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Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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zu Besuch hier. Das war
etwa ein Jahr vor der Geburt ihres Sohnes Roland. Ich habe Viviannes Mut stets
bewundert. Sie verließ das Tal und meisterte ein Studium, das für viele im
krassen Gegensatz zu ihrer Ausbildung als Hexe stand. Doch nicht für sie. Und
sie ließ vieles dafür zurück. Es ist nicht leicht, Heimat und Familie hinter sich
zu lassen, und woanders neu anzufangen. Ihr wart ein wundervolles Paar,
Grellon. Ich glaube nicht, dass sie es ohne dich geschafft hätte. Ich erinnere
mich genau. Es war beim Fest, gestern vor vierzehn Jahren. Vivianne traf
Freunde aus ihrer Zeit in der Farralot. Was schweißt mehr zusammen, als
gemeinsam die Schulbank zu drücken? Diese Freundschaften halten ewig. Selbst,
wenn man sich zwischendurch jahrelang aus den Augen verliert. So begannen die
Treffen der ehemaligen Zauberlehrlinge. Jedoch war Zauberei nie ihr Thema.
Freundschaft war es. Vielleicht der größte Zauber von allen. Bis der Fremde
erschien. Es war ein charismatischer junger Mann. Ich weiß bis heute nicht, wo
er herkam. Er wirkte gebildet und eloquent, obwohl er kein ehemaliger Schüler
der Farralot war. Zumindest kannte ihn keiner. Durch seine besondere Art wurde
er schnell zum Mittelpunkt der Gruppe. Dann kam der Sommer, in dem Rolo geboren
wurde. Vivianne erholt sich dank meiner Pflege rasch von den Strapazen der
Geburt. Der gute Grellon kümmerte sich rührend um den Jungen. So hatte Vivianne
viel Zeit, die sie mit ihren Freunden verbrachte. Wieder tauchte der Fremde
auf.“
    „Wieso bin
ich darüber nicht informiert worden?“, beklagte Nopogo, der Farindor.
    „Weil es
genauso vor deiner langen Nase geschah! Und jetzt möchte ich nicht mehr
unterbrochen werden! Also, wo war ich? Genau. Zu dieser Zeit geschah etwas
innerhalb der Runde. Was es war, wage ich nicht mal zu vermuten. Aus dem
Freundeskreis wurde ein geheimer Bund. Vivianne hatte ein bezauberndes Lachen.
Ich glaube, ich habe es ab diesem Zeitpunkt nie mehr hören dürfen. Das war die
Zeit, in der ich die ersten Veränderungen an ihr bemerkte. Sie wirkte bedrückt,
in sich gekehrt. Aber wenn ich sie darauf ansprach, wiegelte sie ab. Es sei
alles in Ordnung, sagte sie immer.“
    Es war jetzt
ganz still im großen Saal. So still, dass Grellon, tief in Gedanken, ganz leise
sprach. „Ich hatte damals keinen Grund zur Sorge. Wir waren gerade Eltern
geworden. Ich dachte, es täte ihr gut, wieder unter Freunden zu sein. Natürlich
bemerkte ich auch, dass etwas sie beschäftigte. Aber solche Phasen hat doch
jeder mal. Oder? Und kurz nach der Geburt ...“
    „Woher weißt
du all das? Wenn es doch ach so geheim war?“, fragte Dorn.
    „Dazu komme
ich noch. Was mit alten Geschichten und vergnüglichen Abenden begann, endete im
Irrsinn. Sie experimentierten mit alter Magie. Versuchten sich an
Beschwörungen. Dem Erwecken von Toten. Nekromantie in ihrer übelsten Form.“
    Findrack
wurde hellhörig. „Mit welchem Erfolg?“, wollte er wissen.
    Kinsella
schien diese Frage zu ärgern. „Du weißt, mit welchem Erfolg. Mit keinem. Es ist
nicht mehr genug Magie in der Welt. Nicht für die Farindor, nicht für sonst
jemand.“ „Warum haben wir nie davon gehört?“, beklagte Nopogo, der Farindor.
    „Weil das
eine Familienangelegenheit war!“, blaffte Grellon. Er hatte langsam genug.
    „Wie war der
Name dieses jungen Mannes?“, fragte Hallimasch. „Patrick Aurach.“
    Er notierte
den Namen. „Gut. Bitte fahr fort.“
    „Patrick war
sehr unzufrieden mit den Fortschritten, die der Zirkel machte. So nannten sie
sich inzwischen. Magischer Zirkel. Erstaunlich war, wie gut es ihm gelang, die
Mitglieder unter Druck zu setzen. Sein Ehrgeiz schien ansteckend. Er
verbreitete sich wie eine Krankheit. Einzelne Personen wurden für das Scheitern
verantwortlich gemacht. Er drohte ihnen mit Ausschluss. Die Betroffenen waren
bereit, alles zu tun, um das zu verhindern. Auch Vivianne. Sie geriet immer
tiefer in seine Fänge. Als ich es durchschaute, war es längst zu spät.“ Sie
blickte zu Grellon, bevor sie fortfuhr. „Patrick Aurach muss Zugang zu
hervorragenden Bibliotheken gehabt haben. Anders ist nicht zu erklären, dass er
mit derart detailliertem Wissen über die Vergangenheit aufwarten konnte.
Vieles, was Vivianne mir erzählte, musste ich selbst mühsam nachschlagen. Und
es war alles wahr. Er berichtete seinem Zirkel von einer glorreichen
Vergangenheit voller Magie. Einer Welt, beherrscht von einem elitären Kreis mit
unerschöpflicher Macht. Das waren

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