Der Sommer der Vergessenen (German Edition)
war gewährleistet, dass alles mit rechten Dingen zuging. Was bei
Kinsella Farrah aber auch so der Fall wäre, dafür würde ich meine Hand ins
Feuer legen. Aber sie ist uns in keiner Weise zu Erklärungen verpflichtet. Hat
sie somit auch nicht getan. Ich konnte es ihr auch nicht ausreden, dieses Fass
aufzumachen. Bringt in erster Linie Unruhe in die Stadt, denke ich. Wäre
vielleicht schlauer gewesen, dieses Thema auszusparen. Wie sagte sie selbst? Einige
von euch wissen, wovon ich rede. Und die es jetzt nicht wissen, die geht es
nichts an. Schwere Kost. Nun, wir werden sehen.“
„Du weißt
also, wovon sie sprach?“, fragte Hallimasch. „Natürlich weiß ich das nicht. Und
ich verwette mein Amt als Erus der Farralot, dass du es auch nicht weißt, altes
Schlitzohr. So leicht lasse ich mich nicht aufs Glatteis führen.“
„Schon gut,
schon gut“, wiegelte Hallimasch lachend ab. „Aber im Ernst. Hast du in Erwägung
gezogen, dass die Ereignisse letzte Nacht mit diesen angekündigten
Veränderungen zu tun haben könnten? Ich meine, so ganz genau weiß doch niemand,
wovon sie sprach, oder?“
„Wenn
überhaupt, dann wahrscheinlich Belenus. Aber da bekommt man leichter einen
Felsen zum Sprechen. Belenus Brock steht zu seinem Wort, besonders gegenüber
seiner Kinsella. Ich hätte gedacht, dass vielleicht die Farindor mehr wissen.“
„Wenn dem so
wäre“, erwiderte Hallimasch, „wüsste ich es auch. Allerdings sind wir recht lange
nicht zusammengekommen. Läuft doch immer wieder auf dieselben fruchtlosen
Diskussionen hinaus. Uns fehlt einfach die Richtung. Und Findrack versteht sich
darauf, die anderen Mitglieder hinter sich zu scharren. Dieser Wahnsinnige.“
Adalar setzte sich wieder und klopfte Hallimasch aufmunternd auf den
Oberschenkel. „Ich sehe dir an der Nasenspitze an, dass dich mehr als all dies
zu mir führt, heute Morgen?“ „Wie recht du hast. Und jetzt, wo wir die Geschehnisse
des gestrigen Tages besprochen haben, frage ich mich, ob da nicht Zusammenhänge
bestehen, die ich bisher übersah. Pass auf, das Ganze ist nicht so einfach zu
erklären. Ich weiß, das Thema ist nicht neu, aber heute Morgen passierte
Seltsames.“ Er berichtete von den Geschehnissen des Vormittags. Adalar lauschte
schweigend, und schließlich schloss Hallimasch mit den Zitaten aus dem Buch des
schwarzen Laabers. „Wir blieben beweglich, schwungvoll, frei von Gebrechen. So
steht es geschrieben. So war das, jetzt bin ich hier.“
Adalar nahm
sich einen Augenblick Zeit, bevor er antwortete. „Fürwahr, das ist eine
seltsame Fügung. Hast du mit jemand darüber gesprochen?“
„Nein, mein
Weg führte mich direkt hierher. Ich wollte die Sache zuerst mit dir besprechen.
Zumal Laabers Aufzeichnungen alles andere als unumstritten sind bei den
Farindor.“
„Ich weiß.
Die Diskussion über die Quelle klingelt mir noch im Ohr. Und du weißt, dass ich
der Letzte bin, der nicht begrüßen würde, die Farindor in ihrer alten Pracht zu
sehen.“
„Ich weiß,
Adalar. Aber wir wissen auch beide um die Gefahren. Es sind nicht mehr viele,
die um die alten Zeiten wissen. In der Welt da draußen hat uns die Wissenschaft
längst den Rang abgelaufen. Sie vermögen Dinge zu tun, die mir wie Zauberei erscheinen.
Als ich mich dazu entschloss, ein Farindor zu werden – ach, ich war so jung.
Ich dachte wirklich, ich wäre derjenige, der der Magie zu neuer Größe verhelfen
würde. Ich eingebildeter Narr! Schon so viele Jahre sind die Farindor nur ein
Schatten ihrer selbst. Und der Nachwuchs bleibt aus. Alle wollen Neolinga
werden. Ach je, viele werden sogar lieber Holzfäller. Kein Wunder, halten wir
uns doch mit Hütchenspielertricks über Wasser. Aber, das weißt du so gut wie
ich, wir sind machtlos. Ein müder Verein alter Männer, der von der
Vergangenheit träumt. Was sind wir denn noch? Kaum mehr als bessere
Krankenschwestern, wenn du mich fragst. Es ist dir zu verdanken, und mein Dank
kommt von ganzem Herzen, dass uns der Platz in der Schule geblieben ist.“
„Nicht
wieder diese Rede, Hallimasch. Sei nicht so bitter. Es ist immer noch viel
Zauber in deinem Tun. Die Farindor sind ein Teil der Farralot seit Anbeginn der
Zeit. Und solange ich der Erus der Schule bin, wird sich daran nichts ändern.
Es ist nicht zuletzt die Weisheit, die euch für uns so kostbar macht. Für mich
war es nie wichtig, ob du die Elemente beherrschst oder besseres Wetter
bestellen kannst.“ „Mach dich ruhig über mich lustig. Mir dürstet nach
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