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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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Tochter. Demnach hatte sich die Schlacht verlagert. Sie tobte jetzt zwischen dem Generaldirektor und seiner künftigen Gemahlin.
    »Und was soll nun geschehen?« fragte ich.
    »Ich komme morgen hinaus.«
    »Und die Schule?«
    »Ich werde anrufen. Übrigens, Dodo – bist du allein draußen?«
    »Nein.«
    Schweigen. Dann: »So.« Und spitz: »Welche von beiden ist es denn? Oder gibt es schon eine dritte?«
    »Fräulein Bergmann ist hier. Und der Toni.«
    »Der Toni? Was macht denn der bei dir?«
    »Urlaub.«
    »Na, so was. Also gut, ich komme morgen.«
    Pitschnaß kam ich wieder ins Waldhaus. Lix schlief schon. Die Augen seien ihr zugefallen, berichtete Steffi, und da habe sie sie ins Bett gesteckt.
    »In welches denn?«
    »In deins natürlich.«
    »Und wo schlafe ich?«
    »In dem anderen. Ich werde hier auf dem Sofa schlafen.«
    »Dann schlafe ich auf dem Sofa.« Das würde eine herrliche Nacht werden, das Sofa war nämlich zum Sitzen gedacht, nicht zum Liegen.
    »Da wirst du mich wohl hier nicht mehr brauchen können«, meinte Toni.
    »Du kannst zum Andres ziehen, der hat zwei Zimmer, die er manchmal an Sommergäste vermietet. Soviel ich weiß, ist zur Zeit keiner da.«
    Die Nacht auf dem Sofa war wirklich nicht sehr bequem. Nachdem ich mich eine Weile hin und her gewälzt hatte, stand ich auf und ging vors Haus. Der Himmel war wieder sternklar, die Luft wie Sekt, so frisch und prickelnd. Eine Weile saß ich auf der Schwelle, Dorian verwundert neben mir.
    »Früher, mein Freund, war es viel friedlicher hier«, sagte ich zu ihm. »Über Einsamkeit können wir uns wirklich nicht mehr beklagen. Gar nicht davon zu reden, was morgen alles los sein wird.« Rosalind würde kommen und vermutlich, wie immer, auch Gwen. Auf jeden Fall würde ich in aller Herrgottsfrühe, vor Tau und Tag, zum Reiten gehen. Keine Bange, daß ich nicht wach sein würde, das Sofa würde dafür sorgen. Und Isabel war immer noch das vernünftigste Frauenzimmer in meiner Umgebung.
    Aber dann dachte ich, daß ich Steffi unrecht tat. Sie hatte sich großartig benommen. So ganz einfach war es für sie auch nicht. Mitten in meinen Heiratsantrag hinein platzte meine durchgebrannte Tochter. Nicht sehr romantisch.
    Ob sie schlief? Ob sie mich vermißte?
    Ich hatte es noch nicht zu Ende gedacht, da spürte ich eine leise Bewegung hinter mir, und dann war sie plötzlich da, setzte sich neben mich auf die Schwelle.
    »Du Armer! Du kannst nicht schlafen auf dem kleinen Ding.«
    »Nicht besonders gut. Und warum schläfst du nicht?«
    »Ich bin gar nicht müde. Und ich habe auch keinen richtigen Gutenachtkuß bekommen.«
    Ich sah sie an. Mond war keiner am Himmel, und die Sterne gaben nicht viel Licht. Aber ich sah trotzdem das zärtliche Leuchten in ihren Augen. Ich legte den Arm um sie und zog sie an mich. »Gut, daß ich nicht zu Ende gekommen bin mit meinem Heiratsantrag. Am Ende hättest du eingewilligt, und jetzt täte es dir leid. So kannst du es dir noch überlegen.«
    »Aber ich habe doch schon eingewilligt.«
    »Wirklich? Ich habe nicht gehört, daß du ja gesagt hast.«
    Sie küßte mich leicht auf die Wange und flüsterte: »Ich habe ja gedacht.«
    »Und denkst du es immer noch?«
    »Ja.«
    Ich küßte sie lange. Und dann bat ich: »Sag es noch einmal.«
    Dicht an meinem Ohr flüsterte sie rasch und mit Nachdruck: »Ja. Ja. Ja.«

Große Familienszene
    Der nächste Tag verlief ungefähr so, wie ich es erwartet hatte. Turbulent. Bis auf den Morgen, der war herrlich. Ich verließ das Haus schon gegen fünf Uhr in der Früh auf Zehenspitzen, unrasiert und ungewaschen, und pilgerte mit Dorian gemächlich hinauf zum Gstattner-Hof.
    Wie schön so ein Sommermorgen ist! Man sollte sich diesen Genuß öfter verschaffen. Der Wald erwachte langsam vom Schlaf, die Wiesen waren feucht vom Tau, über den Bäumen war das erste Sonnenlicht zu ahnen, und die Vögel jubelten ihr Morgenlied. Ganz andächtig konnte man werden. Wirklich, man sollte diese schönste Stunde des Tages nicht immer verschlafen.
    Als ich von meinem Ritt zurückkam, traf ich den Andres im Stall.
    »Was is nachher mit dir los?« fragte er verwundert. »Bist unter die Schlafwandler gegangen?«
    »Herrlich so ein Morgen. Ich werd' öfter so früh reiten.«
    Er zog zweifelnd die Brauen hoch.
    »So schaust aus. Findest eh nie aus den Federn. Magst an Kaffee?«
    Ich mochte, denn inzwischen hatte ich Frühstücksappetit. Ich setzte mich zur Mali in die Küche, bekam einen guten starken Kaffee,

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