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Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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sprechen kann.“ „Driftwood, ist dir eigentlich klar, was das heißt? Wir
sind nicht allein. Da draußen ist noch wer!“
    Socke ließ
den Ast los. Schwungvoll schnellte er in den Stamm zurück. Driftwood legte
Socke beide Pfoten auf die Schultern. „Du hast völlig recht. Das ist
fantastisch. Hoffe nur, dass es nicht nur dieser kleine Popelfresser Trödel
ist. „Aber“, fuhr er fort, bevor Socke etwas erwidern konnte, „ich freue mich
und es ist ein Anfang. Ein guter Anfang. Jetzt konzentrieren wir uns auf unsere
Aufgabe und dann wird gefeiert.“ Er schüttelte Socke aufmunternd. Socke
lächelte. Kotze weinte unbemerkt eine große Träne. Er wusste gar nicht, warum.
     
     

Kapitel 11
    Tweed
erwachte aus finsteren Träumen. Er öffnete die Augen, aber es blieb dunkel. Es
roch nach Moder und Feuchtigkeit. „Wo bin ich?“ Er sprang auf, stieß mit dem
Kopf an eine niedrige Decke. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die
Dunkelheit. Er war in einem Käfig, zu klein, um sich zu wenden, zu niedrig, um
aufzustehen. Ein dämmriger Raum mit rauem Steinboden. Ketten hingen von den
Wänden. Ein großer Kessel, von dem Dampf aufstieg. Eine Tür knarrte und fiel
scheppernd ins Schloss. Schritte. Zwei schlanke Waden schoben sich in Tweeds
Blickfeld. Die Beine einer Frau. Ihre Füße steckten in glänzenden Schuhen mit
hohen Absätzen.
    „Wer bist
du“, fragte Tweed.
    „Ich bin
die, die entscheidet, ob du lebst oder stirbst.“ Tweed schwieg. Hier galt es,
mit Bedacht vorzugehen.
    „Ich hatte
nichts Böses im Sinn. Geriet zufällig in die Nähe der Burg. Ist das ein
Verbrechen?“
    Sie schritt
vor dem Käfig auf und ab, bevor sie antwortete. „Entspräche das der Wahrheit,
würde ich sagen, ja, es ist ein Verbrechen, denn es ist privater Besitz. Obwohl
wir dann über wenig zu sprechen hätten. Ich würde dich auf der Stelle töten.
Aber es ist alles anders, da ich weiß, dass du lügst, Tweed!“
    Tweed
erschrak. „Gut, meinen Namen kennt Ihr. Wie ist der Eure?“
    „Ihr führt
eine vornehme Zunge, Gestaltwandler. Für den Moment fände ich es angebracht,
wenn du mich Schicksal nennst.“
    Für Tweed
bestand kein Anlass mehr, den Unwissenden zu spielen. „Und womit hat er Euch
gelockt? Wie lange dient Ihr dem Bösen schon?“
    „Ich diene
niemandem!“
    „Ein
weitverbreiteter Irrglaube unter Euresgleichen“, spottete Tweed.
    Sie überging
die Bemerkung. „Er erinnert sich an dich. Ich weiß nicht, ob das gut oder
schlecht für dich sein wird. Was wolltest du bei der Burg, Schnüffler?“
    „Wenn Ihr
wisst, wer ich bin, solltet Ihr und der Herr der Finsternis da von allein drauf
kommen.“
    Tweeds
Provokationen verfehlten ihr Ziel. Sie blieb ruhig. „Wer hat dich geschickt?“
    „Niemand.“
    „Wieso
kannst du die Gestalt eines Fuchses annehmen?“
    Tweed lachte
überheblich. „Manche von uns hat die Magusch halt lieber als andere.“
    „Das klingt
mir etwas hochmütig.“
    „Ihr fragt,
ich antworte, so wolltet Ihr es doch“, erwiderte Tweed.
    „Ja, so will
ich es. Gut, das ist ein Anfang. Sind noch mehr von deiner Art da draußen?“
    „Nein. Was
soll die Frage? Euren Krähenspitzeln wären mehr Gestaltwandler wohl nicht
entgangen.“
    „Ich weiß
nicht, wovon du sprichst. Aber ich bin versucht, dir zu glauben. Du kamst
allein. Aber was führte dich zur Burg?“
    „Ich bin nur
ein einsamer Wanderer.“
    „Nein, das
bist du nicht. Du nutzt die Magusch. Du sprichst von Dingen, von denen kein
Mensch wissen sollte. Für mich genug des Beweises, dass du ein Teil des Spiels
bist.“
    „Des
Spiels?“, wiederholte Tweed. Er ärgerte sich insgeheim über seine unüberlegten
Worte.
    „Ja, des
Spiels“, fauchte sie.
    Das erste
Anzeichen von Ungeduld, notierte Tweed in Gedanken.
    „Außerdem“,
fuhr sie fort, „und das wiegt schwer genug, um es zu wiederholen: Er kennt dich! Und du bist nur ein Wanderer?“
    Tweed
schwieg.
    „Du hast
Zähigkeit bewiesen. Und Mut. Sei nicht dumm, Gestaltwandler. Ich werde
erfahren, was ich wissen möchte, so oder so. Es liegt an dir.“ Sie ging vor dem
Käfig in die Hocke. Tweed sah Beine in dunklen Strümpfen, einen schwarzen Rock.
„Wir wissen beide, dass etwas passiert. Du spürst es, ich spüre es. Und er spürt es auch. Sie kehrt zurück! Ist wirklich etwas für dich da draußen, wofür
es sich zu kämpfen lohnt? Zu leiden?“
    Tweed setzte
zu einer Antwort an, aber sie sprach weiter. „In dieser Welt, wo kaum noch
Platz ist für Deinesgleichen. Der Wind

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