Der Sommer der Vergessenen (German Edition)
euch, die Düsternis wird
zurückkehren.“
Sie alle
trugen weite, grüne Roben. Wie auf ein geheimes Zeichen hin nahmen sie die Hüte
vom Kopf, legten sie ab, und setzten sich.
Der siebte Farindor
war Hallimasch. „Ich bin Hallimasch. Und ich freue mich über euer Kommen.”
„Was für ein
Auftritt“, flüsterte Grellon.
Aber
Kinsella reagierte nicht. Dorn trat in die Mitte des Saals.
„Ich
protestiere! Die Farindor haben mit der Sache nichts zu tun! Ich verlange, dass
sie den Raum verlassen, bis die Angelegenheit besprochen ist!“
„Du redest
wie immer nur die Halbwahrheit, Dorn.“ Es war Findrack, der sprach. Er war der
einzige Farindor, der keinen langen Bart trug. Dichte Bartstoppeln bedeckten
sein Gesicht. Selbst unter dem weiten Cape erahnte Grellon die breiten
Schultern. Auch schien er jünger zu sein als die anderen. Sein Haar war kurz
und dunkel. Seine Haut war so blass, dass sie im Kerzenlicht fahl zu leuchten
schien. Und seine Stimme zitterte vor unterdrückter Wut. „Wir haben natürlich
mit der Sache zu tun. Sind nicht wir alle gemeinsam die Behüter? Sind nicht
wir, die sieben Farindor, so wie die anwesenden Neolinga, verantwortlich für
die Geschicke von Neunseen? Ist nicht unser Superior Hallimasch anwesend wie der
Eure Adalar? Und ist nicht ein Verbrechen in der Stadt passiert, die genau so
die Unsrige ist wie die Eure?”
„Dies hier
ist kein offizielles Gerichtsverfahren. Es ist lediglich eine Anhörung, um die
Unschuld meines Sohnes zu beweisen. Somit haben die Farindor hier nichts zu
suchen!“ Findrack richtete seinen Blick auf Adalar. „Und was befugt dann die
Neolinga, hier zu sein?”
„Die
Neolinga sind auf meinen persönlichen Wunsch hier”, verkündete Dorn.
„Und die
Farindor auf meinen”, entgegnete Hallimasch.
„Ich
protestiere! Wir wissen alle, dass das Verhältnis zwischen Farindor und
Neolinga kein gutes ist. Ich will nicht, dass die Farindor sich an mir rächen,
indem mein Sohn für etwas bestraft wird, das er nicht getan hat!“
„Und wieder verrätst
du dich durch deine eigenen Worte. Uns solche Boshaftigkeit zu unterstellen,
zeugt nur davon, wie niederträchtig und berechnend du selbst bist.“
„Findrack,
ich bitte dich. Solche Bemerkungen führen zu nichts”, mahnte Adalar.
„Wie wahr”,
bekräftigte Hallimasch. „Ich hatte meine Gründe, die Farindor einzuladen. Jedoch
war es nicht mein Ziel, dass ihr euch streitet wie die Kinder im Sandkasten.
Wenn die Herren für einen Moment ihr Gemüt im Zaum halten würden. Ich möchte
von einer Begebenheit berichten, die ich im Zusammenhang mit dem, was Hwarf
geschehen ist, als äußerst interessant erachte. Ich möchte auch deine Meinung
dazu hören, Kinsella.”
Alle
Anwesenden schwiegen, und Hallimasch sprach weiter. „Es erscheint mir sehr
unwahrscheinlich, dass der junge Kjeir der Täter ist. Die genauen Zusammenhänge
gilt es, noch zu klären. Aber ich möchte die Vermutung in den Raum stellen,
dass Hwarfs tiefer Schlaf einen übernatürlichen Ursprung hat. Ich vermute, es
steckt ein Fluch dahinter.”
„Das ist
Unfug! Solche Magie gibt es nicht mehr. Seit vielen Jahren schon nicht. Das weiß
jedes Kind!”, erklärte Straun, der Farindor.
„Noch
gestern hätte ich dir ohne zu zögern zugestimmt, werter Straun. Aber es ist
etwas im Gange im Nachtschattental. Wie sonst ist es zu erklären, dass es mir
heute Morgen gelang, ein Feuer zu sprechen?“
Findrack
sprang auf. „Das ist unmöglich! Die Quelle ist zerstört. Endgültig!“
„Das ist Lüge!”,
brüllte Dorn.
„Aufschneider!”,
rief einer der Neolinga.
Die Farindor
steckten die Köpfe zusammen.
„Wir
brauchen Beweise”, verkündete Nopogo.
„Meine
Herren! Ruhe!”, forderte Adalar wiederholt.
Kinsella wartete,
bis Ruhe eingekehrt war, bevor sie sprach. „Auch ich habe Veränderungen
bemerkt. Es liegt was in der Luft. Etwas Neues und Altes zugleich. Es fällt mir
schwer, das genauer zu benennen.“
„War es das,
was du in deiner Rede zum Apfelfest angedeutet hast?”, fragte Adalar.
„Ja”.
„Unsinn!
Woher willst du das wissen?”, rief Darragh, der Neolinga.
„Woher ich
das weiß? Ich weiß es einfach. Woher weiß die Schwalbe, wo Süden ist?”
„Weil sie …
ach!”, stammelte Darragh und verstummte.
Sulock, der
Farindor, wedelte aufgeregt mit einem Stift herum „Ich will Beweise! Und ich
werde alles notieren”, quäkte er.
Kilian löste
sich aus der Reihe der Neolinga. „Wie soll das möglich sein? Wir
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