehen?«
    »Was soll das jetzt?«
    »Antworte, verdammt noch mal! Glaubst du, ich würde darauf bestehen, wenn es nicht wichtig wäre?«
    In seinem Blick lag Enttäuschung, Wut.
    »Zum letzten Mal: Ich habe Omar am Dienstag nicht gesehen. Nach dem Vorfall habe ich ihn überhaupt nicht wiedergesehen. Klar?«
    »Und was hast du am Dienstagabend gemacht?«
    »Nichts. Ich bin nachhause gefahren.«
    »Hast du nicht mit deiner Ex oder deinem Sohn gesprochen?«
    Héctor schaute an ihr vorbei.
    »Was zum Teufel hast du gemacht?«
    »Ich habe mich hingesetzt und gewartet, dass jemand sich an mich erinnert und anruft. Es war mein Geburtstag.«
    Martina musste lachen.
    »Mensch, Héctor! Der knallharte Bulle, der die Verdächtigen vermöbelt, und dann setzt er sich zuhause hin und weint, weil keiner an ihn denkt ...«
    Er lächelte matt.
    »Mit den Jahren wird man gefühliger.«
    »Das Blöde ist,

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