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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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gefunden hatte.
    Steffi dachte natürlich auch daran.
    »Hier war es«, sagte sie.
    »Ja.«
    Sie blickte über die Wiesen, hinüber zu den Bergen. Sie war ernst und sehr nachdenklich.
    »Vielleicht hätte ich doch mit in die Stadt fahren sollen«, murmelte sie nach einer Weile.
    »Warum?«
    »Ach nur so.«
    Schweigend gingen wir wieder nach Hause. Zum Abendessen hatten wir beide wenig Hunger, das kam von dem Kuchen. Wir aßen lustlos jeder ein Brot. Dann setzte ich mich aufs Sofa und breitete meine Manuskriptblätter aus. Steffi saß mit dem Buch in einem Sessel und las.
    Ich blickte mehrmals zu ihr hinüber.
    Was hatte ich falsch gemacht? Sie hatte sich großartig benommen an diesem Nachmittag. Und sie war nicht mitgefahren, sondern war hier bei mir geblieben. Es war eine Solidaritätserklärung gewesen. Oder nicht?
    Doch, zweifellos. Und irgendwie hatte ich nicht richtig darauf reagiert, das war mir klar. Ich mochte Steffi doch, und ich war sehr froh, daß sie hier war. Aber Rosalinds Gegenwart hatte mich verwirrt. So weit war ich noch nicht, daß ich meine Gemütsruhe bewahren konnte, wenn Rosalind in der Nähe war.
    Liebte ich sie noch? Nein! Nein! Ich wollte nicht und konnte nicht, und es war vorbei, verdammt noch mal.
    Der Schein von der Stehlampe fiel auf Steffis Haar und zauberte einen goldenen Schimmer hinein. Ihr geneigtes Gesicht war schmal und sanft und rührend jung. Ein wenig hilflos sah sie aus, ein wenig verlassen. Hatte ich ihr weh getan? Das war das letzte, was ich wollte.
    Sie sah auf und traf meinen Blick.
    »Komm her«, sagte ich leise.
    Und sie kam. Sie stand auf und kam um den Tisch herum zu mir. Ich nahm sie bei der Hand und zog sie neben mich auf das Sofa, legte meinen Arm um sie und küßte sie. Es war ganz einfach und ganz selbstverständlich. Sie war weich und nachgiebig in meinem Arm. Ihr Mund war zunächst ein wenig fremd, aber nachdem wir uns eine halbe Stunde lang geküßt hatten, auch nicht mehr.
    Hatte ich eigentlich jemals eine andere Frau geküßt als Rosalind? Vielleicht ganz früher mal, in einem anderen Leben. Ich hatte es vergessen. Es war lange her. Und so würde ich Rosalind jetzt vergessen. Ich würde nicht mehr an sie denken. Ich wollte nicht mehr.

Aurora, die Göttin der Morgenröte
    Die Woche begann meinerseits mit einem riesigen Tatendrang und dem deutlichen Gefühl, daß das Leben eine herrliche Sache sei. Ohne Liebe taugte eben das Dasein nichts, es war eine nicht zu leugnende Tatsache. Und in meinem Leben hatte nun also die süße Blume Liebe wieder zu blühen begonnen. Die süße Blume, die bittere Blume. Die süße Blume mit dem manchmal bitteren Duft. Es war noch eine kleine bescheidene Pflanze, man mußte sie sorgsam hegen und pflegen. Die Sonne darauf scheinen lassen und sie ständig begießen. Es geschah nichts von selbst auf dieser Welt. Ich war mittlerweile alt genug geworden, um das zu wissen. Man mußte sehr viel tun zu den Dingen und an den Dingen, die einem am Herzen lagen, mußte wissen, wie man mit ihnen umging und wie man sie behandelte. Nichts war schwieriger zu behandeln als die Liebe. Eine junge Liebe genauso wie eine alte Liebe, eine große Liebe wie eine kleine Liebe. Die junge, damit sie alt werden konnte, und die kleine, damit sie groß wurde. All das wußte ich nun. Nicht umsonst war ich vierzig Jahre alt geworden. Und ich war voll des besten Willens, es diesmal bestimmt richtig zu machen. Vielleicht war ich ein Narr, das zu denken. Aber ich war fest entschlossen, ein glücklicher Narr zu sein.
    Heiteren Gemütes radelte ich durch die Felder, nachdem ich Steffi in den Frühzug gesetzt hatte, und sang dabei laut vor mich hin. »Süße Blume der Liebe! Bittere Blume des Glücks! Ein glücklicher Narr ging durch den Wald und fand die bittersüße Blume der Nacht!« So etwa sang ich vor mich hin. Es fehlte nicht viel, und ich würde mich wieder einmal an Lyrik vergreifen, das hatte ich viele Jahre lang vermieden. Aber ich spürte Steffis Lippen noch auf den meinen, hatte noch das Gefühl in meinen Armen, ihren festen schlanken Leib zu halten. Eine junge Frau, zart und kraftvoll zugleich. Sie war bei mir geblieben. Sie würde wiederkommen. Ich war nicht mehr allein. An Rosalind dachte ich nicht mehr. Nicht an diesem Morgen.
    Als ich auf dem Gstattner-Hof ankam, stand der Andres mit dem Tierarzt vor der Stalltür.
    »No, du strahlst ja wie die Heiligen Drei Könige in einer Person«, begrüßte mich der Andres. »I ko mir scho denken, warum.«
    Der

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