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Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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Schreibfeder nieder
und stand auf. Adalar war an die zwei Meter hochgewachsen und musste sich
ducken, um nicht mit dem Kopf anzustoßen. Er ließ sich neben Hallimasch auf der
Couch nieder. „Es gab einen Mordversuch gestern Nacht.“
    Hallimasch
prustete in seine Pfeife, und das glühende Kraut fiel ihm in den Schoß. Eifrig
klopfte er mit der Hand darauf. „Du machst Scherze?“
    „Ich
wünschte, es wäre ein Scherz.“ Adalar fuhr sich nachdenklich mit der Hand über
die stoppeligen Wangen. „Hwarf hat es erwischt. Zumindest fast. Übel sieht er
aus. Grün und blau geprügelt. Lag in der Dämmerung nah beim Öhr. Ist immer noch
bewusstlos.“
    „Hat jemand
was gesehen?“
    „Mehr oder
minder. Wenn ich überlege, wie viele Nachtwehrer Wache hatten. Sechs auf
Posten. Allerdings schien nur Dagrim wach gewesen zu sein.“
    „Ich kenne
Dagrim. Ein ernster junger Mann. Was hat er gesehen?“
    „Er sprach
von Nebel und Schatten, nichts Konkretes.“ „Schatten?“
    „Er war sehr
aufgeregt. Ich habe ihn erstmal ins Bett geschickt. Da ist aber eine Sache, die
mir Kopfzerbrechen bereitet. Alle Nachtwehrer erzählten mir von einem schlimmen
Streit zwischen Hwarf und Kjeir.“
    „Kjeir?
Dieser Hitzkopf. Ich fürchte, er hat das Temperament seines Vaters geerbt.“
    „Das ist es
ja. Es kam am Öhr zum Streit mit den Fremden. Wie war ihr Name noch gleich?“
    „Blutgut.
Nette Leute, die Blutguts. Harmlos, wenn du mich fragst.“
    „Das sah
Kjeir wohl anders. Es ging so weit, dass Hwarf Kjeirs Bogen zerbrach und ihn
von der Wache enthob.“
    „Das ist
schon Einiges. Kann mir denken, dass sich das ein von Duular nicht
bieten lässt. Ich dachte mir schon immer, dass es für Kjeir noch zu früh ist.
Er ist ein guter Schütze aber viel zu aufbrausend. Hwarf wollte davon nichts
wissen. Das beweist aber noch nicht, dass er es war. Komm schon, Adalar. Trotz
allem ist Kjeir noch ein Junge. Wie sollte er allein Hwarf überwältigen?“
    „Von ganzem
Herzen würde ich dir gerne zustimmen. Leider weißt du noch nicht alles. Am
Tatort fanden wir Kjeirs Umhang!“
    „Gut, das
wiegt schwer. Aber direkt von Mordversuch zu sprechen.“
    „Du hast Hwarf
noch nicht gesehen. Kjeir behauptet, er habe seinen Umhang im Wald verloren.“
    Beide
schwiegen und Hallimasch kaute nachdenklich auf dem Stiel seiner Pfeife. „So
ein Ärger“, sagte er schließlich. Adalar stand auf, ging im Raum auf und ab.
Die genagelten Sohlen seiner Lederstiefel klirrten auf den alten Holzdielen.
    „Der Junge
war bei ihm. Roland, wie man mir sagte. Lag unter der Brücke. War bewusstlos,
als man ihn fand.“
    „Na, das ist
doch was. Hoffen wir, dass er nicht nur betrunken von der Brücke gefallen ist.“
    „Das hoffe
ich auch. Er ist jetzt mit seinem Vater bei Madame Farrah, seiner Tante. Ich
werde später mit ihm sprechen, dann schauen wir weiter.“
    „Das ist
gut. Urteile nicht voreilig.“
    „Natürlich
nicht, mein Freund.“
    „Und du
glaubst ernsthaft, das Kjeir Hwarf, den alten Haudegen, und den jungen Blutgut
verdreschen kann? Bei allem Respekt, das ist doch Unsinn.“
    „Dein
Zweifel in allen Ehren. Aber die Beweise sprechen für sich. Vielleicht hatte er
Hilfe?“
    „Das ist ja
schon eine ausgewachsene Verschwörungstheorie. Und Kjeir?“
    „Er beteuert
seine Unschuld. Was soll er machen? Was soll ich machen? Die Duulars haben sich
mit ihrer hochnäsigen Art so unbeliebt gemacht. Ich kann ihn nicht
herumstolzieren lassen, so lange die Sache nicht geklärt ist.“
    „Das ist die
richtige Entscheidung.“
    „Erkläre das
seinem Vater. Dorn hat mir unmissverständlich klar gemacht, was er von mir und
meiner Entscheidung hält.“ „Du hast seinen Sohn im Gewahrsam. Das musst du
verstehen. Jeder Vater würde so reagieren.“
    „Ja, bestimmt
hast du recht. Wie immer.“
    „Da haben
die Leute ja ordentlich was zu tratschen. Und dann noch die Worte der Bendith
Geserith.“
    „Oh ja“,
lachte Adalar. „Das war ein Volltreffer. Die Ankündigung großer Veränderungen
und die gleichzeitige Aufforderung, sich um seinen eigenen Kram zu kümmern, ist
schon ein starkes Stück. Obwohl, so überrascht war ich nicht. Der Bürgermeister
und ich als Erus dürfen ja im Vorfeld über die Rede der Bendith Geserith
schauen. Dies Anrecht stammt noch aus Zeiten, als solch ein Amt gern
missbraucht wurde, um persönliche Ziele durchzusetzen. Da hat die eine oder
andere Bendith Geserith gern mal zum Lynchmord aufgerufen. Durch den Zweit- und
Drittleser

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