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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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denen.«
    Ich schwieg und blickte meine Tochter an. Sie erwiderte meinen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Dann stand sie auf, stellte sich vor mich hin und sagte: »Es hat keinen Zweck, wenn du mich zurückschicken willst. Ich gehe nicht zurück. Nie. Und wenn du mich nicht haben willst, dann gehe ich ganz fort.«
    »Und wohin, wenn ich fragen dürfte?«
    Jetzt begann ihre Unterlippe zu beben und ihr Blick zu flackern. »Das … das weiß ich noch nicht. Aber zurück gehe ich nicht, wenn du mich nicht haben willst.«
    »Wer redet davon, daß ich dich nicht haben will. Aber es würde mich interessieren, was eigentlich vorgefallen ist.«
    Plötzlich war es um ihre Fassung geschehen. Sie rief noch: »Oh, Paps!«, und da kullerten ihr schon die Tränen aus den Augen. Wie ein kleines Kind drängte sie sich an mich, schlang die Arme um mich und schluchzte.
    Ich streichelte sie und murmelte beruhigende Worte. Irgendwann würde ich schon erfahren, was geschehen war. Zunächst einmal mußte sich das Kind beruhigen. Etwas hatte sie völlig aus der Fassung gebracht.
    Steffi ging ins Haus nach dem Zitronenwasser, Toni wiegte bedauernd den Kopf, ließ sich dann in seinen Sessel nieder und wartete interessiert die weitere Entwicklung ab.
    Lix trank zwei Glas Zitronenwasser, nachdem sie mit dem Weinen fertig war.
    »Weiß deine Mutter, daß du hier bist?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Soll ich das so verstehen, daß du ausgerissen bist?«
    »Ausgerissen!« Sie hob die Schultern. »Ich hab' mein Rad genommen und bin eben weggefahren.«
    »Und was war los?«
    Lix warf einen finsteren Blick auf Steffi und Toni und schwieg.
    »Gehen wir ins Haus«, sagte ich.
    Ich legte meinen Arm um ihre Schultern, und wir gingen hinein.
    »Also?« sagte ich, als wir allein im Wohnzimmer waren.
    »Er hat mich geschlagen.«
    »Wer?«
    »Der Killinger.«
    Der Herr Generaldirektor hatte meine Tochter geschlagen. Seine zukünftige Stieftochter.
    »So«, sagte ich. »Warum?«
    »Ach, bloß wegen seinem dämlichen Rasen. Gras ist doch schließlich dazu da, daß man darauf gehen kann, nicht? Nicht bloß zum Angucken. Wir gehen ja hier auch auf dem Rasen. Wir sind doch nie darum herumgegangen. Und er hat sich mit dem blöden Rasen, und der Gärtner muß kommen, und da wird ewig daran herumgeschnippelt und gesprengt und gefummelt. Und da hat er mir eine heruntergehauen. Aber ich lass' mich von dem nicht schlagen. Ich lass' mich von niemand schlagen. Höchstens mal von Mutti, das gilt nicht. Aber von dem noch lange nicht. Und ich hab' ihm auch eine geklebt.«
    Fast hätte ich gelacht. »Du hast ihm eine – geklebt?«
    »Ja«, rief Lix wild. »Es kam ganz von selbst. Als er mich geschlagen hat, habe ich zurückgeschlagen. Ich wollte es gar nicht, aber meine Hand tat es ganz von selbst. Und es tut mir nicht leid. Daß du es weißt, es tut mir nicht leid. Ich lass' mich nicht von einem fremden Mann ins Gesicht schlagen. Du hast mich auch nicht geschlagen. Nie. Und du bist schließlich mein Vater. Und ich war bestimmt manchmal ungezogen.«
    »Bestimmt«, sagte ich und setzte mich erst mal hin.
    Ich hatte sie nie geschlagen, das stimmte. Ich bin der Meinung, daß man Kinder auch ohne Schläge erziehen kann. Und ich glaube, meine Autorität war immer groß genug, daß ich darauf verzichten konnte. Lix war immer ein kluges Mädchen. Man konnte mit vernünftigen Worten und Belehrungen sehr viel bei ihr ausrichten.
    Gewiß, Rosalind rutschte manchmal die Hand aus. Aber das nahmen beide, Mutter und Tochter, nicht sehr schwer. Das galt nicht, wie Lix gerade gesagt hatte.
    Und was nun Herrn Killinger betraf, so war ich auch der Meinung, daß er seine Kompetenzen überschritt.
    »Erzähl mir das mal richtig mit dem Rasen«, forderte ich sie auf.
    Mit dem Rasen war es so, daß sie nicht nur darauf spazierengegangen war, sondern sie hatte Herrn Killingers kostbaren, gärtnergepflegten Rasen als eine Art Sportplatz betrachtet. Sie hatte ein Seil gespannt und mit Dolly Hochsprung geübt. Ausdauernd. Weil, wie sie sagte, sie zwar gut in Hochsprung sei, aber doch nicht gut genug. Zwei in ihrer Klasse sprangen höher, und das ärgerte sie.
    »Muß man doch trainieren, nicht? Und der Rasen war prima dazu geeignet.«
    »Wenn er doch aber nicht wollte, daß ihr auf seinem Rasen herumtrampelt. Das hat er euch doch sicher gesagt. Oder?«
    »Ja, schon. Früher mal. Und Dolly wollte auch erst nicht. Aber dann fand sie es auch prima. Sie springt natürlich viel schlechter als

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