Der Sommer des glücklichen Narren
Schwarzbrot, frische Butter und eine ordentliche Portion Schinken. Dabei hatte ich gleich Gelegenheit, nachzufragen, ob man den Toni für einige Zeit auf dem Hof einquartieren könne.
»Freili«, sagte die Mali. »An Platz hätten wir scho. G'fallts ihm net mehr bei dir?«
Also berichtete ich über die Ankunft meiner Tochter und in etwa, was vorgefallen war.
»Mei, das arme Madl«, sagte die Mali mitleidsvoll. »So a Stiefvater, des ist nix Rechts. Und wenn des so a Großkopfeter ist, dann spinnt er eh. Die spinnen alle. Kommt dann am End' dei Frau aa wieder zruck?«
»Schmarrn«, belehrte sie der Andres. »Die kann er net brauchen. Er hat doch a Neue.«
»Freili, i woaß ja eh. Die Steffi. Willst di denn aa wirkli behalten?«
Ich nickte, den Mund voller Schinkenbrot.
»Mir g'fallts gut«, sagte die Mali. »Ich glaub', sie paßt net schlecht zu dir. Und was sagt die Lix dazu?«
»Die wird sich daran gewöhnen müssen.«
»Und die ander?« fuhr die Mali nach einer hinterlistigen Pause fort.
»Was für eine andere?« fragte ich irritiert.
»Na, die Kloa vom Grafen drent. Die kommt do aa no allerweil.«
»Mali«, sagte ich kopfschüttelnd, »wie kommst du mir denn vor. Gwen ist achtzehn Jahre alt.«
»Freili, arg jung is noch. I hab' nur denkt, weil s' allweil bei dir umeinanderhockt.«
»Sie kommt manchmal zu Besuch, und wir reiten zusammen.«
»Aber du hast s' doch gern. Oder net?«
»Schon. Aber doch nicht in dieser Art.«
Die Mali kniff die Augen zusammen und musterte mich ziemlich eindringlich. Mir wurde etwas ungemütlich.
»A schöne Weiberwirtschaft hast beieinand, des muß ma sagen. Grad zugehen tut's bei dir.«
Das stimmte. Im Laufe des Vormittags entwickelte sich ein beachtlicher Rummel im und um das Waldhaus. Zuerst traf Rosalind ein. Gwen nicht viel später. Die erste mit dem Auto, die zweite hoch zu Roß. Die erste geladen wie ein Schießgewehr, die zweite tief gekränkt, weil ich nicht an der Brücke gewesen war.
Steffi hielt sich bescheiden und möglichst unauffällig im Hintergrund, und nachdem sie ein wutglitzernder Blick von Rosalind getroffen hatte, verzog sie sich zu Toni an den Waldrand. Dorthin schickte ich auch Gwen, die eintraf, als sich das Gespräch zwischen Rosalind, Lix und mir seinem ersten Höhepunkt näherte.
Ich schob Gwen ziemlich unsanft aus dem Zimmer, nachdem sie ungeniert hereingekommen war, mich ihre Vorwürfe hören ließ und Miene machte, sich häuslich auf dem Sofa niederzulassen.
»Ich hab' jetzt keine Zeit, das siehst du doch«, sagte ich zu ihr, als wir vor der Haustür standen. »Geh ein bißchen zu Steffi und Toni.«
»Was gibt's denn?« fragte Gwen neugierig. »Krach?«
»So was Ähnliches.«
»Kann ich mir denken, wenn die da ist.« Das ›die‹ bezog sich auf Rosalind und war von einer verächtlichen Kopfbewegung zum Haus hin begleitet. »Die kann ich sowieso nicht leiden.«
»Schön. Dann kannst du sie eben nicht leiden. Entschuldige, aber das ist mir ziemlich Wurscht.«
»Ja, ich weiß schon. Dir ist alles Wurscht, was ich sage und tue. Dir wird es auch Wurscht sein, daß ich nächste Woche abreise.«
»So?« fragte ich, wirklich etwas gleichgültig.
Gwen blitzte mich wütend an. »So, ja!« äffte sie mich nach. »Das ist alles, was du dazu sagst. Wahrscheinlich bist du froh, mich loszuwerden.«
»Aber Kind …«
»Sag nicht immer Kind zu mir! Ich bin kein Kind. Und ich werde froh sein, wenn ich dich nicht mehr sehen muß.«
»Gut. Wie du meinst. Und jetzt sei so lieb und setz dich zu Steffi.«
»Ich kann ja auch wieder nach Hause reiten.«
»Das kannst du natürlich auch«, erwiderte ich und meinte es auch so. »Wir treffen uns dann morgen.«
»Das bezweifle ich«, gab Ihre Durchlaucht hochmütig zur Antwort und steckte die Nase in die Luft.
Sie warf noch einen verachtungsvollen Blick auf Rosalind, die unter der Tür aufgetaucht war, um zu sehen, wo ich geblieben war. Dann stolzierte sie über die Wiese. Rosalind sah mich giftig an.
»Daß du dich nicht schämst. Alle diese Frauenzimmer hier. Und da soll ich meine Tochter hierlassen. Nie, nie.«
»Also, bitte«, sagte ich gereizt, »von mir ist jetzt nicht die Rede. Beenden wir erst einmal das Hauptthema.«
Drin im Zimmer saß Lix auf dem Sofa und heulte. Sie sah verbockt und böse aus. Es schien, Rosalind hatte nicht gerade den besten Einfluß auf sie ausgeübt.
»Hör auf«, sagte ich zu Lix. »Warum heulst du denn auf einmal?«
»Ich habe ihr eine heruntergehauen«, sagte
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